Heute Morgen ließen wir uns ein Taxi bestellen, weil zu dieser unwürdigen Zeit einfach noch keine Busse fahren. Es ist wirklich futuristisch, hier in Taiwan in einem Auto zu sitzen. Überall Kameras und eine virtuelle Draufsicht, ob du dich in der richtigen Spur befindest. Wir sind davon meilenweit entfernt. Und es ist so einfach zu bezahlen, denn auch hier kannst du die Transportkarte nehmen, die für alle Verkehrsmittel gilt. Die Verständigung klappt super mit online Übersetzern.
Pünktlich auf die Minute um 7.22 Uhr ging es los mit dem Zug nach Norden. Wir passierten die Klippen und den Taroko Nationalpark, der vom Erdbeben immer noch stark gebeutelt ist. Der Zug fuhr nur Schrittgeschwindigkeit. Links und rechts sah man die abgerutschten Hänge. Die nächsten zwei Stunden zeigt sich Taiwan von seiner typischen Seite. Hohe, dschungelbedeckte Berge, Reisfelder, das Meer, Palmen, Tempel und heute sogar Sonnenschein.
Die Züge in Taiwan sind so klasse wie die in Japan. Die Sitze können je nach Fahrtrichtung gedreht werden. Du sitzt bequem wie auf dem Sofa. Es kommt jemand mit einem großen Müllcontainer durch und es werden Kaffee und Snacks verkauft. Du hast immer deinen reservierten Sitz und weißt genau, in welchen Waggon du einsteigen musst und wo du Platz nehmen kannst.
Wir landeten in Ruifang und nahmen direkt den Bus in die Berge nach Jiufen, einer alten Minenstadt. Sie ist wohl eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Taiwans. Abends muss es hier magisch sein, wenn hunderte Laternen anfangen zu leuchten, man gemütlich in den Teehäusern sitzt und vielleicht noch einen Blick auf das Meer erhascht. Tagsüber war es aber auch super, zumindest früh am Morgen.
In Taiwan gibt es wunderschöne Souvenirs, ganz vieles aus Papier und Holz, was das Land in Miniatur repräsentiert. In anderen Läden fand man taiwanesischen Tee, taiwanesische Süßigkeiten oder taiwanesisches Streetfood.
Heute sind wir froh, dass unser Rucksack relativ leicht ist. Es gehen Treppe rauf, Treppe runter, Treppe rauf, Treppe runter. Am Anfang war es noch ziemlich einfach, aber umso mehr die Uhr fortschritt, umso mehr glich es einem Gerangel und man konnte kaum noch treten. Gut, dass es hier nur Tee gibt und kein Bier. Die Stufen sind echt gefährlich.
Natürlich konnten wir es uns nicht lassen, so wie alle anderen, einen Tee zu probieren. Was uns allerdings unterscheidet, dass viele eine Zeremonie im A-Mei Tea-Haus buchten und wir uns in eine ziemlich heruntergekommene Lokalisation setzten. Der Blick war genauso überwältigend, der Tee bestimmt auch. Es war allerdings die teuerste Tasse, die wir uns jemals gegönnt haben. Normalerweise bekommst du dafür ein hier ein Abendessen auf dem Nachtmarkt.
Gegen Mittag, als man kaum noch treten konnte, nahmen wir den Bus zurück nach Ruifang und setzten uns dort in den Pingxi Train, der uns durch die Berge nach Shifen brachte. Als wir sahen, wie wunderschön die Strecke ist, entschieden wir uns, einen Bahnhof eher auszusteigen und liefen ab nun an fünf Kilometer bergauf, bergrunter durch einen wundervollen Bambushain. Und wir waren alleine. Es kam so gut wie kein Auto, geschweige den Fußgänger.
Der kleine Ort Shifen, der unser nächstes Ziel sein sollte, der irgendwo im Bergland liegt, ist bekannt für das Aufsteigenlassen von chinesischen Laternen. Das Ausmaß dieses Touristenspektakels haben wir den ganzen Weg durch den Dschungel sehen können. Überall liegen diese blöden Laternen in den Bäumen. Wie immer ist der wahre Verlierer des Tourismus die Natur.
Die eine Laterne, die wir am Wegesrand rausgefischt haben, war tatsächlich aus Folie. Hilfe, dachten wir an diesem Tag, nachdem wir sahen, dass mehrere Hundert alleine in der Zeit hochgegangen sind, wo wir dort waren. Man hat wahrscheinlich Glück, dass es so ein feuchtes Klima ist, sonst würde es ja ständig zu Waldbränden kommen. Zumindest regnet es immer wieder mal Asche vom Himmel.
Wie wir später recherchierten, dürfen die Laternen nur noch aus Papier gefertigt werden. Der Ring, der sie hält, muss aus Bambus sein. Das brennbare Material ist Sojaöl. Die Laternen darf man wirklich nur im Ort direkt starten lassen. Da diese Region eine des ältesten Taiwans ist und die ganzen jungen Leute abwandern, gibt es viele ältere Menschen, die für jeden gefundenen Bambusring und alte Laternenreste etwas Geld bekommen. Und genau diese Menschen waren es, die den Dreck der Touristen einsammelten.
Als wir den Shifen nun endlich erreichten und neben den Laternensteigen das zweite Highlight besuchen wollten, war es vorbei mit der Ruhe. Wir waren am Wasserfall Park angekommen. Dort gibt es eine Reihe Hängebrücken, wo selbst der Zugang reguliert werden musste, weil nur 50 Personen drauf dürfen, sonst brechen sie zusammen.
Wir brauchten dringend eine Menschenpause. Wir setzten uns auf einen Picknickplatz, holten uns taiwanesisches Barbecue Würstchen und ein Bier. Der Wasserfall war wirklich wunderschön, auch die tausenden Menschen ringsherum. Wir suchten uns einen ruhigeren Weg und landeten irgendwann in der Ortschaft Shifen selbst.
Wir fühlten uns wie in Kleinkorea. Massenweise Reisebusse bevölkerten die alten Straßen des Ortes. Jeder, wirklich jeder, musste eine Laterne steigen lassen. Man ist kaum noch zum Bahnhof gekommen, es war nur noch ein Geschiebe. Noch schlimmer war es, als der Zug einfuhr. Auf einmal fingen alle von hinten an zu schieben, während der Zug noch fuhr. Und du hattest Angst, jede Sekunde in die Bahnsteigkante gedrückt zu werden.
Wir landeten unbeschadet im Zug und fuhren wieder mit der Bergbahn zurück nach Ruifang. Dort irgendeinen Bus zu bekommen war nicht möglich, so dass wir umdisponieren mussten und wieder in einen anderen, anderen Local Train stiegen, um später mit dem Bus weiterzufahren. Aber auch da kam keiner und wir hatten dann die Nase voll, hielten uns ein Taxi an und fuhren die paar Kilometer an unser heutiges Endziel nach Keelung. Dort besuchten wir noch den riesengroßen Nachtmarkt, um dann kaputt ins Bett zu fallen.