Die Sonne färbte den Himmel heute Morgen in ein strahlendes Orange. Wir zogen los und stellten fest, dass wir unsere Gegend noch gar nicht erkundet haben. Hier gibt es tatsächlich einen Surferstrand, der gut besucht war. Die Wellen waren allerdings niedrig.
Am Horizont sahen wir die Zodiacs der Walbeobachtungstouren vorbeijagen und dachten vielleicht können wir auch einen Blick erhaschen, aber anscheinend sind sie sehr weit draußen auf dem Ozean. Wir haben uns bewusst gegen eine Tour entschieden. Wir haben schon so viele Wale auf der ganzen Welt gesehen. Da kann man auch Prioritäten setzen. Mehr als Delfine, wären wir es zu der Jahreszeit wahrscheinlich kaum geworden.
Heute war überall Karneval. Zumindest Karneval der Schulen. Kleine Kinder in Mickey Maus und Superman-Kostümen zogen durch die Straßen. Ansonsten war es ein ziemlich beschaulicher Tag, obwohl irgendwie viel mehr Menschen auf der Straße waren, wirkte es wie ein verschlafener Sonntag.
Wir steuerten in die nördliche Richtung nach Ribeira Grande. Hier saßen, wie in jedem Ort, die Männer, vor der Bar, rauchten, tranken Kaffee und manchmal gibt es auch schon ein Bier zum Mittag. Insgesamt wirkte die Gegend sehr ärmlich. Nach Recherchen zeigte sich auch, dass die Azoren wirtschaftlich sehr schwach sind und eigentlich nur die Landwirtschaft so wirklich Geld in die Kassen spült. Sie produzieren sogar ein Drittel der Milchproduktion von ganz Portugal. Verdienen tut hier aber niemand sehr viel.
Der Tourismus wäre tatsächlich ein sehr guter Wirtschaftszweig. Man kann hier gar kein Geld ausgeben, weil es nichts gibt, wo man etwas ausgeben kann. Es gibt wenige Museen, wenige Parks, wo man Eintritt bezahlen muss. Wir würden tatsächlich mehr Geld ins Land bringen. Können wir aber nicht. Es gibt ja nicht mal Restaurants. So werden die Azoren eben von EU Fördermitteln subventioniert.
Für uns ist es nun der sechste Tag auf der Insel. Umso langsamer haben die vielen Aussichtspunkte an Spannung verloren. Wir fuhren also weiter vorbei an Feldern, an Kühen, an der Küste entlang. Wir hielten hier und da, um doch noch mal die tosenden Wellen zu beobachten, oder spazierten durch einen der vielen Grünanlagen.
Reizvoll sind aber immer noch die kleinen, zerfallenen Häuser in den Ortschaften oder die alten Bauernhöfe, die sich die Natur zurückholt. Etwas mehr Trubel bietet dann eben doch Ponta Delgada, wo man wenigstens auch mal einkaufen gehen kann. Und das taten wir bevor der Regen über uns niederprasselte.