Wir gingen es morgens mal etwas ruhiger an. Schließlich ist heute noch die große Silvesterfeier in Taipei, sodass wir erst gegen 10 Uhr aus dem Hotel in Keelung auscheckten. Wir schauten uns noch ein bisschen in der Stadt um und mussten feststellen, dass wir wahrscheinlich die ersten Mülleimer Taiwans sahen. Es ist nämlich ähnlich wie in Japan, dass es einfach keine öffentlichen Abfallcontainer gibt.
Wir suchten uns das erste Frühstückscafé. Moment, Café kann man das überhaupt nicht nennen. Sondern es sind mit Gasbrennern ein paar Küchenutensilien aufgebaut. Dort werden drin in großen Pfannen Scallion Pancakes, also Pancakes mit Frühlingszwiebeln gefüllt, gebraten. Wir holten uns diese bzw. eine warme Sojamilch und setzten uns in den nächsten Park. Dies ist übrigens ein typisches taiwanesisches Frühstück. Während Du allerdings in der Schlange anstehst, stinkst Du natürlich sofort nach Frittierfett.
Wir stiegen bergauf zum Chung Cheng Park, der wunderschöne Tempel mit großen Statuen beherbergt. Wir haben versucht, die große Tempelglocke zu läuten, indem man einem riesigen Baumstamm dagegen rammt. Bloß gut, wir haben die Sojamilch getrunken, sonst hätten wir das nicht geschafft.
Von hier aus kommt man auch auf den Keelung Tower, ein hoher Aussichtsturm, der übrigens völlig kostenlos ist. Man hat einen fantastischen Blick über den Hafen der Stadt. So wie überall stehen auch hier Menschen, die dir zeigen, was du dort und dort sehen kannst, die für deine Sicherheit sorgen oder dir den Fahrstuhl ranholen. Die Taiwanesen sind ein sehr herzliches Volk.
Am Hafen von Keelung stürzen sich Adler ins Wasser, um Fische rauszufangen. Was für ein Spektakel! Genau hier nahmen wir auch den Bus und fuhren in das 20 Kilometer entfernte Yehliu. Der Fahrstil des Fahrers, sagen wir mal abenteuerlich, aber irgendwie auch verständlich. Der Bus fiel bergauf fast auseinander.
Wir besuchten den Yehliu Geopark, also verschiedene Felsformationen, sogenannte Hoodoos, die sich direkt an der Küste befinden. Wir interessierten uns für die Steine, die Filipinos nur für ihre Selfies und TikToks. Leider ist dieses Phänomen weltweit, aber in der Region besonders ausgeprägt. Meine Güte, man kam manchmal nicht mal durch, weil alles so zugesperrt war mit irgendwelchen selbstverliebten Menschen.
Tatsächlich sind für diese Leute, oder überhaupt Touristen, nur der vordere Bereich interessant, wo diese ganzen Steinsformationen in die Höhe ragen. Aber die weite Landzunge hoch in den Hängen, die man bis zum Ende laufen kann, interessiert die wenigsten. Uns schon und endlich hatten wir Ruhe. Nur das Meeresrauschen und ein paar Vögel.
Am Ende der Landzunge hoch über den Klippen entdeckten wir ein riesiges Frachtschiff, was seitlich gekippt lag und dessen Kräne in den Felsen hangen. Wie wir später recherchierten, liegt dieses Schiff seit 31.10.2024 dort, nachdem es schon im Hafen von Keelung Zerstörung angerichtet hat. Taiwan geht von Sabotage durch China aus. Nachdem das Schiff unmanövrierbar war und der Taifun herrschte, lief es an den Felsen seitlich auf Grund. Die Crew konnte gerettet werden. Allerdings befinden sich immer noch 290.000 Tonnen Öl an Bord.
Wir kamen von unserer ruhigen Wanderung an der Küste zurück zu den Steinformationen. Die Hoodoos, also diese Steine, die in die Höhe wachsen und immer breiter werden, sollen verschiedenen Dingen ähneln. Der berühmteste ist der Queens Head oder Königenkopf. Ungelogen war die Schlange mittlerweile locker bis zu 100 Meter lang, um ein Selfie mit einem blöden Stein zu bekommen.
Wir suchten uns den nächsten Bus und fuhren zu unserem letzten Ziel, nach Taipei. Auch dieser Bus röhrte ziemlich auf dem Expressway durch die Berge, aber es war wieder mal total interessant durch diese riesigen Hochhausschluchten zu fahren. Von außen unvorstellbar hier zu. Aber es wäre sehr interessant diese Wohnungen mal anzuschauen. Vielleicht verstecken sich dahinter kleine Juwelen. In vielen Ländern Asiens leben Menschen in solchen, für uns heruntergekommenen Häusern, aber sie schlafen meist nur da. Das Leben spielt sich auf der Straße ab.
Wir wohnen nun in Ximending, wohl der belebteste Teil der Stadt bei Touristen. Es soll wie das kleine Shibuya in Tokio sein. Und wir müssen sagen, Gott sei Dank ist es dies nicht. Dort rannten leicht bekleidete Mädchen rum, Godzilla fauchte von den Dächern und Menschen kotzten gegen Laternen.
Hier ist es auch voll, laut, bunt, aber es hat total Charme. Was macht man an so einem Silvesterabend? Richtig, man geht Hot Pot essen. Hot Pot ist quasi ein Feuertopf, zu vergleichen mit unserem Fondue. Hier wird aber nicht in Fett oder Käse etwas gekocht, sondern in Brühe. Es war lecker. Du hast ein Riesenbuffet mit Gemüse, irgendwelche Einlagen, Pilze, Nudeln, also alles, was du dir vorstellen kannst. Das ist aber nur ein Teil der Geschichte.
Wir bestellten also zwei unterschiedliche Brühen und ganz dünn geschnittenes Rind und Schwein, das du nur ein paar Sekunden in diese Suppe hältst. Was findest du dort noch? Es gibt Eis, Lychee, Durian, Mango, Hokkaido-Milcheis, also bestimmt 6-7 Sorten. Obendrauf kannst du dir kostenlose Getränke zapfen. Es gab 4 verschiedene Kaffeesorten, insgesamt 6 verschiedene Tee- oder Milchteesorten, Eistee, Cola und was immer dein Herz begehrt.
Es ist ziemlich kalt in Taipei und am Abend waren es nur 15 Grad, sodass wir erstmal zur Uniqlo reinmarschierten und uns die Heat-Tech-Kleidung holten, die wir heute Nacht noch brauchen werden. Danach nutzten wir die Waschmaschine im Hotel und präparierten uns für den großen Silvestermoment.
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Ausblick vom Balkon |
Gegen halb neun machten wir los, stiegen in die U-Bahn und irgendwie viel zu zeitig aus. Macht nichts, es war ja noch genug Zeit, um in die Gegend vom Taipei 101 zu gelangen. So liefen wir also die vier Kilometer zu Fuß weiter. Die Polizei fing an, die Straße zu sperren und zu verbarrikadieren, damit Platz für die Millionen ist.
Wenn man auf Taipei in dem Moment drauf schauen würde, würde es aussehen, als würden Ameisen zu ihrer Königin laufen. Unsere Königin ist das höchste Gebäude und damit das Wahrzeichen Taiwans. Es war schon heftig. Du bist in Ximen kaum in die Metro reingekommen. Alles vollgestopft. Ob Autos, Menschen. Aber sie haben das gut unter Kontrolle.
Wir hatten den wahrscheinlich besten Blick auf das Taipei 101, den man haben kann, weil ringsherum ziemlich hohe Bäume stehen. Wir machten es uns mit den anderen Millionen gemütlich und warteten bei einem taiwanesischen Bier auf das neue Jahr. Auf der Bühne spielten wahrscheinlich regionale Bands. Es war total viel los, aber auch hier gut organisiert. Du hattest massenweise Dixi-Toiletten. Da gab es Licht, Toilettenpapier, Wasser zum Waschen, also perfekt.
Dann war der große Moment gekommen. Der Countdown zählte ab 45 Sekunden am Gebäude lang hinunter und auf einmal BÄM! Das Feuerwerk war gigantisch. Ein sehr schöner Jahresabschluss hier in Taipei. Das muss man mal erlebt haben.
Die vielen Menschen, die hingekommen sind, müssen natürlich auch wieder wegkommen. Wir haben uns an die Warnung der Verkehrssicherung gehalten, die empfahlen, die andere Metrolinie zu nehmen, die 1,5 km entfernt war. Auch hier strömten Massen in die U-Bahn. Aber wir haben es geschafft. Wir sind nun wohlbehalten in unserem Hotel zurück.