Für uns ging es heute sehr zeitig mit der Metro wieder zurück zum Schnellzug-Terminal. Lustig ist, sobald die Bahn ankommt, erscheint taiwanesische Jingle-Musik. Da wir unser Ticket für den Kenting Express Bus schon online gebucht hatten, brauchten wir also nur noch zur Bushaltestelle laufen und warten, bis er kommt.
8:15 Uhr war Abfahrt Richtung Süden. Aber erst mal aus dem Millionenmetropole Kaohsiung rauskommen. Das hat gedauert. Du fährst auf dem Expressway. Links und rechts steigen graue, große Wohnblöcke empor. Es ist, als ob du auf einer Magistrale durch Wuhan fährst. Warum immer der Vergleich mit Wuhan? Keine Ahnung. Weil man seit Corona weiß, wie die Stadt aussieht.
Die restliche Fahrt ging durch viele Anbaugebiete von Palmen, Obst, Reisfelder und Aquakulturen. Vor allem aber viel, viel Grün. Irgendwann waren wir am Meer und wir hatten, Gott sei Dank, den Sitz auf der rechten Seite ergattert. Während in Kaohsiung der Sandstrand schwarz war, war er hier gesäumt von Korallen und Muscheln. Also ein türkisblaues Meer.
Der Bus, der im Innenraum wie ein China aus den siebziger Jahren wirkte, brachte uns sicher in etwas mehr als zweieinhalb Stunden an die Südspitze Taiwans. Als wir in den Wetterbericht schauten, war uns klar, wir brauchen eine Planänderung. Eigentlich wollten wir uns morgen den Nationalpark angucken, also die Küste. Aber heute war das Wetter schön. Wir sprangen aus dem Bus und gingen gegenüber zu einem Rollerverleih. Das Schöne ist, hier fährt man Elektroroller. Und bis 50 kmh braucht man überhaupt keinen Führerschein. Was haben wir gemacht?
Natürlich haben wir uns zwei Roller geholt, die wir erst mal, nach einer sehr guten Einweisung, auf dem Parkplatz testeten. Nun fahren wir mit unseren roten und rosafarbenen Elektrofahrzeugen und Hello Kitty Helmen durch den Kenting Nationalpark. Wir hielten hier und da am Meer, machten Picknick, und das Tollste war, es gab so viel zu entdecken. Die Strände sind gesäumt mit Muscheln und Korallen, die größer sind als du selbst.
Und weil perfekt noch nicht perfekt genug ist, gibt es jede Menge Einsiedler-Krebse und Krabben, die wie verrückt über die Strände krabbeln! Anfangs waren wir noch ziemlich verhalten beim Fahren. Erst recht, wo die Fallwinde, die typisch für diese Region sein sollen, sich verstärkten. Eigentlich konnte man fast nur noch 30 kmh fahren, um nicht den Abhang runtergewedelt zu werden. Wir hatten also ordentlich zu tun. Das Gute ist, es ist kaum Verkehr hier.
Wir hielten am Elubani Leuchtturm, also dem südlichsten Punkt Taiwans. Der Turm wurde irgendwann gebaut, weil ständig Schiffe fremder Nationen hier aufschlugen. Es hat schöne Spazierwege und Aussichtspunkte über das weite türkisfarbene Meer. Um dich rum flattern große Schmetterlinge in den schönsten Farben.
Der Wind wurde immer stärker. Die Mopeds hat das allerdings nicht interessiert. Wir blieben oben sitzen. Was man von den vier Hunden, die uns entgegenkamen, welche sich an der Leine befanden, fast nicht mehr sagen konnte. Habt ihr jemals Hundedrachen gesehen?
Wir brausten die 20 Kilometer mit unseren Mopeds zurück nach Kenting, stellten sie vor unserem Hotel ab und bezogen unser Zimmer mit Balkon zum Meer gerichtet. So wie in vielen Hotels des Landes gibt es auch hier wieder ein paar Besonderheiten. Du darfst dir kostenlos aus der Lobby nehmen: Kekse, Cola, Tee, Eis und Kaffee.
Wir durchforsten den Strand. Klingt komisch, ist aber so. Nach was schauten wir denn? Nach Muscheln, weil dort Einsiedlerkrebse drin sind. Und es ist total spannend, wenn sie sich völlig unbeobachtet fühlen, ihre kleinen Schaufelhände aus der sicheren Deckung strecken und ihren Muschelkörper auf dem Strand lang schleifen.
Sind die Orte noch so klein in Taiwan, haben sie dennoch einen Nachtmarkt, obwohl hier der Grund sicherlich der Tourismus ist. Und genau dort holten wir uns unser Essen. Wir setzten uns auf unseren Balkon und genossen das Rauschen des Meeres.
Was gibt es eigentlich hier zu essen? Heute eine kleine Auswahl: Passion Fruit Yakult Eistee, Okonomiyaki, also so eine Art japanischer Omelettpfannkuchen mit Kraut, Schinken und Mais. Dann Buttermais mit Käse, thailändische Roti mit Banane und was ganz Skurriles eine Wurst in der Wurst. Also eine chinesische Wurst, die sich in einem wurstähnlichen Reiswürstchen befand.
