Montag, 30. Dezember 2019

Teneriffa - Blackfish im Küsteneldorado...


Heute suchten wir uns die nördliche Region Teneriffas für unsere Tagestour aus. Zuerst wollten wir zum Playa del Socorro. Doch die Straße war gesperrt - Erdrutsch. Dies passiert hier anscheinend wohl öfter. Also die Erdrutsche. Die Absperrungen zumindest scheinen für alle nur Attrappe zu sein. Jegliche Begrenzungen werden nämlich in tenerifferscher Manier umfahren oder umklettert.





Also nahmen wir Vorlieb mit der kleinen Bananenplantage, die sich vor unseren Augen eröffnete. Es macht den Anschein, dass die Insel die gesamte Weltbevölkerung mit Bananen versorgen will. Auf der ganzen nördlichen Insel reihen sie sich an den Hängen auf. Eine Staude kann bis zu 50kg erreichen. Schmecken tun sie zumindest köstlich.


Ständig begegneten uns riesige Schilder, die das Unheil der Insel mit Stolz den Besuchern offerien: der Loro Parque. Der Tod eines Trainers und die unzähligen Unfälle in der Vergangenheit haben nicht erreichen können, dass man die Zucht und die Kooperation mit SeaWorld unterlässt und endlich keine Orcas in kleinen Wassertümpeln mehr den grölenden Besuchern zum Fraß vorwirft. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass die Menschheit erkennt, dass kein Lebewesen unser Unterhaltung dient.

Puerto de la Cruz 


Nach einem vorbeischweifenden Blick auf das große Aquarium und ein paar klitzekleine Tränen später, kamen wir in die Stadt Puerto de la Cruz. Auf den ersten Blick eine hübsche kanarische Stadt. Taucht man tiefer hinein, zeigt sich mehr das Bild eines deutschen Rentner-Aussteiger-Eldorados. Zurecht! Es ist schon ein schönes Fleckchen Erde.



Beeindruckend ist das große Meeresschwimmbad, die unzähligen hübsch angelegten Parks, die vielen gemütlichen Cafés und die Promenade am Meer, wo man bestens leichtsinnige Jugendliche dabei beobachten kann, wie sie von den Klippen in die felsige Brandung springen. Dort tummeln sich übrigens auch riesige, rote Krebse. 


Sonne, Meer und der Teide. Perfekt sollte man meinen. Doch eines fehlt der Insel wirklich - öffentliche Toiletten. Noch nie gab es so wenig bzw. überhaupt keine Toiletten wie hier. Umso häufiger muss man dann aber Menschen sehen, die sich ihren Weg zur Erleichterung suchen. 

Nachdem wir auch den wunderschönen, mit Murrals bemalten, Stadtteil Ranilla besucht hatten, ging es für uns raus aus dem Trubel - weiter Richtung Nordwesten. Dort entdeckten wir in El Sauzal einen kleinen verwunschenen Park an den Hängen zum Meer. Die Sicht auf die langgestreckte Küste und dem Teide war phänomenal. Der Dunst, der vom Meer aufstieg, machte dieses Szenario noch interessanter. 



Und genau dort saßen wir ein paar Minuten bei Bier und Bocadillo und mussten am Nachbartisch mit anhören, wie sehr man sich manchmal wünschte, dass einem der Dialekt nicht vorauseilt und man seine Nationalität irgendwie geheim halten könne: laut, egozentrisch und vom Prinzip peinlich! So benahm man sich mit gleicher Staatsangehörigkeit am Nachbartisch. 


Also nichts wie weg in die Stille der Kakteen und majestätischen Palmen auf dem Weg zurück nach oben. Weiter ging es durch kleine Ortschaften mit wunderschönen pastellfarbenden Häusern und den typischen kanarischen Balkonen. Ab und zu sitzt eine ältere Dame vor dem Hauseingang oder die Herren spielen Karten in der Ortsbar, was für uns eher ein Café darstellt. 


So, nun aber nichts wie los, den Rückweg antreten. Dies gestaltet sich manchmal auch eher schwierig. Wenn man nicht ständig mit kuppeln und schalten zu tun hat, muss man binnen weniger Sekunden die oft undurchschaubare Verkehrsführung richtig deuten. Eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung macht hier vollkommen Sinn, wenn man wie so oft einfach hofft, Vorfahrt zu haben.


Von einem schönen Sonnenuntergang wechselte die Stimmung in einen Weltuntergang. Wir mussten einkaufen. Und wie kann es anders sein, sind wahrscheinlich alle Menschen auf der Welt gleich: 30.12 - und was bietet sich da besser an, wie kurz vor Feierabend noch einkaufen zu gehen, bevor es wochenlang nichts mehr gibt? Leider brauchten wir auch noch was zum Abendbrot, so wie Hunderte andere. 


Das Problem: die Supermärkte sind ziemlich klein und haben fast keine Parkplätze, höchstens eine Tiefgarage so groß wie eine Schuhschachtel. Nachdem wir dieses Martyrium überstanden haben, mussten wir allerdings unseren abenteuerlichen Weg zum Haus, dieses Mal im Dunkeln, noch bewältigen.