Freitag, 21. Februar 2020

Lissabon - eine Stadt voller Musik...

Elevator de Santa Justa 

Morgens ist es fast am schönsten, wenn die Stadt noch schläft. Nur ab und zu kommt ein kleiner Lieferwagen, die Tische und Stühle der Cafés werden auf den Gehweg drapiert und es ist still. Einzig die riesigen Möwen kreisen mit Geschrei über uns. Frühstücken lag uns im Sinn. Jedes Restaurant hat eine riesige Theke süßer, kleistriger Backwaren. Damit und einem Kaffee deckten wir uns ein und gingen zur nächsten Plaça. 


Pastelaria 

Frühstück 

Plaça Dom Petro IV

Largo do Sao Domingos 
Ich weiß nicht wieviele Morgen es noch so gehen kann und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man binnen 7 Tagen zum Diabetiker wird, aber die Masse an Zucker ist bemerkenswert, so dass einem innerhalb weniger Minuten der Mund zupappt und eine leichte Übelkeit sich breit macht. Wenn es nicht so köstlich aussehen würde..?! 


Vhils Werk 


Das Gute: Lissabon ist nicht dazu gemacht nur im Schneckentempo spazieren zu gehen. Hier wird man ständig dazu genötigt Steigungen von bis zu 13% zu überwinden oder unzählige Treppen hinauf zu steigen. Und eben das macht die Stadt zu etwas Besonderem. Hinter jeder Ecke ein neuer atemberaubender Blick, der weit über das Häusermeer ragt. 


Jardin da Cerca da Graca 



Die Gefahr ist einzig und allein die alte Straßenbahn, die oft nicht schmaler als die Gassen ist und sich nah am Fußweg vorbeiquetscht. Wir liefen in den alten Stadtteil Alfama. Hoch oben ist auch ein grandioses Bild des Street Art Künstlers Vhils zu sehen, der nicht nur malt, sondern auch Betonstücke aus den Fassaden meiselt. Im Übrigen strotzt Lissabon von diesen Kunstwerken, die in nahezu jeder kleinen Gasse zu finden sind. 




Empanada 

















Als nächstes besuchten wir eine, der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt - das Castelo de Sao Jorge, das seit über 870 Jahren über Lissabon thront. Naja gut, zwischenzeitlich hat es mal ein Erdbeben etwas dezimiert. Wir fanden es bisher nicht voll. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass sich alle hier oben befanden. Viele mit Ausweis um den Hals und irgendeinem Kreuzfahrtschiff entflohen. 


Vhils & Shepard Fairey 



Neben den sagenhaften Aussichten, die weit über das Meer reichten, war für uns die Hauptattraktion Pfauen. Ich habe noch niemals so viele auf einem Haufen gesehen und noch niemals welche in Bäumen sitzen. Wie zum Teufel sind die da hoch gekommen? Ich dachte immer das die überhaupt nicht in der Lage sind zu fliegen - wunderschön! 
Convento da Graca 




Während vor den Burgmauern unzählige Händler Sonnenbrillen und Armbänder verkauften (nicht nur Nordafrikaner) und sich ständig nach der Polizei umsahen, sind Püppchen in Miniröcken darin bestrebt, jede einzelne veränderbare Falte im Gesicht erneut mit einem Foto in Szene zu setzen. Man hat das Gefühl, dass viele nur reisen wegen der Spots, die sie irgendwo auf Instagram sehen, um sich dann damit abzulichten. Reisen ist eine Jagd nach Motiven. Aber nicht die, der Stadt, sondern SIE vor der Kulisse der Stadt. Menschen und Kultur werden zunehmend zur Nebensache. 
Castelo de Sao Jorge 



(Muss) Liebe schön sein! 


Ähnliches zeigt sich in der Perversität der Verschwendung. Bereits gestern saßen zwei Typen vor einem Teller köstlich, frischer Tintenfische mit Kartoffeln und Salat. Foto geschossen, immer wieder die Haare mit einer gekonnten Bewegung zur Seite gestrichen, eine Gurke gegessen, Rest stehen lassen. Ähnlich heute im kleinen Altstadtcafe: 3x Toasta Mista bestellt, 2x stehen lassen - fertig um in die Tonne zu werfen. Wo soll das noch hinführen?





Am Abend entdeckten wir den wohl schönsten Platz Lissabons. Und das Verrückte - er führt über eine Treppe direkt durch ein Portal mitten durch unser Wohnhaus. Der Blick auf den stählernden Elevador de Santa Justa bei Sonnenuntergang, vereint mit den  Klängen eines Cello Musikers, dessen wehmütige Melodien durch die Gassen darunter hallen - unser Lissabon Moment! 
Miradouro das Portas do Sol 




Convento do Carmo 

Wir gingen zum TimeOut Market, dem Foodmarket des TimeOut Magazines. Ein cooles Konzept in einer riesigen Halle mit hipper Stahlkonstruktion. Es ist ein toller Ort, für uns jedoch etwas zu gehoben - preislich sowie kulinarisch und gleicht eher der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg, die sich von Hipp in kommerziell gewandelt hat.


Largo do Carmo 

Timeout Market 


Also verabschiedeten wir uns wieder und suchten Banksy. Natürlich fanden wir ihn nicht. Denn wer kennt schon die wahre Identität des wohl geheimnisvollsten Street Art Künstlers. Aber leider war sein Werk überpinselt. Leider haben Wandmalereien nur eine kurze Überlebenszeit, die oft dem Vandalismus geschuldet ist.