Das KZ Auschwitz kostet keinen Eintritt, aber man ist gut
beraten, sein Ticket vorab zu buchen. Wenn man erst am Vormittag dort ankommt
und die vielen Gruppenreisenden durch die Anlage marschieren, muss man mit
langen Wartezeiten, auch an den Ticketschaltern rechnen. Wir entschieden uns
für eine Reservierung um 7:30 Uhr. Einen Guide buchten wir nicht. Angeboten
werden kurze Touren von 3,5 Stunden für Auschwitz und Birkenau zusammen, was
eher einem Schnelldurchlauf nahe kommt. Eine weitere Tour wäre 6 Stunden.
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Tuchhallen Krakau |
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St. Adalbert Kirche |
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Tuchhallen |
Wir waren froh am frühen Morgen noch fast alleine in der
Gedenkstätte zu sein, ohne eine Reisegruppe. Die Tafeln sind in Englisch, Hebräisch und Polnisch ausgeschrieben, so dass sich alles selbst erschließt. Es
war ein gruseliges Gefühl hier zu sein, wo unzählige Menschen um ihr Leben
gebracht wurden. Man wandelt durch die Anlage schon fast in Trance, versucht
seinen schockierten Gesichtsausdruck zu unterdrücken und keine Träne zu
vergießen. Eine Baracke, wo einst Gefangene menschenunwürdig gehalten wurden,
war am beeindruckensten:
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St. Barbara Kirche |
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Maly Rynek |
Der Eingang war nicht damit gekennzeichnet, was einen
erwarten würde. Man kam hinein und der komplette Raum war mit Bildschirmen
tapeziert, auf ihnen waren glückliche Familien, jüdische Familie, aus ganz
Europa zu sehen, wie sie Feste feiern, lachen und einfach nur glücklich sind. Von den
Räumlichkeiten über uns drang laute NS Propaganda vom damaligen Regime. Es war
erschreckend. Ein tiefer Raum mit riesigen Monitoren an der Decke suggerierte
dem Volk die „Vernichtung des lebensunwerten Lebens“ und Hunderttausende
bejubelten dieses Vorgehen.
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Lody - Eis in zig Variationen |
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Wawel Hügel mit Weichsel |
Wir fuhren noch 2 Kilometer weiter ins Arbeitslager nach
Birkenau. Hier verkehrt auch ein
Shuttlebus, aber leider erst ab mittags. Birkenau ist ein riesiges Areal und
war das Tor zur Hölle, für die mit dem Zug ankommenden Juden. Ihr gesammelten Hab
und Gut von Töpfen, Gebetstüchern und persönliche Gegenständen, sind in
aufgeschütteten Haufen, in einer riesigen Vitrine, in der Gedenkstätte
Auschwitz aufgebahrt.
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Relaxen unterhalb der Kathedrale |
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asiatische Selfie Time |
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Burg Wawel |
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Streetfood überall |
Man verlässt dieses Ort nicht ohne nachzudenken und zu hoffen, das sich dies nicht wiederholen wird. Mit großen
Buchstaben steht in Auschwitz durch den italienischen Schriftsteller und
Holocaust Überlebenden, Primo Levi, geschrieben: „It happend, therefore it can
happen again: this is the core of what we have to say.“
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Rathaus von Krakau |
Wir brauchten Sonne und etwas Ruhe für unser Gemüt. Doch an
beides war an diesem Nachmittag nicht zu denken. Es waren 14 Grad und es
regnete, als ob der Himmel weinte. Trotzdem setzten wir unsere Fahrt nach
Krakau fort, welches 1 Stunde Fahrzeit von Oświęcim entfernt liegt. Dort
bezogen wir ein fantastisches, neues, modernes und total gemütliches Studio am
Rande der Altstadt.
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Sonnenuntergang an der Weichsel |
Wir mussten unter Leute, wieder zu uns finden. Das taten wir
auch. Mit der Straßenbahn, die auf unzähligen Strecken durch die Stadt verkehrt
(48 Stunden Ticket für 26 Zl, ca. 6€), kommt man schnell von A nach B. Unser
erstes Ziel war natürlich der Altstadtkern mit seinem Hauptmarkt, der mit
40.000 Quadratmetern zu einem der größten mittelalterlichen Plätze Europas
gehört. Hier befinden sich geschichtsträchtige Gebäude, wie eine Tuchhalle,
Kirchen und Palästen aus mehreren Epochen. Und wenn man vergessen hat, wie man
hier gekommen ist, glaubt man nicht in Polen zu sein. Krakaus Stadtkern gleicht
eher einem Ort am Mittelmeer mit starken jüdischen Einflüssen. Nur am Rand
stehen noch Häuser, die eher dem ehemaligen Ostblock zuzuschreiben sind.
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Kirche der Dreifaltigkeit |
Krakau war einst die Hauptstadt Polens und gilt heute noch
als eigentliches Zentrum des Landes. Sie beherbergt heute die älteste Universität
Polens. Krakau ist nicht nur eine Studentenstadt mit einer jungen Kneipen und
Barszene, auch ist sie Hotspot für Junggesellenabschiede, vor allem britischer
Touristen. Ob diese Tatsache dem Image von Krakau Aufschwung bringt, ist
fraglich. Störend sind die grölend lauten Kerle allemal für die, die dieses
schöne Fleckchen Erde in vollen Zügen genießen wollen.
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Tuchhalle |
Mit Genuss ist vor allem das gastronomische Angebot gemeint.
Unzählige Cafe´, hippe Läden, Frühstückslokale und Terrassenrestaurants
bestärken das junge mediterrane Ansehen der Stadt. Hier weiß man zu leben.
Dazwischen findet man kleine Schotterplätze, wo sich Food Trucks niedergelassen haben. Ein paar Sitzgelegenheiten und Lichterketten dazu und schon
kann man es sich in einer lockeren Atmosphäre bei Fritten, Tacos, Baumstriezel,
Burger, Zapiekanka (getoastetes Baguette mit Käse und Zutaten nach Wahl) und
selbstgemachter Limonade gut gehen lassen. Der Alkoholkonsum auf Polens Straßen
ist übrigens verboten. Aber nicht jeder hält sich daran.


Am zweiten Tag unseres Krakau Besuchs war endlich schönes
Wetter. Die Eisdielen, wobei es 10 Läden im Umkreis von 500 Metern gibt, haben
Hochkonjunktur und wir verbrachten ein paar schöne Stunden am Ufer der
Weichsel. Ab und zu hielt ein Touristenbus und kippte 40 Menschen aus, die sich
für ihre Selfies aufreihten, aber schnell wieder weiter zogen – wahrscheinlich zum
Wawel, der auch unser nächstes Ziel war.
Auf dem 228 Meter hohen Kalksteinfelsen befinden sich deine
Burganlage, Kathedrale und weitere historische Bauten der königlichen Herrschaft
von insgesamt über 750 Jahren und ist heute UNESCO Weltkulturerbe. Von hier
oben hat man eine tolle Aussicht auf den Fluss und das grüne Krakau. Rund um
die Innenstadt befindet sich nämlich der Planty Park, der sich 4 Kilometer wie
ein Gürtel um den Altstadtkern zieht.
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Zapiekanka mit Bergkäse und Cranberry |
Und wenn man den Trubel, der durch eine Menge Schulklassen
noch bestärkt wird, sucht, gelangt man über unzählige kleine Gassen zurück in
die Altstadt. Teilweise war auf dem Hauptmarktplatz aber so viel los, dass wir
es bevorzugten uns fernab der vollen Straßen aufzuhalten und vor allem zu
essen. Um den Rynek befinden sich nämlich auch fast nur italienische
Restaurants, die auf Touristenfang gehen. Dann lieber gut bürgerlich polnisch
mit Pirogen und Gulasch. Oder nach Kazimierz, ins ehemalige jüdische Viertel, welches nichts mit der Altstadt gemein hat. Und auf dem Heimweg wird noch mal an einem Zabka
angehalten.
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Zabka! |
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Kazmierz - ehemaliges jüdisches Viertel |
Dies ist das Pendant der asiatischen 7-Eleven Convenience
Stores, wo man alles bekommt, was man schnell mal braucht. Drogerieartikel,
Lebensmittel, Fertiggerichte, Medikamente, Getränke etc. Wir haben uns täglich
mit Eiskaffee eingedeckt. In der Tiefkühltruhe holt man sich einen Becher mit
Eis und füllt ihn an der Kaffeemaschine für 6 Zl (1,40€) auf. Wenn der Müll
nicht wäre. Trotzdem sind diese Läden ein Gewinn und in jeder polnischen Stadt
unzählig zu finden.
Eigentlich wollten wir noch in Oskar Schindlers Emaille
Fabrik. Allerdings sollte man hier sein Ticket ebenfalls vorab kaufen. Als wir
10:30 Uhr dort waren, gab es nur Zeittickets für 13:00 Uhr. Und 2,5 Stunden zu
warten, abseits des Stadtzentrums, war uns zu lange. Dann gingen wir eben in
den botanischen Garten, der obwohl er nicht so groß wie der in Breslau ist,
trotzdem einen Besuch wert ist.
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botanischer Garten |
Nach 3 Tagen in der zweitgrößten Stadt Polens reisten wir wieder
ab. Wir waren überrascht von Krakau. Es gleicht keiner der anderen polnischen
Städte, die wir bisher besucht haben. Sicherlich sind die Marktplätze überall
gleich angelegt, aber das Flair ist hier ein anderes. Auch der Tourismus ist
hier wesentlich ausgeprägter als in Warschau. Uns hat es sehr gut gefallen und
wir werden nicht zum letzten Mal hier gewesen sein.