Montag, 22. Dezember 2025

Sri Lanka - ein Dauermotiv …


Der Morgen in unserem einsamen Beachcamp war fantastisch. Dunst hing über dem Meer, und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Wir kletterten früh aus dem Bett, nach mehr als zehn Stunden Schlaf, die auch dringend nötig waren. Der erste Weg führte natürlich direkt an den Strand.





Dass Sri Lanka einmal eine Kolonie war, weiß fast jeder. Dass der Kolonialismus aber bis heute unterschwellig weiterlebt, ist vielen vermutlich nicht bewusst. Die Besitzerin unseres Beachcamps ist Deutsche und beschäftigt bestimmt 15 Sri Lankinesen. Heute musste ein neuer Bungalow fertig werden – in Form eines Schiffes. Die nächsten Gäste standen praktisch schon vor der Tür. Man konnte gut beobachten, wie gestikuliert, angewiesen und korrigiert wurde, damit dies und jenes noch in deutscher Manier möglichst exakt und ordentlich stand. Einen Arbeitsvertrag hat von denen wahrscheinlich niemand. 




Hier in Sri Lanka kannst du wirklich keinen Meter ohne Kamera laufen. Da ein Kingfisher, dort ein Affe und den Mangroven schoss ein Mungo an unserem Bungalow vorbei. Dann kämpft ein 2.5 Meter langer Waran mit einem Fisch und auf der anderen Seite rauscht schon wieder ein Zug über eine alte Eisenbahnbrücke durch die Lagune.




So eine Artenvielfalt erlebst du wirklich nur, wenn du deine Zeit nicht in den Touristenzentren wie Hikkaduwa oder Mirissa verbringst. Bevor wir Abschied nahmen, genossen wir noch das typisch sri-lankische Frühstück: Curry, Kichererbsen und jede Menge exotische Früchte.




Wir liefen einfach Richtung Süden. Die Busse hier sind abenteuerlich, Verkehrsregeln im klassischen Sinne gibt es ohnehin keine. Gefahren wird dort, wo Platz ist und wenn keiner ist, wird er sich zusammengehuppt. Es ist ein ziemliches Chaos: Straßenhunde, grasende Kühe am Straßenrand, Tuk-Tuks, Busse und dazwischen Menschen auf Fahrrädern. Alles bewegt sich gleichzeitig, irgendwie durcheinander und doch funktioniert es.




Wir stiegen in den Bus. Nach den ersten fünf Kilometern dachte ich, das sei unser Todesurteil. Wenn man hier keine Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Lebensversicherung, kein Testament und nicht wenigstens eine halbwegs vernünftige Krankenversicherung hat, wird es spannend.




Der Bus war bis oben hin voll, Menschen standen im Gang. Der Fahrer überholte hupend, wo immer es ging, auch in Kurven. Tuk-Tuks wurden dabei routiniert zur Seite gedrängt, LKWs hingegen nicht. Es war grauenvoll. Und dann, irgendwie, fuhr er die restlichen Kilometer plötzlich wieder verhältnismäßig ordentlich. Wenn man bedenkt, dass der Bus einen TÜV wahrscheinlich noch nie gesehen hat, der ab und zu mal die Bremsen überprüft.




Im Bus wirst du größtenteils beschissen. Du bezahlst nicht die zehn Kilometer, die du tatsächlich fährst, sondern oft die komplette Strecke vom Start bis zum Endpunkt und das können locker 50 Kilometer sein. Aber ehrlich: Was interessieren uns 40 oder 80 Cent in einem Land, in dem Personal für einfache Tätigkeiten oft nicht mehr als etwa 150 Euro im Monat verdient? Genau. Wir zahlen gern den Touristenpreis. Außerdem hast du einen perfekten Service. Du sagst, wo du hin willst und es wird  dich immer jemand daran erinnern, dass du aussteigen musst.




Das Große an Sri Lanka sind die Kleinigkeiten. Der Bus setzte uns irgendwo an der Meeresstraße ab, und wir liefen nach links durch einen Hain mit gigantischen Palmen. Hin und wieder graste ein Wasserbüffel, begleitet von seinen weißen Freunden, den Reihern, die mit ihren stelzigen Beinen um ihn herumzogen. Überall schwirrten grün-gelbe Bee-Eater durch die Luft. Am eindrücklichsten aber sind die langen Bahntrassen: von hohen Palmen eingerahmt, öffnen sie den Blick weit hinein in den Dschungel.




Wir gingen durch dörfliche Gegend. Die Kinder freuten sich riesig, uns zu sehen, riefen uns zu und winkten schon von Weitem. Irgendwann zog es uns wieder Richtung Strand: erstaunlich ist, wie viele Weißkopf-Seeadler ständig über unseren Köpfen kreisen. Die nächste Busfahrt war nicht weit und diesmal deutlich humaner. Wir landeten in Hikkaduwa, einem echten Touristenort. Diese gab es hier reichlich, vor allem russischer Herkunft, so sehr, dass viele Schilder auch in ihrer Sprache beschriftet waren.




Es war Zeit für die Mittagspause. Bei der Wärme hier musste es unbedingt etwas Kühles sein. Von der Hauptstraße aus gingen wir in ein Restaurant. Allerdings steht hier alles Haus an Haus, vom Strand sieht man erst einmal nichts. Um ans Meer zu kommen, mussten wir tatsächlich durch die Küche laufen. Auch das war schon ein kleines Erlebnis. Schließlich aßen wir Kottu, dazu Papaya-Salat mit Garnelen und ein kühles Lion direkt am Meer. 




Genau diese Touristenmassen drängten sich übrigens am Turtle Beach. Warum der Strand so heißt? Natürlich wegen der Schildkröten. Also zerrten Väter ihre Kinder zu den Tieren und fütterten sie mit irgendwelchen Algen. Nichts für uns. Wir mögen Natur. Und wenn Schildkröten gerade nicht da sein wollen, dann wollen sie eben nicht da sein. Aber beeindruckend sind sie trotzdem, echte Kolosse. Locker eineinhalb Meter lang. Eine schöne Unterwasseraufnahme habe ich auch.




Wir besuchten noch ein paar hübsche Tempel. Mit dem Einsetzen des Regens setzten wir uns schließlich wieder in den Bus und fuhren zu unserer Unterkunft nach Boossa. Dort landeten wir wieder in einem kleinen Paradies direkt am Strand. Nicht dschungelig, aber eben auch nicht Hikkaduwa. Ein ruhiges Dorf auf dem Weg nach Galle.




Indika, der Besitzer, gibt sich spürbar Mühe, dass es seinen Gästen gut geht. Wir wurden mit einer frischen Kokosnuss begrüßt und saßen bis zum Sonnenuntergang auf unserer Terrasse hoch über dem Meer, während unten am Strand die Geisterkrabben seitlich entlangflitzten und am Horizont bereits die Lichter der Fischerboote auftauchten.




Später genossen wir die unzähligen Varianten von Curry, die sein Team für uns gekocht hat: Bohnen-Curry, Dall-Curry, Schlangengurken-Kokosnuss-Limetten-Sambol, PolSambol, Papadam, Reis- und Thunfisch-Curry. Es war köstlich.