km 2.541 – Boya Lake, BC bis Carcross, YK
Heute hatten wir die erste Nacht ohne Dunkelheit. Die Sonne hielt sich die ganze Zeit orangefarbend knapp unter dem Horizont. Dafür war es kalt. Richtig kalt – 6 Grad Celsius oder so. Das hielt uns nicht davon ab, auf die Idee zu kommen, Haare zu waschen. Das Wasser kam aus einem Brunnen und war selbst zum Trinken viel zu kalt. Auf der Kopfhaut angekommen, war es die Hölle. Naja, was soll es. Die letzte Dusche ist schon eine Weile her und ein bisschen kultiviert müssen wir ja aussehen.
Die letzten Kilometer des Highway 37 führten durch riesige Waldbrandgebiete. Manche Stellen waren wohl in den letzten paar Monaten erst abgebrannt, andere regenerieren sich wahrscheinlich seit Jahrzehnten. Es ist aber immer wieder schaurig, solch eine Landschaft so zu durchfahren.
Nun bogen wir endlich auf den Alaska Highway ab, der hier bereits fast 1000 km lang war und von hier noch weitere 1200 km bis nach Delta Junction in Alaska führt. Die Straße im Yukon ist wirklich toll. Sie ist riesig und mit großen Seitenstreifen, um anhalten zu können. Links und rechts befinden sich weite grasbewachsene Schneisen, wo man sehr gut Wild sehen kann und dann kommt der tiefe Wald. Wir fühlten uns frei und suchten nach Bären. Ein Elch war bis dahin schon dabei.
Die Bärensuche gestaltete sich schwierig. Wir fragten uns, was jetzt anders ist als damals, wo wir auf den bisherigen Strecken schon ein paar gesehen hatten. Dann war es soweit, eine Baustelle. Wir mussten über ca. 3 km dem Pilot Car (Vorausfahrzeug) folgen. Und da stand er an der Böschung, perfekt in Szene gesetzt mit zimtbraunen Fell. Verflucht. Wir durften ja nicht anhalten und mussten dem Auto hinterher.
Wir suchten etwas zum Pause machen und fuhren ab vom Highway eine enge Schotterstraße in den Wald hinein, um auf einer Lichtung einen kleinen Rastplatz vorzufinden. Während unser Wasser für das Frühstücksporridge kochte, entdeckte ich Schwarzbärspuren am Strand. Ok, dann esse ich ab jetzt im Stehen immer mit Blick zum Fluchtort, dem Auto.
Wir kamen nach Teslin, wieder eine Ortschaft mit einer zentralen Tankstelle und gutem WLAN. Es war also Zeit sich über alle möglichen wichtigen Dinge zu informieren, den Blog vom Vortag hochzuladen und das bunte Treiben der Tankstelle zu beobachten. Dann ging es weiter und wir nahmen die Abbiegung Richtung Skagway, Alaska. Wir haben nämlich einen Plan. Die 600 km, die wir letztes Mal als „Umweg“ in Kauf nehmen wollten, geht es dieses Mal nach Haines mit der Fähre. Es bleibt spannend.
Auf dem Weg standen immer wieder große Schilder mit Grizzlybären darauf. Genauer wurde man darauf hingewiesen, dass man doch bitte im Umkreis von 100 Metern dieser Straße keine Jagd auf Bären veranstaltet. 101 Meter sind wieder kein Problem zum Abschießen der gewaltigen Tiere. Obwohl nun dies der sicherste Ort für einen Bären war, begegnete uns keiner. Vielleicht auch gut so. Obwohl wir im Auto ja stets sicher sind.
Wir kamen nach Carcross, eine hübsch erhaltene bzw. restaurierte Siedlung der First Nation. Hier fährt seit einer längst vergangenen Zeit ein Zug nach Skagway in Alaska über den White Pass. Es muss eine fantastische Reise sein. Dies nutzen vor allem Kreuzfahrttouristen, die in Skagway in den Zug steigen und hier in Carcross landen, um mit Bussen wieder eingeladen zu werden.
Wir hatten ein Ziel, wenige Kilometer außerhalb von Carcross, den einsam gelegenen staatlichen Conrad Campingplatz am Nares Lake, mitten im Grizzly Gebiet. Eigentlich ist er immer sehr voll, laut Internet. Aber wir mussten dort einen Platz bekommen, um nicht, wie vor 5 Jahren, am einsamen Tushi Lake zu stranden. So mutig sind wir anscheinend nicht mehr.
Während wir morgens noch bibbernd aus dem Schlafsack krochen, hatten wir heute tolles Wetter mit 25 Grad Celsius, unsere bisherige Höchsttemperatur. Es war herrlich abends draußen zu sitzen und den Krähen beim Zanken zu zuhören bzw. den Blick schweifen zu lassen, ob sich nicht hinter der nächsten Ecke ein Grizzly versteckt.