Donnerstag, 5. April 2018

Lost in Bosnia...


Morgen sind wir bereits vor dem Sonnenaufgang aufgestanden, denn 7 Uhr war Abfahrt an die Plitvicer Seen. Dies ist der größte Nationalpark Kroatiens und uns wahrscheinlich durch die vielen Winnetou Filme bekannt.





Die Fahrt dort hin war bereits ziemlich spektakulär. Der Himmel war grau und immer wieder schob sich die Sonne in 1000 Strahlen durch die dünne Wolkendecke. Zu unserer Linken das Velebitgebirge und rechts ein tiefes weitläufiges Tal, welches vom Meer begrenzt war. Wir fuhren Kurve um Kurve hoch über dem Abgrund. Etwas gruselig war, dass um diese Zeit kaum jemand unterwegs war.

überflutetes Gebiet 

Wir passierten immer wieder verlassene Häuser. Irgendwann befanden wir uns auf eine Art Hochplateau. Keine Ortschaften, keine Tankstellen, keine Autos. Kilometerweit nur Schafe, eine gut ausgebaute Straße und wir. Und es schüttete mal wieder wie aus Kannen. Und so wie es aussah regnete es hier öfter. Wir fuhren an einem riesigen Überflutungsgebiet vorbei, wo nur noch die Baumkronen aus dem Wasser schauten. 
Plitvicer Seen 



Sobald wir am Nationalpark angekommen waren, schien die Sonne. Noch war es ruhig und die Reisebusse haben den Park bislang nicht erreicht. Aber der erste Steg am großen Wasserfall hat bereits gereicht. Ich sag nur asiatische Invasion. Und vielleicht sind wir gebrannt durch Korea, aber sie zeigten wieder ihr typisches Verhalten: auf einem Steg über dem Wasser mit ca. 2m Breite einfach stehen bleiben und beim Vorbeischlängeln konnte man sehen, ob man ins Wasser fiel oder nicht. 



Wir wanderten immer höher und vorbei an weiteren Seen, die kaskadenförmig die Landschaft bestimmen und sich als Wasserfälle ihren Weg nach unten suchten. Leider waren die Upper Lakes nicht begehbar, weil die Wassermassen durch die Schneeschmelze zu gewaltig waren. So fuhren wir mit dem Elektroboot durch den Kozjak See an das gegenüberliegende Ufer. Dort waren wir alleine hoch über dem ganzen asiatischen Spektakel. Hier hatte man eine fantastische Aussicht auf die Seen und Wasserfälle.



Nach 3,5 Stunden Naturschauspiel ging es für uns weiter Richtung Norden. Allerdings konnten wir uns den "kleinen" Abstecher nach Bosnien und Herzegowina nicht verkneifen. Die Einreise verlief ziemlich schnell. Nach ein paar Metern begrüßte man uns mit einer Übersichtskarte der gefunden Landminen der letzten Jahre. Das Schriftbild änderte sich ins Kyrillische und in jedem Dorf standen Moscheen. 



Wie genau die Informationen des Auswärtigen Amtes sind, wussten wir nach spätestens 2 km. Das Navigationssystem verlor jede Orientierung und die bis dahin asphaltierte Straße endete in einer schlacklochübersäten Schotterpiste. Verdammt! Aufgeben wollten wir so schnell nicht. Aber es waren schließlich 75 km durch dieses Land.

Teilweise ist Bosnien so, wie man es sich vorstellt. Überall lungern Straßenhunde rum (wie traurig), es gibt Landwirtschaft, Müll und Schrott sammelt sich und alte zerfallene Hütten säumen den Weg. Auch Großmütter mit Kopftuch und Stock wandern auf der Straße entlang. Wären da nicht die vielen neu gebauten Häuser. Laut Recherchen bauen Vertriebene und Gastarbeiter, die in der EU "viel" Geld verdient haben, ihr Land nach dem Kriegsende von 1995 wieder auf und kehren zurück in die Heimat.


Als wir die lange Fahrt halbwegs überstanden hatten, fuhr uns fast ein Österreicher ins Auto, der die Vorfahrt missachtete. Zu guter Letzte war der angestrebte Grenzübergang geschlossen und wir mussten paar Kilometer zurück fahren.

Grenzübertritte Bosnien und Kroatien 

Straßenzustand Bosnien 

Wir dachten eigentlich das Schlimmste hinter uns zu haben, aber da haben wir uns getäuscht. Zurück in Kroatien fuhren wir 120 km von Ortschaft zu Ortschaft. Wo ein Schild endete, begann ein neues Dorf. Das heißt Höchstgeschwindigkeit 50 km/h und selbst das haben manche nicht hinbekommen. Um Zagreb staute sich der Verkehr.

Straßenhunde


Wir waren froh nach so einem Tag heil in Kroatiens Hauptstadt angekommen zu sein. Wir wohnen mitten in einer hippen, cafégesäumten Fußgängerzone in einem Hinterhaus. Die nächsten beiden Nächte verbringen wir in einem Hochbett in einer schicken Wohnung. Nach einem leckeren Abendessen haben wir auch mal wieder Bekanntschaft mit einem versuchten Diebstahl machen können. Aber uns geht's gut und alles ist noch da.
unsere Wohnung in Zagreb