Dienstag, 23. Dezember 2025

Sri Lanka - durch den Dschungel ans Meer …


Früh am Morgen verließen wir die Beach Villa und stiegen in den nächsten Bus Richtung Galle. Die Fahrt war diesmal erstaunlich human, der Tacho funktionierte allerdings nicht. Der Bus war so voll, dass man gerade genug Platz für die eigenen großen Zehen hatte, um überhaupt stehen zu können. Du hattest halt nicht die Gefahr umzukippen. Und ich frage mich beim Busfahrer jedes Mal, wie er in Flipflops mit Gas und Bremse trotzdem die volle Kontrolle behält.


In Galle steuerten wir einen Park an. Den Radau hörten wir schon von Weitem. Papageien schossen zischend durch die Baumkronen, kreischten, verschwanden wieder im Grün. Wie schön es ist, diese Tiere hier in freier Natur zu sehen, ohne Käfige, ohne Ketten, einfach so.


Es war idyllisch hier. Pärchen knutschten unter Sonnenschirmen, während echte Kerle auf dem Schotterplatz Cricket spielten. Der Angearschte war derjenige, der Müll aufheben musste. In Sri Lanka wirst du damit nie fertig.



Heute schafften wir es gerade einmal, die ersten dreißig Minuten im Sand durch die Gegend zu laufen. Der UV-Wert ist so hoch, dass unsere Füße trotz Sonnencreme komplett verbrannt sind. Wir sehen jetzt zwar ziemlich dämlich aus mit langen Socken und Barfußschuhen, aber es hilft nichts. Den blöden Hut tragen wir ja ohnehin schon. 



Lass uns noch von einer typisch sri-lankischen Unart erzählen. Du stellst dich ganz brav in eine Reihe, wenn du etwas kaufen möchtest. In Sri Lanka interessiert das allerdings niemanden. Die Leute kommen von allen Seiten, drängeln sich dazwischen und am Ende bist meist du derjenige, der als Letztes drankommt. Egal ob am Kiosk oder im Supermarkt: Das Prinzip Schlange existiert hier einfach nicht. Es ist das genaue Gegenteil von Japan, wo man fast mit dem Lineal nachmessen könnte, wie ordentlich alle im Gleichschritt laufen, stehen und warten.


Galle - irgendwann merkten wir, dass es uns hier fast ein wenig zu geschniegelt ist. Nicht direkt Luxus, aber für sri-lankische Verhältnisse doch etwas zu viel Western-Food und Cafés mit fancy Kaffees mit europäischen Preisen. Irgendwie schade, denn schön ist es hier ohne Frage. Aber es fühlt sich nicht mehr ganz nach unserem Ort an.


Und trotzdem: Galle ist eine beeindruckende Stadt. Geprägt vom Kolonialismus, mit alten Bastionen, mächtigen Festungsmauern und einer Geschichte, die noch immer zwischen den Häusern hängt. Elegant, gepflegt, voller Vergangenheit, nur eben nicht mehr das Sri Lanka, das wir gerade suchen.



Eine Konstante gab es dann aber doch. Eine, an die wir uns gern von vor sieben Jahren erinnern. Am Leuchtturm von Galle stehen noch immer die Getränkestände, aber nicht irgendwelche. Hier wird sri-lankische Limonade verkauft. Dafür werden Zitronen gepresst, die eher die Größe von Orangen haben. Und das Besondere daran: Die Limonade ist salzig. Verändert hat sich dennoch etwas. Vor sieben Jahren tranken wir aus wiederverwendbaren Bechern. Heute gibt es einen Plastikdeckel obendrauf und einen Strohhalm dazu. Die Limonade schmeckt noch genauso. 



Wir saßen da, schauten melancholisch auf das Wasser und tranken unsere Limonade. Zwischen uns eine Katze, die noch ziemlich jung aussah und unbedingt gestreichelt werden wollte. Verrückt wurde es in dem Moment, als plötzlich kleine Füße von innen gegen die Hand drückten.


So, es ging weiter, bis wir die Melodie eines Straßenhändlers auf seinem Tuk-Tuk hörten. Mmh, Eis. Perfekt bei der Hitze. Wisst ihr, so ein Straßenhändler-Eis lutschend, während wir am alten Fischmarkt vorbeilaufen, gibt uns einfach wesentlich mehr als ein Matcha-Latte und eine Acai-Bowl.



Wir liefen ein Stück auf einem ausgelatschten Pfad direkt am Meer entlang, links von uns der wahnsinnige Verkehr von Galle und dann machten wir vermutlich die Entdeckung des Tages. An einer Kreuzung regelte ein Polizist den Verkehr, ganz konzentriert, während direkt neben ihm eine Kuh seelenruhig das Grün der Böschung wegknabberte. Ich glaube, das erlebst du wirklich nur in Sri Lanka.



Wir suchten uns ein Tuk-Tuk, um zur Halbinsel und dem Naturreservat Rumassala Sanctuary zu fahren. Es ging ziemlich steil bergauf, und die kleine Kiste hatte ordentlich zu tun, uns den Berg hinaufzubringen. Oben angekommen, ging es für uns gleich wieder bergab. Wir kämpften uns über einen schmalen Dschungelpfad hinunter an den gleichnamigen Strand: Jungle Beach.



Interessant waren dabei weniger die vielen weißen Touristen russischer Herkunft, die sich am Strand sonnten, sondern das, was uns auf dem Weg begleitete: Affen. Plötzlich standen wir mitten unter ihnen – umzingelt von gut zehn bis fünfzehn Ceylon-Hutaffen, die neugierig schauten und uns aus allen Richtungen musterten.



Und wenn es keine Affen waren, dann war es ein kleines Mädchen, vier Jahre alt, das am Eingang zum Dschungelpfad an einem kleinen Verkaufsstand bei ihrer Mutter stand. Beim Hinunter- und beim Hinaufgehen mussten wir unbedingt High Five machen. Als wir schließlich weiter wollten, packte sie uns jeweils an der linken und rechten Hand und begleitete uns ganz selbstverständlich durch das Tor bis zur Straße. Meine Güte, war die niedlich.


Für uns ging es nun zu Fuß weiter, durch viel Grün. Unterwegs holten wir uns einen Mangrovenapfel-Saft – hier ziemlich populär. Er wird aus den Früchten des Mangrovenapfelbaums gepresst. Der Geschmack: leicht säuerlich, ein wenig käsig, definitiv eigenwillig, aber genau deshalb irgendwie gut.



Während wir durch dschungliges Gebiet zogen, raschelte es ständig in den Baumkronen. Wer weiß, wie viele Affen über uns hinweg durch die Äste schwangen. Hin und wieder führte unser Weg durch kleine Flussbetten, über schroffe Steine, immer begleitet von diesem Gefühl, dass um uns herum deutlich mehr Leben war, als wir sehen konnten.


Was uns dabei immer wieder aufs Neue fasziniert, ist die Vogelvielfalt dieses Landes. Überall schiebt, flattert und fliegt es. Kaum ein Moment vergeht, in dem nicht irgendwo etwas Farbe durch das Grün blitzt. Wir können gar nicht anders, als ständig Bilder zu machen. Es fühlt sich an, als wäre alles hier permanent in Bewegung. 


Die Menschen hier sind wahnsinnig freundlich. Überall grüßt dich jemand, winkt dir zu oder möchte ein paar Worte mit dir wechseln. Natürlich gibt es auch diejenigen, die dir irgendeine Leistung anbieten wollen. Und ja, die Fragen „Wo kommst du her?“ und „Wo willst du hin?“ können manchmal ganz schön nerven. Aber wahrscheinlich gehört genau das einfach zu Sri Lanka dazu.


Wir verließen den Dschungel und landeten schließlich in Unawatuna. Zum Glück hat sich dieser Küstenort seinen Charme noch einigermaßen bewahrt, auch wenn unweit des Strandes vermutlich das hässlichste Hotel der Welt steht. Ein dreiseitiger Betonklotz, der dieses eigentlich wunderschöne Stück Küste gnadenlos überragt. Die Idylle wird wohl nicht ewig halten. Irgendwann ist auch Unawatuna überrannt und zugebaut mit Beton. Noch ist es nicht so weit. Noch fühlt es sich hier richtig an.



So ein Küstenort hat ein ganz eigenes olfaktorisches Flair. Ständig steigt dir Knoblauch in die Nase, dazu alle Gewürzvarianten, die man sich überhaupt vorstellen kann. Wenn man dann die Speisekarte liest und all die vegetarischen Currys vor Augen hat, fragt man sich im ersten Moment: Wo ist hier eigentlich das Fleisch?



Für viele Einheimische ist Fleisch allerdings kaum bezahlbar, und der Buddhismus begünstigt ohnehin eine überwiegend vegetarische Küche. Wir hätten nie gedacht, dass man Gemüse in so vielen unterschiedlichen Varianten essen kann. Fleisch braucht man hier wirklich nicht. Es ist einfach köstlich.


Wo es schön ist, soll man bleiben, aber bitte nicht in der Bettenburg. Wir wohnen am Rand des Hauptstrandes, in einem winzig kleinen Gasthaus direkt am Meer. Durch unser Vordach wächst eine gigantische Palme, einfach so hindurch.



Und endlich können wir mal ins Wasser springen. Baden ist in Sri Lanka nämlich gar nicht so selbstverständlich. Es gibt starke Unterströmungen und eine gefährliche Brandung. Umso schöner, hier einen Ort gefunden zu haben, an dem es sich sicher anfühlt.



Wir genossen den Sonnenuntergang, auch wenn es keiner von denen war, für die Sri Lanka berühmt ist. Danach zogen wir noch einmal los, barfuß den Strand entlang, auf der Suche nach etwas zu essen. Eigentlich ist das genau richtig schön hier. Du brauchst keine Jacke, keine Schuhe. Du musst nur aufpassen, dass du nicht auf die vielen Geisterkrabben trittst, die sich unsichtbar im Sand verstecken.



Das Skurrilste an diesem Abend waren drei hell erleuchtete Weihnachtsbäume direkt am Strand von Unawatuna. Und überhaupt hatte man das Gefühl, dass Sri Lanka nachts nochmal richtig zum Leben erwacht. Überall Lichterketten, kleine Tische im Sand mit Kerzenschein, dazu fancy Lokale mit geflochtenen Korblampen. Es sieht hier sehr gemütlich aus.