Donnerstag, 13. April 2023

Bosnien und Herzegowina - die unsichtbare Grenze…

Bosnien und Herzegowina 


Nun sind wir offiziell auf dem Rückweg. Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter in Sarajevo. Vor uns hat es nur geregnet und war kalt und auch die nächsten Tage sehen nicht besser aus. Leider auch bei uns auf dem Weg durch Ungarn. Aber bevor es soweit ist, hatten wir einen wahnsinnig interessanten Tag. 

 
Konjic




Wir fuhren zurück nach Jablanica und bogen Richtung Norden ab. Die Landschaft war wie immer fantastisch. Die hohen schneebedeckten Berge des Dinarischen Gebirges, die grünen Hänge und kleine Dörfer. Fast fühlte man sich wie irgendwo in Österreich, wenn da nicht ab und zu Minarette anstatt Kirchtürme empor steigen würden. 

 

Jajce















Wir hielten in Konjic, was wie Mostar ebenfalls idyllisch am Fluss Neretva liegt. Und dieser ist wirklich besonders durch sein türkisfarbenes Wasser. Mittags machten wir einen Abstecher zum Ramsko Jezero, ein verschlafener 15 Quadratkilometer große See, wo man anscheinend gut paddeln kann. Man kann nur hoffen, dass diese idyllische Gegend lange Zeit dem Massentourismus verwehrt bleibt, so wie fast alles in Bosnien und Herzegowina. 

 










In den Dörfern stehen wieder allerhand Bauruinen. Zumindest in unseren Augen. Wie überall auf dem Balkan werden viele Häuser nicht fertiggestellt, nicht verputzt, der Innenausbau der oberen Etage nicht begonnen oder die Fassaden nicht mit Balkongeländern versehen. Bewohnt sind sie aber häufig. Wahrscheinlich war irgendwann das Geld zu Ende. 

 




In Bugojno waren die Ausmaße, die dieser Krieg angenommen hatte, noch sehr deutlich zu sehen. Fast jedes alte Wohnhaus hatte unzählige Granateneinschläge und die Stadt hat noch heute eine hohe Dichte an zerbombten Kriegsruinen. Es ist wirklich gruselig. 




 

Die Bosniaken lieben Autowaschen. So befinden sich in jeder Ortschaft Waschanlagen, die man mit unzähligen Funktionen selbst bedienen kann. Aber auch sehr viel Armut sieht man in den Städten und am Wegesrand, wenn man zum Beispiel an Ampeln um Geld gebeten wird. 

 



Wir kamen nach Jajce, einer kleinen alten Stadt mit dem Pliva Wasserfall. Wir aßen fangfrische Forelle und fuhren zu den alten Mlincici Wassermühlen in einem idyllischen Park. Dieser war voll mit Hunden, die aber niemanden gehörten. Überall sprangen Welpen umher. Aber sie hatten etwas zu fressen. Anscheinend kümmert man sich um sie. 

 




Man muss sich auf Bosnien einlassen können. Wenn man prunkvolle Städte, saubere Parks und hübsche Wohnhäuser sucht, ist man hier völlig falsch. Die Einfachheit und die bosnische Mentalität ist das, was dich hier in den Bann zieht. Das unaufgeräumte, die Landschaft, der Dunst über den Ortschaften, die zerfallenen Häuser und Spuren einer Welt, die uns völlig fern ist, ist Bosnien und Herzegowina. 

 





Die nächsten 75 km bis nach Banja Luka waren landschaftlich kaum zu überbieten. Wir fuhren durch einen Canyon am Fluss entlang, der eingerahmt von riesigen Granitfelsen lag. Und da überfuhren wir die imaginäre Grenze in die Republika Srpska. Bosnien und Herzegowina besteht nämlich aus zwei Teilen: der Republik Serbien und der Föderation Bosnien und Herzegowina. Schlagartig veränderte sich die Schrift ins Kyrillische. Es wehten keine nationalen Fahnen mehr, sondern die der Republik, welche natürlich sehr an Serbien und Russland erinnert. Das wiederum zeigt auch symbolisch die Nähe zu Moskau und nicht nur den höchsten Orden, der Putin von hier verliehen wurde. 

 

Krupa Wasserfälle 





Die Landschaft wurde noch dramatischer und erreichte ihren Höhepunkt am Vrbas Horseshoe Bend, einer hufeisenförmigen Kurve des gleichnamigen Flusses, welche man auf einer Anhöhe auf sich wirken lassen konnte. Spektakulär! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Auf dieser Strecke waren allerdings so viele Kreuze von Verunglückten, was man sich gar nicht vorstellen kann, wenn man sich an die gebotene Geschwindigkeit hält. 

 








Kurz vor Banja Luka besuchten wir die Krupa Wasserfälle, welche sich in die unzähligen Naturschauspiele des Landes einreihen. Bosnien und Herzegowina hat so wahnsinnig viele davon. Banja Luka hat sogar Thermalquellen und es ist schön mal seine Füße ins warme Wasser zu stecken. Obwohl sich die Außentemperatur heute erstmals über 20 Grad Celsius zeigte. 

 

Banja Luka 


Banja Luka selbst ist mit nichts zu vergleichen, was wir bisher in Bosnien erlebt haben. Alles ist sehr westlich, prunkvoll, keine Zeichen des Krieges, modern und wenig traditionell und es ist eben serbisch. Selbst die Läden sind hier andere. Als hätten wir eine Landesgrenze überfahren. 


Restaurant spricht Bände