So, da befinden wir uns nun - 1500 km weit entfernt vom nächsten Festland. Genauer, das von Portugal. Mit einem spektakulären Flug über Lissabon und einer waghalsigen Landung auf Sao Miguel sind wir auf den Azoren angekommen. Es ist schon sehr gruselig, wenn das Fahrwerk mitten über den Ozean ausfährt, und weit und breit ist kein Land in Sicht. Der Flughafen in Ponta Delgada war, sagen wir, winzig. Man lief gemütlich die Treppe runter, passierte das mini-kleine Terminal und stand auch schon auf der Insel.
Gestern Abend war es schon spät. Wir landeten nach dem Sonnenuntergang und waren froh, noch eine Silhouette der Insel zu erhaschen. Umso gespannter waren wir an diesem Morgen, wie sich Sao Miguel uns präsentieren wird. Wenn wir nun aus den großen Fenstern schauen, fühlt es sich an, als wären wir auf einem Kreuzfahrtschiff. So nah ist uns das Meer hier.
Wir stiegen in unseren Mietwagen und machten uns auf Richtung Osten. Die Straßen sind mega eng, der Wind peitschte, es gibt total viel Weideland, wo schwarz-weiß getupfte Kühe grasen. So viele Facetten von Grün haben wir noch nie gesehen. Überall Palmen, Farme und Pflanzen, die irgendwo in einem Tropenhaus stehen könnten.
Während wir die ganze Zeit den Geschmack von Salz im Mund haben, ist die Vorstellung irgendwie gruselig, mitten auf dem Atlantik auf einer winzigen Insel zu stehen. Kaum verlässt du die Küstenlinie und fährst nur ein Stückchen ins Landesinnere, bist du mitten im dichten Nebelwald. Überall tropft es von den Bäumen, vermooste Picknickplätze und skurrile Parks, wo plötzlich Hühner auftauchen.
Wir hielten am Furnas Lake, mitten im dichten Tropenwald, um eine Wanderung zu machen. Am Ende war es wohl einer der schönsten, die wir je getan haben. Überall Vögelgezwitscher, Dschungel, Nebelwald, kaum Menschen. Es war so mystisch. Wir entdeckten auf unserem Weg Pflanzen, die wir noch nie zuvor gesehen haben.
Nicht nur die Vegetation erinnerte irgendwo an den Nebelwand in Kolumbien. Es war auch warm wie in Südamerika. Schön, endlich dem kalten Winter in Deutschland zu entfliehen. Allerdings lassen sich die Azoren mit eigentlich nichts vergleichen, was wir jemals zuvor in Europa gesehen haben.
Wir kamen an die Geothermalfelder von Furnas. Sagen wir, an eins der Geothermalfelder von Furnas. Überall brodelte es, riesige Dampfsäulen schossen in den Himmel und die Restaurants der Gegend brachten ihre Kochtöpfe. Klingt skurril, ist aber so. Hier wird nämlich mit dem Wasser in den Erdlöchern gekocht. Den speziellen Furnas-Fleischeintopf – Cozido das Furnas. Du bringst ihn hin, ein Mann schmeißt ihn ins Loch und nach 6 Stunden kannst du ihn wieder abholen.
Furnas selbst ist eine nach Eier riechende tropischen Enklave. Ein Paradies zwischen Schwefelfeldern und Wasserdampf. Eingehüllt von riesengroße Palmen im Nebelwald. Der erste Tag geht zu Ende und die Azoren haben uns jetzt schon wirklich sehr überrascht.