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So ist es. |
Es war wieder ein fantastischer Morgen. Und heute ein ganz besonderer. Es ist Wochenende, die Straßen voll mit Menschen, die den freien Tag genießen. Samstag ist auch Markttag und so waren die Wege voll mit Obst- und Gemüseständen. Das große Spektakel erwartete uns in der Markthalle, wo das Fleisch mit Marktschreierrufen unter die Leute gebracht wurde.
Auch in Exarchia war ein kleiner Markt in den Hängen aufgebaut. Plötzlich zieht mich ein älterer singender Herr hinter seinen Stand, drückt mir einen Strauch in die Hand und eine rote große Beere in den Mund. Ähm ja. Hilfe! Er verkaufte es, als etwas, was man nur in Griechenland bekommt: es war die Frucht eines Erdbeerbaums. Ich erinnere mich, dass man in Portugal Schnaps damit brennt und dieser den Ruf hat, blind zu machen. Ich sah noch alles und hatte nun Gestrüpp in der Hand, was ich durch Athen schleppte.
Ein Markt ist wie ein eigener Mikrokosmos: Menschen treffen sich, quatschen über Neuigkeiten, kaufen Lebensmittel, hören griechische Gesänge der Verkäufer und eine Souvlaki Händlerin verteilt Fleisch und Getränke.
Wir kamen an den kleinen Hauptplatz des Stadtteils. Dieser ist mit 3 Meter hohen Bauzäunen und Polizei an jeder Ecke, bewaffnet mit Tränengas, Knarren und Schutzschildern bewacht. Warum? Weil hier eine Metrostation gebaut wird und man sich hier gegen Gentrifizierung wehrt im linksten Viertel Athens. Normalerweise traut sich hier auch keine Polizei mehr rein, nachdem bei Demonstrationen ein Jugendlicher durch die Polizei erschossen wurde.
Exarchia war toll. Es gab keine weiße Fassade mehr. Es war bunt, nicht aufgeräumt, alternativ mit hippen Cafés und Läden. Wir haben es geliebt. Andere Ecken von Athen machen einem da schon viel mehr unheimliche Gefühle. Wer weiß, wie es nachts ist. Das können und wollen wir nicht beurteilen.
Wir sehnten uns wieder nach Ruhe und verzogen uns in den Nationalgarten. Die Mönchssittiche waren hier besonders, sagen wir, aufgeweckt und vor allem sehr nah, sodass man sie sich genau ansehen und vor allem fotografieren konnte.
Als wir am Präsidentenpalast ankamen, war gerade Wachablösung der Evzonen, der ehemaligen königlichen Leibgarde – heute Soldaten. Da denkst du dir als junger Grieche: „Cool. Ich gehe zum Militär!“ Männlichkeit, Prestige und so weiter. Und dann springst du jeden Tag vor Tausenden in weißen Strumpfhosen vor dem Palast und musst die Beine höher schmeißen als beim Ballett.
Ein Mann da oben benahm sich ziemlich komisch. Er schaute sich immer so um und auf einmal war er im Gebüsch und tat da irgendetwas, was wir nicht sehen konnten. Merkwürdig und gruselig irgendwie. Als wir dann weiterliefen, war uns wieder bewusst, dass Gute im Menschen zuerst sehen zu sollen. Eine weiße Serviette lag am Boden, umrandet von Steinen, damit sie nicht wegfliegt. Auf ihr lag Futter und vor ihr stand eine Katze, die es sich genüsslich schmecken ließ.