Mittwoch, 16. Oktober 2024

Büyükada - wir düsen über die Insel …


Wir nahmen heute Morgen die S-Bahn, raus aus dem Altstadtkern Richtung Westen, um an einen der vielen Fähranleger zu gelangen. Ziel waren die Prinzeninseln. Eine kleine Inselgruppe im Marmarameer. Rauf auf die Fähre und die Sonne im Wind bei einem Tee genießen.






Istanbul sieht vom Wasser gewaltig aus und ist der Silhouette von Santiago de Chile etwas ähnlich mit den Hochhäusern und den umliegenden Bergen. Aber eben bei weitem nicht so hoch gelegen.





Nach 30 Minuten erreichten wir den Hafen von Büyükada, der größten der Inseln. Am Morgen wirkte der Hauptort ziemlich verschlafen und wir genossen die Ruhe fernab der hektischen Innenstadt. Überall verteilt stehen osmanische Sommervillen aus Holz erbaut mit großen Bougenvillea, die immer noch in Blüte waren. Und das Beste ist die Insel ist so ziemlich autofrei. Nur kleine E-Busse fahren wegen der Touristen durch die Gegend. Einheimische fahren mit kleinen Elektromopeds.






Büyükada ist 5 Quadratkilometer groß und lässt sich auch gut zu Fuß umrunden. Zumindest auf der Hauptstraße entlang sind die Steigungen machbar. Auf den Bergrücken der Insel geht es jedoch steil bergauf. Wir liefen also los, um die Gegend zu erkunden. Sehr weit kamen wir nicht. Hier gibt es nämlich noch mehr Katzen als in Istanbul. Dazu reihen sich riesige Möwen.





Wir entdeckten einen kleinen Kiosk, der hübsche Elektrofahrräder davor stehen hatte. Aber nicht etwa Ebikes. Nein so richtig schnelle Pedelecs. Damit kommt man fast jeden Berg hoch. Wir fragten den netten Herrn, was die Dinger kosten, und holten uns zwei für den restlichen Tag. Was es woanders nie geben würde, aber hier auf Büyükada: kein Pfand, keine Bezahlung. Verrückt. Weg waren wir also.





Es war eine Freude mit den Rädern die Straßen entlang zu düsen. Nächster halt war die kleine griechisch-orthodoxe Kirche auf dem höchsten Punkt der Insel. Kein Zugang mit Fahrrad. Wahrscheinlich wäre man bei der Steigung auch etwas lebensmüde. Der Kilometer bergauf auf 190 Meter über den Meeresspiegel hatte es in sich. Aber die Aussicht von oben, nachdem wir schweißgebadet angekommen sind, war fantastisch.





Die östliche Seite der Insel ist nicht verbaut und die Straße führt direkt entlang weit oben der Küstenlinie. Was für ein tolles Gefühl hier Rad zu fahren. Wir hatten schließlich auch perfektes Wetter heute. Wir hielten im einzigen Restaurant der Strecke und saßen über dem Hang auf einer Terrasse bei Lamm Shishkebab und Salat mit Granatapfel und Ziegenkäse. Wundervoll.







Du kannst über das gesamte Marmarameer blicken, siehst die großen Tanker, die wie eine Perlenkette aufgereiht warten, bis sie die Meerenge des Bosporus hineinfahren können. Im Hintergrund steigen die Berge des Taurusgebirges empor.






Wir fuhren entlang eines riesigen Areals mit Ställen. Davor sprangen unzählige Pferde umher. Bis vor 4 Jahren gab es hier noch 1400 davon, die die Touristen mit Kutschen über die Inseln zogen. Dies ist nun allerdings aus Tierschutzgründen durch die Regierung verboten worden, weil unzählige Pferde ums Leben gekommen sind. Die Pferde gibt es allerdings immer noch. Was machen sie nun hier? Undenkbar. Auslauf gibt es nur wenig.





Im Hauptort angekommen, machten wir sofort wieder kehrt. Was ist hier in den letzten Stunden passiert? Der Ort platzt aus allen Nähten. Also wieder zurück, über den ruhigen Teil noch eine Runde über die Insel fahren. Irgendwann machte dann auch der Akku unseres Fahrrades schlapp. Aber wir sind wohlbehalten bei dem netten Vermieter angekommen. Das war nicht immer denkbar, denn die Kisten haben einen ziemlichen Antrieb.





Die letzten 2 km liefen wir zu Fuß zurück, holten uns ein Eis und stellten uns an der Fähre an. Ein ausgeklügeltes System. Es gibt ca. 2-3 Anleger. Auf der Anzeigetafel steht die nächste Abfahrt. Du gehst in die jeweilige Richtung und wartest bis das Tor aufgeht. Innerhalb von 5-10 Minuten sind alle Passagiere runter und die neuen haben Platz genommen. Kaum bist du weg, kommt die nächste Fähre. Und so ist das in ganz Istanbul. Gefahren wird mit alten Holzschiffen, die ordentlich die Luft verpesten.




Wir entschieden uns für die längere Fahrt zurück nach Kadiköy. Dabei haben wir an jeder einzelnen Insel der Prinzeninseln gehalten. Die Sonne war bereit für die goldene Stunde und es war grandios. Hinzu kam, dass Menschen die umherfliegenden Möwen mit Simits anlockten und unserem Schiff bis zu 50 Vögel folgten.






Pünktlich zum Sonnenuntergang landeten wir am Goldenen Horn und nahmen sofort die Fähre nach Eminönü, wo wir wohnen. Es war ein perfekter Moment. Nicht nur der große Feuerball, der im Meer versank, sondern auch das Sonnenuntergangsgebet wartete vom Wasser aus auf uns. Es war, als zündete Istanbul ein gewaltiges Kerzenmeer an, weil alles nach und nach erleuchtete.






Du kommst von deinem ruhigen Inseltag und landest auf einem riesigen Platz, wo die Fischsandwich Kerle sich gegenseitig die Kunden weg schreien. Die restlichen hunderte Meter musstest du an jeder Ecke aufpassen nicht in ein Restaurant gezogen zu werden. Es ist laut, jeder quatscht dich an und du bist stets auf der Flucht. So ein Tag Istanbul schafft dich. Wer Erholung sucht, ist hier völlig falsch. Aber das ist das Flair der Stadt.