Wir nahmen die Metro. Dort angekommen, kamst du dir vor, als wärst du in einem Taubenschlag. Hunderte Menschen wuselten durch die Station. Dabei lief alles ziemlich geordnet. Laufrichtungen waren vorgegeben. Niemand rempelte sich an und alle nahmen Rücksicht aufeinander. Und dann in der Bahn selbst ist Totenstille.
Eine Bahn kommt zur Hauptverkehrszeit alle 2 Minuten und ist immer brechend voll. Das Schöne ist, sie fährt auch oberirdisch und so kannst du die Stadt aus einer anderen Perspektive sehen. Und in wenigen Minuten bist du wieder in den grünen Hängen der umliegenden Berge.
Wie effizient und geordnet das U-Bahn-System von Taipei noch ist, sieht man an den Endhaltestellen. Der Wagen hält, alle steigen aus und sofort steht das Reinigungs- und Sicherheitskommando bereit. Jeder hat einen Wagen, den er inspiziert und in 30 Sekunden ist alles wieder einwandfrei.
Wir stiegen in die Gondelbahn auf den MaoKong. Naja, eigentlich sind es drei Berge. Auf einer Länge von 4 Kilometern macht diese Seilbahn sogar eine Kurve und hat einen Höhenunterschied von 300 Metern. Oben war es ziemlich beängstigend, denn unter dir die grüne Hölle.
Auch hier kannst du auf verschiedenen Haltestellen aussteigen und dann wieder einsteigen, als wäre es ein ganz normales Verkehrsmittel. Wir entschieden uns am Zhinan-Tempel Halt zu machen. Was für eine wundervolle Zeit, wenn erst alles erwacht. Es wird gekehrt, das Papier, was man kaufen kann, um es zu verbrennen, wird aufgebaut, Katzen streuen durch die Gegend. Eine wundervolle Anlage.
Das Wetter bzw. die Wettervorhersagen für Taiwan sind unstet. Gestern sollte es regnen, deswegen entschieden wir uns nicht auf den Berg zu fahren und es war herrlich, teilweise kam sogar die Sonne raus bei 19 Grad Celsius. Heute sollte es dafür richtig schön werden, aber es sind nur 16 Grad. Solange es nicht regnet, halten wir alles aus.
Mit Caramel Latte und Litchi Tea bewaffnet, wagten wir den Abstieg über tausende Stufen hinunter durch die Natur. Als wir wieder in der Zivilisation angekommen waren, stiegen wir in den Bus und fuhren zum Wahrzeichen der Stadt, dem Taipei 101. Eigentlich wollten wir was essen, denn es war schon nach 13 Uhr, aber es war die Hölle los. Im Basement des Towers gab es einen riesigen Foodcourt. Dort du hast nicht mal einen Sitzplatz bekommen.
Was soll's, dann müssen wir eben gleich auf den Turm. Innerhalb von 37 Sekunden waren wir auf 382 Meter im 81. Stock angekommen, und Taipei lag uns zu Füßen. Es sind übrigens die zweit schnellsten Fahrstühle, der Welt. Der ganze Tower ist 508 Meter hoch, und ist damit das elfthöchste Gebäude der Welt. In ihm gibt es eine 660 Tonne schwere freischwingende Kugel, die die Bewegungen, zum Beispiel bei einem Taifun, ausgleicht.
Wir hatten noch unsere schlechten Erfahrungen mit Shibuya Sky im Kopf, was vollgestopft war mit Menschen mit ihren Riesenziehkoffern. Hier war das völlig anders. Du hattest Platz, konntest an die Glasscheiben herantreten und sogar auf das Dach. Im 91. Stockwerk hast du ein Treppenhaus, um dorthin zu kommen. Von da schaust du über 300 Meter in die Tiefe. Es wird einem Angst und Bange, wenn man sich vorstellt, wie lange ein Handy oder Schlimmeres fliegen kann. Gruselig.
Der ganze Tower war dem Baseball gewidmet, weil Taiwan vor kurzem erst eine internationale Baseball-Meisterschaft als Nicht-Favorit gewonnen hat. Weiterhin gab es eine Ausstellung zu Feuerwerken, weil der Taipei 101 am 31.12.2004 eröffnet worden ist. Wir durften uns sogar schon einen Film aus der Drohnenperspektive des diesjährigen Feuerwerks angucken und wir haben es live miterlebt.
Wir stiegen auf ein Fahrrad und fuhren zum Trailhead des Elephant Mountains. Wir hatten immer noch nichts gegessen und es war bereits 14 Uhr. Und was soll's, ab in den Convenience Store und wir holten uns irgendwas to go. Tatsächlich musste man es aber warm machen. Normalerweise machen das die Verkäufer dort, aber uns wurde aufgegeben es selbst zu tun, weil die Mikrowellen öffentlich zugänglich waren. Hm, wie funktioniert das? Ganz einfach, denn hinten drauf befand sich ein Barcode, den die Mikrowelle alleine erkannte und man musste nur noch Start drücken.
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das Treppenhaus |
Da sitzen wir so schön auf der Parkbank und essen unser Supermarktessen, fährt Angela Merkel an uns vorbei. Ohne Mist ist ihr riesengroßes Portrait auf einem stinknormalen Stadtbus in Taipeh. Nach einer Recherche hat sich ergeben, dass Frau Merkel ihr Buch auch ins Chinesisch bzw. in Taiwan rausbringt und das einfach nur Werbung war. Merkel hat Taiwan immer schon als eigenständigen Staat anerkannt und vor der Invasion Chinas gewarnt. Vielleicht hat es damit zu tun.
Frisch gestärkt machten wir uns auf, den Xiangshan Mountain, besser bekannt als den Elephant Mountain, zu bestiegen. Hier hat man die wohl beste Aussicht auf Taipei 101, die man nur haben kann. Allerdings muss man sich diese auch hart verdienen. Es geht 750 Stufen steil bergauf. Die Stufen waren teilweise so hoch, dass du eigentlich hättest eine kleine Trittleiter gebrauchen können.
Die Aussicht war tatsächlich so, wie sie einem versprochen wurde. Gewaltig, wie der Tower ähnlich einer Nadel aus der Stadt in den Himmel spickt. Durstig waren wir auch. Beim Tee kaufen sollte man aufpassen. Wir hatten Gerstentee erwischt, einen Aufguss aus der Kornähre. Die Asiaten essen und trinken wirklich alles, was man essen und trinken kann. Naja, immerhin sind sie eins und eins mit der Natur. Es bleibt nicht zurück.
Wieder unten angekommen, schnappten wir uns unser Lieblingsverkehrsmittel hier in dieser Stadt und fuhren weiter auf Sightseeing-Tour entlang des Towers zur Sun Yat Sen Memorial Hall, stellten unterwegs das Fahrrad ab, gingen ein bisschen shoppen und dann begann der Run aufs Essen.
Warum Run? Naja, willst du in ein Restaurant, musst du Tage vorher vorbuchen. Es ist immer restlos belegt. Vor allem die Spots, die total beliebt sind. Da gibt es zum Beispiel so ein Dumpling-Laden. Das kannst du vergessen, dort einen Tisch zu bekommen. Sobald er öffnet, hast du eine Warteschlange von zwei Stunden. Reservierungen werden keine entgegengenommen. Aber irgendwie wurden wir noch fündig. Leider versagten wir aber wieder abends beim Crispy Milk Donut Stand, wo die Schlange gefühlte 200 Meter war und mit jedem Blech nur fünf Kunden bedient werden konnten.