Wir schwangen uns aufs Fahrrad und fuhren los. Da wird es Dir schon komisch, wenn Du auf einmal mitten auf der Straße umringt von 20 Rollerfahrern bist und das an einer gigantischen Kreuzung. Wir bogen ab zum Love River. Hier könnte nichts passieren. Obwohl, auszuschließen ist nie, dass Roller auch auf Promenaden fahren.
Aber auch hier gibt es skurrile Sachen, die irgendwie nicht in unsere Welt passen. Da stehen fünf ältere Damen und Herren mit riesigen Schwertern in der Hand und tanzen mitten im Park.
Am Love Pier war das Set von Squid Games aufgebaut. Irgendwie gruselig, wenn dich diese gigantische Puppe anschaut und du denkst: rotes Licht, grünes Licht. Hier in Kaohsiung sieht man ziemlich viele Schäden auf den Promenaden. Ob das vom letzten Taifun ist, der noch gar nicht so lange her ist, oder von Erdbeben, wissen wir nicht. Beides ist jedoch hier möglich in Taiwan.
Wir stellten das Fahrrad ab und gingen zu Fuß weiter. Irgendwie beginnt das Leben hier immer erst nach um 10 Uhr. Vorher ist alles geschlossen. Nur vereinzelte Frühstückslokale haben geöffnet. Na gut, so ganz schläft wohl nicht jeder. Irgendwie rannten ca. 50 Leute mit Weihnachtsmannmütze und verrückter taiwanesischer Musik durch Straße. Was das war? Keine Ahnung.
Wir erklommen die grünen Hügel des Shoushan Nationalparks. Der Weg dorthin war gesäumt von Affenexkremente. Wir liefen also im Zickzack und hatten Angst, ständig in eine Tretmine zu latschen. Leider hat sich unsere Vorsicht nicht ausgezahlt. Wir haben es dennoch geschafft. Gleich zweimal.
Die Kacke wurde immer mehr. Es war Zeit, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Uhr wegpacken, Trinkflasche anbinden, Reißverschlüsse zuziehen, Handy sichern, es war so weit. Das war auch wirklich nötig, denn unsere bisherigen Affenerfahrungen waren unterschiedlich ausgeprägt. Diesmal haben wir aber allerdings auch kein Schinkenbrot mit, wie auf dem Felsen von Gibraltar. Auf standen, saßen und hangen ca. 50 Tiere um uns und über uns. Das Schöne war, dass ganz viele kleine Babys dabei waren, die bei Mama vorne am Bauch kuschelten.
Wir kamen zum Shoushan Lookout. Ganz schön anstrengend bis hier hoch. Das Klima hier in Kaohsiung ist wirklich ein völlig anderes und lockt natürlich auch eine Menge Mosquitos an. Die Aussicht war, sagen wir mal, smogig oder ziemlich, ziemlich diesig.
Übrigens, verdursten braucht hier niemand. Es gibt ziemlich häufig in öffentlichen Einrichtungen Trinkwasserspender. Und willst du dir mal eine Instantsuppe unterwegs machen, gibt es auch heißes Wasser. So auch im Besucherzentrum des Nationalparks. Dort musste man übrigens von der Aussichtsterrasse unbedingt die Tür schließen und wurde mit großen Schildern gewarnt, weil sonst Affen irgendwie die Exponate klauen könnten.
Für uns ging es weiter entlang des Bergrückens durch dichtes, dichtes Grün. Unter uns Affenkacke. Wir kamen endlich ans Meer. Das war allerdings kaum sichtbar, denn riesengroße Wellenbrecher, wahrscheinlich für Taifune, umgeben hier den Hafen. Aber es gibt natürlich Aufgänge über die Mauern und da standen wir am Ostchinesischen Meer. Es war toll am Strand lang zu gehen, Muscheln zu sammeln und das Rauschen des Meeres wieder zu hören.
Wir nahmen die kleine Roller- und Personenfähre nach Cijin Island, einer vorgelagerten fast schon dörflichen Insel. Dort setzten wir uns ins nächste Lokal, inwiefern man das hier überhaupt so nennen kann, auf Plastikhockern und aßen natürlich Fisch.
Wir hatten sage und schreibe heute 26 Grad Celsius und haben ziemlich geschwitzt. Alles besser als Regen. So warm muss es gar nicht sein, aber wir waren glücklich. Um noch mehr zu schwitzen, nutzten wir den Aufstieg zum Mount Cihou, auf dem ein hübscher weißer Leuchtturm und ein altes Fort steht. Der Ausblick auf das Meer, auf Cijin, auf Kaohsiung und das üppige Grün des Shoushan National Park ist überwältigend.
Hier gibt es übrigens nicht viele frei rumstromernde Tiere. Aber eins können wir sagen, die Katzen sind zickig und Hunde auch nicht zum Streicheln geeignet. Da waren ja die Affen zahmer.
Als wir wieder auf dem Festland angekommen sind, stiegen wir auf ein Fahrrad. Was auch sonst. Es ist total einfach hier überall hinzukommen und du sparst so viel Fußwege, obwohl wir trotzdem immer ca. 25.000 Schritte laufen. Aber du schaffst halt mehr in weniger Zeit. Wir kamen an den Pier 2. Das ist eine Art Freiluft Kunstzentrum mit alten Lagerhäusern, kleinen Geschäften, Kunstobjekte und dort befindet sich ein Laden von Wooden Life. Dies ist eine taiwanesische Firma für Holzprodukte, vor allem Spielzeug. Es sind wahnsinnig schöne Produkte.
Wir parkten die Fahrräder vor unserem Hotel ab und liefen nochmal einen Kilometer zum nächsten Nachtmarkt. Gesessen haben wir quasi auf der Straße zwischen den Rollern. Irgendwie Bangkok Feeling. Gehwege hat man so und so nie für sich. Entweder sind sie zugeparkt mit Mopeds, mit Autos oder mit Garküchen.
Rollerfahren ist hier so und so ein Ding. Die laden hier eine vierköpfige Familie auf so ein Teil, dann noch die Weihnachtsgeschenke, die Nudelsuppe und das Gemüse vom Markt. Was noch etwas skurril ist, dass so viele Roller hinten an ihrem Gepäckträger oder vorne am Lenker kleine Plüsch-Capybara-Figuren hängen haben. Leider sind die Dinger auch ziemlich unfallanfällig. Heute hat es schon wieder geknallt, aber es sind nur zwei seitlich zusammengefahren bei niedriger Geschwindigkeit. Also alles gut. Nicht zu vergleichen mit gestern.