Montag, 23. Dezember 2024

Tainan - Nǐ hǎo!


Die zweite Nacht in Folge ohne wesentlichen Schlaf gefunden zu haben. Wir mussten heute zeitig raus. 8:00 Uhr sollte unser Zug von Taichung nach Tainan gehen. Was ist das Wichtigste bei einer Zugfahrt? Richtig, Proviant! Also zogen wir in den nächsten 7/11 und holten uns Sandwiches, Kaffee, Milchtee und Baumkuchen, den es irgendwie überall in Asien zu geben scheint. 






Taiwans Zugsystem verspricht genauso effizient wie das in Japan zu sein. Du kommst in den Bahnhof hinein und schaust auf die Anzeigetafel. Dabei musst du froh sein, dass du die Zugnummer weißt und die Abfahrtszeit, weil es häufig ewig dauert, bis es auf unsere Schriftzeichen wechselt. Dann gehst du zum Gleis und weißt genau, wo dein Waggon halten wird, steigst ein und nimmst im luxuriösen Zug Platz.




Anping Tainan


An uns zog rasend die Landschaft vorbei: Felder, Abwasserkanäle, zerfallene Gebäude. Taiwan sieht teilweise ziemlich abgedroschen aus. Hin und wieder zeigte sich die Spitze eines Tempels durch die Häuser und Wasservögel stolzierten durch die Gegend. Unterwegs sieht man ziemlich viel Landwirtschaft und alle paar Meter steigen Rauchsäulen empor. Genauso ist auch die Luftqualität - Smogalarm. Aber es gibt auch Dschungel mit Palmen und viel Grün.








Die Zugfahrt war ziemlich holprig. Der Tze-Chiang Limited Express 3000 mit seinen 115 im/h schleudert dich ziemlich hin und her. Da ist so eine Shinkansen Magnetbahnfahrt, als ob man über Wolken fliegt. Hier hattest du ständig Angst zur entgleisen und im nächsten Reisfeld zu landen.






Wenn man in Taiwan Menschen mit Buggy’s sieht, darf man nicht denken, dass diese Kinder haben. Nein, häufig sind es Hunde und Katzen, die wie Kinder spazieren gefahren werden. Spazierenfahren ist eine sehr gute Idee. Wir holten uns ein YouBike, die öffentlich zugänglichen Fahrräder, die überall über Taiwan hinweg verteilt sind, und fuhren los. Wie sind allerdings nicht weit gekommen, es schüttete und schüttete und schüttete.






Wir waren also in Anping District und wollten eigentlich ein bisschen durch die Mangroven fahren, alte Forts angucken und das schöne Wetter, was sonst hier herrscht, genießen. Aber irgendwann gaben wir auf. Erst mal habe ich mich schön hingelegt, weil das Pflaster hier richtig glatt war. Es war Zeit für ein Bier. Wir setzten uns in ein Restaurant und bestellten erst mal das, wofür Tainan berühmt ist. Habt ihr schon mal Oyster Omelette gegessen? Das Ei wird mit aufgelöster Süßkartoffelstärke verrührt, dann ausgebraten und mit einer dicken Sauce übergossen. Ich war mutig und schob mir die letzte übervolle Gabel des schlotzigen Zeugs in den Mund. Am Ende war es meine Tapferkeit und die Schulklassen, die eben an uns vorbeiliefen, dass ich dieses Zeug nicht über den Gehweg gespuckt habe.








Wenn Tainan einen Signature-Geruch hätte, dann wäre es nasse Katze. Der Regen war aber auch wirklich die Hölle heute. Ab und zu tröpfelte es nur noch oder nieselte, aber am Abend schüttelte es wie aus Eimern. Wer denkt, dass wir im Hotelzimmer sitzen bleiben? Fehlanzeige. Wir waren klitschenass. Bloß gut. Haben wir uns noch wasserdichte Schuhe vorher besorgt.





Wassertankstelle



Wir erkundeten weiter den alten Stadtteil Anping District und entdeckten kleine Gassen. Entlang dieser lagen Häuserwände voll mit Töpfen voll Grünpflanzen - ein kleiner Minidschungel mitten in der Stadt. Am tollsten sind jedoch die Bäume. Es ist so eine Art Banyan Feigenbaum mit Lianen, die nach unten hängen und riesigen auslaufenden Wurzeln.






Irgendwann brauchen wir eine Pause von diesem furchtbaren Wetter und nahmen den Bus in die Innenstadt von Tainan. Die Taiwanesen sind recht ehrliche Bürger. Der Bus war so voll, dass nur noch ein Blatt Papier reinpasste, und trotzdem wurde über alle Insassen die zehn Taiwan Dollar Münze bis vor zum Busfahrer durchgereicht.





Wir stiefelten in unsere Unterkunft. Die Ruhe war je vorbei, als eine liebliche, kreischende Melodie die Straßen entlang hallte. Was war das? Ah, okay die Müllmänner kommen. Es war ein Spektakel, wie alle aus den Häuser strömten, mit Mopeds angefahren kamen und den Müll übergaben.




Tainan hat sehr viel Charme mit kleinen verwunschenen Gassen, hübschen Läden und Cafés. Es erinnert irgendwie an Kyoto oder Kanazawa in Japan. Auch die Straßen lassen sich hier in der Stadt diagonal überqueren, aber nur in der Zeit von 5:30 Uhr bis 24 Uhr. Ansonsten darfst du schön außen rum gehen. Das Wasser kommt hier übrigens aus Tankstellen. Ja, richtig gehört - kleine Metallfiguren, die aussehen wie Tankstellen. Sie haben einen Zapfhahn für die öffentliche Zugänglichkeit von Trinkwasser.



Wir kamen zum großen Matsu Tempel. Wir wissen nicht, was man hier versuchte, ob der Knoblauchgeruch der Opferung diente, oder ob man Angst hatte vor einem Angriff der Vampire. Es roch … lecker! Apropos lecker. Es war Zeit für etwas zu essen. Wir versuchen in jeder Stadt, die regionalen Spezialitäten zu probieren. Das rotzige Omelette haben wir hinter uns. Nun kann es nur noch besser werden. Man findet auf den Plastikhockern einen Zettelblock mit chinesischen Schriftzeichen, hofft, dass Google richtig übersetzt, macht ein Kreuz an die richtige Stelle und schon gibt man den Zettel beim Garküchenfamilienbetrieb ab.




So ziemlich wie überall hier in Taiwan gibt es Greifarm und Gachapon Automaten. Nur eines haben wir nicht verstanden. Warum zur Hölle nutzt man das, um sich Klopapier herausziehen? Aber vielleicht ist es genau für diejenigen, die dieses Spielzeug nicht brauchen, was man sonst in diesen Automaten findet. Für uns war es Zeit, den Tag zu beenden. Allerdings gibt es in diesem Land ganz viele Kultur- und Kreativparks, d. h. irgendwelche Kunstinstallation die nachts leuchten, kleine Art Cafés und Galerien. Das muss man sich eben anschauen.