Unser letzter Tag in Istanbul brach an und uns stand der Sinn nach nichts tun. Wir wollten Urlaub vom Urlaub machen. Wir hatten also kein konkretes Ziel und fuhren mit dem Bus in den Norden in eine Gegend, die wir noch nicht kannten. Wir tranken Kaffee, spazierten am Bosporus entlang und bestaunten die gigantischen Containerschiffe Richtung Schwarzem Meer.
Istanbul ist exzellent mit öffentlichen Verkehrsmitteln in allen Variationen versorgt. Circa jeden Kilometer fährt eine Fähre. Das Busnetz ist hervorragend. Es gibt U-Bahnen, S-Bahnen, Züge, Straßenbahnen, Seilbahnen für die höheren Stadtteile und auch Standseilbahnen, die wir heute nahmen. Die Fahrt kostet immer ca. 55 Cent. Fähren nicht wesentlich mehr.
Wenn man sich einmal die Frage stellt, was die Faszination dieser Stadt ausmacht, dann ist dies ganz einfach zu erklären. Im Vordergrund steht der Bosporus, an dem man stundenlang sitzen oder auf ihm Schiff fahren kann. Die Ausblicke sind überall einzigartig. Zweitens sind es die Moscheen mit den Rufen des Muezzins und drittens sicherlich der weltgrößte Streichelzoo, dicht gefolgt von Tbilisi.
Und genau dies alles ließen wir heute nochmal auf uns wirken. Wir nahmen die Fähre und schipperten entlang der Paläste. In der Ferne zeigte sich ein Regenbogen. Der Leanderturm auf dem Wasser erstrahlte in der einzigen Wolkenlücke, bevor das Containerschiff Seapower I mit einer Länge von über 225 Metern direkt neben uns vorbei steuerte.
Wir fuhren nach Kadiköy. Dort mussten wir uns erstmal durch Menschenmassen kämpfen, um ein letztes Mal gemütlich Fisch zu essen. Das kann man hier ziemlich gut. Man muss nur hoffen, dass dieser aus dem Marmarameer kommt und nicht aus der Meerenge. Obwohl es alles eine Suppe ist, das Öl der Tanker und das Abwasser der Kreuzfahrtschiffe. Eigentlich ziemlich widerlich.
Die letzte Schifffahrt führte nach Eminönü. Wir hatten es eilig zum Maghirb auf dem Sultanahmet Platz zu gelangen. Am Wochenende ist Istanbul jedoch die Hölle. Vor allem in den Gassen des Großen Basars. Kinderwagen, Ziehkoffer für die Fakeware, Handys parat immer für ein Selfie und das alles im Schneckentempo. Nebenbei musst du noch aufpassen, dass dir niemand mit seiner Kippe die Jacke abfackelt. Es ist wie ein Befreiungsschlag endlich wieder atmen zu können.
Wir brauchen jetzt eigentlich dringend Erholung. Du bist in asiatischen Städten, die weit mehr Einwohner haben, aber alles läuft so viel mehr geordneter. Niemand der schreit, niemand der drängelt, niemand der schupst und im Weg steht. Allerdings ist die Selfie Dichte dort nochmal weitaus höher. Wir holten noch die wohl köstlichste Schokolade, die gerade im Trend ist und ein halbes Vermögen kostet und machten uns zum vorletzten Gebet des Tages auf.