Montag, 1. April 2024

Lissabon - ohne Ananas ist die Welt noch in Ordnung…


Regen am Morgen, wie immer. Man kann direkt die Uhr danach stellen. Sobald wir das Haus verlassen, schüttet es aus Eimern. Aber gut. Gleich war es das für den Rest des Tages. Wir liefen an den Tejo. Das 8 km entfernte Belem zu Fuß, war unser Ziel. Wir holten Proviant und machten uns auf den Weg bei herrlichem Sonnenschein. 






Der Weg am Fluss kann abwechslungsreicher nicht sein. Zuerst kommt man bei ein paar alten runtergekommenen Lagerhallen vorbei, deren Außenwände mit tollen Graffitis besprüht sind. Dann gibt es diese hübschen Docks an der gewaltigen Ponte 25 de Abril. Jogger sind unterwegs und eine riesige Horde Kreuzfahrttouristen mit Ebikes oder E-Scootern. 







Wenn man direkt unter der 190m hohen Brücke steht und dann an die nicht so viel kleinere Francis Scott Key Bridge in Baltimore denkt, gruselt es einen. Wahnsinn das so ein Teil so schnell zu Fall gehen kann. Die Brücke hier über dem Tejo ist ein Meisterwerk und eines der größten Auto- und Zugbrücken der Welt. 







Auch in Belem war es sehr viel voller als noch vor 4 Jahren. Aber es verteilte sich gut. Meistens sind die Menschen so und so bei den großen Attraktionen. Wir schauen uns sie zwar auch an, aber sind schnell wieder weg. Wir entdecken Orte lieber außerhalb von Touristenzentren. So auch heute Nachmittag. 






In Belem gönnten wir uns erstmal den ersten und wahrscheinlich den letzten Fisch der Reise. Eigentlich wollten wir aber vor den vielen Roma fliehen, die aufdringlich Zeug verkauften. Schlechte Erfahrungen brennen sich ein. Und davon hatten wir nun wirklich sehr viel gemacht. 







Wir nahmen das nächste Fahrrad und fuhren zurück zur Brücke, um in die LX Factory zu kommen. Das alternative Lagerhallenflair mit kleinen hippen Geschäften und allerhand Streetart ist nunmehr auch der Gentrifizierung zum Opfer gefallen, wenn man das als solches bezeichnen kann. Hier ist nichts mehr hipp, sondern Instagram-like aufgesetzt mit fancy Läden wie dieser Konservenshop, der nur für Touristen geöffnet hat. Das ist nicht mehr dasselbe. Und das passiert so häufig in europäischen Städten. Da ist nichts mehr authentisch. 






Die Leute, die hierherkommen, werden standesgemäß mit einem Tuk-Tuk vor das Eingangstor gefahren. Übrigens ist das das Hauptverkehrsmittel für junge Leute, die die Stadt erkunden wollen. Laufen tun hier die wenigsten. Zudem muss jeder Punkt, der einigermaßen fotogen ist, abgebildet werden. Aber die Kamera ist nicht etwa auf die Bauwerke oder Aussichtspunkte gerichtet – nein, stets auf die Menschen selbst, die dann natürlich vor dem Handy stehen. Die Arme müssten auch nicht wirklich länger sein, um alles draufzubekommen. Es geht ja so und so nur um einen selbst. 






Wir nahmen den Bus über die Brücke, um nach Almada zu gelangen. Was für ein Erlebnis. Hier wartete die große Christus Statue auf uns, die noch über dem Tejo thront. Hier hat man die beste Aussicht überhaupt. Während in der Ferne dunkle Regenwolken aufzogen, machten wir uns auf zum schönsten Teil des Tages. 






Unterhalb der Statue gibt es einen ruhigen, in der Natur gelegenen Weg, der am Wasser liegt und immer wieder fantastische Blicke auf den Tejo freigibt. Hier war Stille. Nur die Vögel zwitscherten. Fantastisch! Das Beste sind jedoch die alten Lost Places entlang des Flusses, der hier eigentlich so breit wie ein Meeresarm ist.






Was für eine tolle Gegend. Einsturzgefährdete Bauten, die sich die Natur zurückholte und der Mensch mit wunderschöner Streetart zu dem besonderen machte, was es für uns heißt versteckte Juwelen einer Stadt zu entdecken. Der Wind brauste am alten Hafengelände entlang, in einem kleinen gemütlichen Park chillten Menschen, ohne dass sie diese fancy Getränke aus echter Ananas für 20€ in sich reinschlürfen, wie im Rest der Stadt zu sehen. 






Am Hafen von Cacilhas angekommen, nahmen wir die Fähre über den ca. 3 km breiten Fluss zurück in die Altstadt am anderen Ufer. Während der ganzen Fahrt schüttete es und es war total interessant zu sehen, dass es tatsächlich immer nur eine Wolke ist, die abregnet und wieder verschwindet.