Freitag, 26. Dezember 2025

Sri Lanka - ein elephantastischer Tag …


Da wir an diesem Morgen erst gegen halb elf aufbrachen, blieb nach dem typisch sri-lankischen Frühstück noch reichlich Zeit für einen Spaziergang am einsamen Strand. Keine Menschenseele war unterwegs. Die Brandung war kräftig, die Wellen rauschten gleichmäßig, die Palmen wippten im Wind. Wir liefen barfuß durch den Sand und waren damit beschäftigt, Muscheln zu finden. Mehr brauchte es nicht.




Für den Weg nach Tissamaharama hatten wir uns einen Fahrer organisiert. Das Auto war äußerlich ziemlich heruntergerockt und die Motorlampe leuchtete dauerhaft. Na toll, dachten wir, das konnte ja eine Fahrt werden. Aber genau das Gegenteil trat ein. 



Wir rollten gemütlich durch kleine Ortschaften, vorbei an buddhistischen Tempeln und endlosen Reisfeldern. Kuhherden standen mitten auf der Schnellstraße, Hunde und Tuk-Tuks tauchten aus dem Nichts auf. Alles bewegte sich und wir mittendrin. Es war spannend, einfach nur das Leben auf der Straße zu beobachten. Heute hatten wir endgültig den Beweis, dass hier ein Bus, ein Auto, ein Tuk-Tuk und ein Hund gleichzeitig auf einer Höhe unterwegs sein können. Auf Motorrollern fahren ganze Familien. Helme tragen dabei meist nur die Erwachsenen.



An einem Unfall mit zwei Motorrädern kamen wir auch vorbei, erstaunlicherweise blieb es bei diesem einen. Zumindest soweit wir das beurteilen konnten. Ab dem Moment, in dem wir die Unfallstelle passierten, dauerte es bestimmt noch 20 bis 30 Minuten, bis endlich eine Ambulanz eintraf. Aber eigentlich ist das kein Wunder. Bei diesem Verkehr, bei diesen vollgestopften Straßen, kommt man hier einfach kaum voran.




Nach fast zwei Stunden kamen wir in Tissamaharama, am Tissa See, an. Was für ein toller Ort. Er hatte uns schon damals gefallen, vor allem wegen unserer Fahrradtour durch die Reisfelder. Leider war diesmal schnell klar, dass wir das nicht wiederholen können. Unsere Unterkunft stellt keine Fahrräder bereit, obwohl sie in der Beschreibung angekündigt waren. Wirklich enttäuschend.



Nicht enttäuschend war dagegen die Unterkunft selbst. Wenn so das Paradies aussieht, kann man sich wirklich freuen. Eine wunderschön gepflegte Anlage mit drei Häusern, ein toller Pool, riesige Palmen. Nicht umsonst heißt sie Coconut Garden.



Erstaunlich ist, dass hier fast ausschließlich Frauen arbeiten. Eigentlich gelten diese Tätigkeiten als Männerarbeit. Frauen sollen eher im Hintergrund bleiben, nicht im direkten Kontakt mit Gästen oder Menschen stehen. Auch arbeiten sie nie im Service, damit sie nachts nicht draußen sein müssen. Umso schöner, diesen Ort so zu erleben.



Wir warfen unsere Sachen ab und sprangen erst einmal in den Pool. Aus dieser Perspektive wirkte die Anlage noch einmal traumhafter. Viel Zeit zum Genießen blieb allerdings nicht. Wir mussten uns safaritauglich machen. Um 13:30 Uhr stand unser Jeep im Hof, und wir fuhren in nördliche Richtung in den Yala-Nationalpark.



Der Park ist inzwischen völlig überlaufen. Unzählige Jeeps sind dort unterwegs und jagen Tieren hinterher. Zumindest in dem Teil, den wir von früher kannten. Dieses Mal entschieden wir uns bewusst für Block 5. Und das war wirklich die beste Entscheidung.



Auf der Karte sah ich, dass wir uns der berüchtigten Elefantenstraße näherten. Sie führt direkt am Yala-Nationalpark vorbei und soll immer wieder von Elefanten genutzt werden. Es dauerte nicht lange, da stand auch schon der erste vor uns.



Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben. Du fährst auf einer ganz normalen Landstraße und plötzlich schaut dir aus dem Gebüsch ein Rüssel entgegen. Ein paar Meter weiter steht ein anderer Elefant demonstrativ mitten auf der Straße und blockiert die Durchfahrt für alle Fahrzeuge. Irgendwie scheint niemandem, weder den Autos noch uns, so richtig bewusst zu sein, dass ein Elefant unseren Jeep problemlos umwerfen könnte. Wir hatten Videos gesehen, in denen Tuk-Tuks einfach auf die Seite gelegt wurden. 



Also standen wir da. Lange. Beobachteten den Elefanten und er beobachtete uns. Dann kam er näher. Sehr nah. Auf einmal steckte er seinen Rüssel in unser Auto. Man muss sich diesen Safari-Jeep vorstellen: ein Pickup mit Aufbau, wir sitzen hinten auf der Ladefläche. In diesem Moment hatte ich panische Angst, dass er mich einfach am Hals packt und aus dem Auto zieht.



Ich habe dann irgendwann gefragt, ob das hier nicht gefährlich sei. Unser Guide winkte nur ab und meinte ganz entspannt: ach nö, die kommen halt manchmal an die Straße. Ich glaube, er hat überhaupt nicht verstanden, dass ich meinte, ob es für uns gefährlich ist. Er dachte eher daran, ob es für die Elefanten problematisch sein könnte. Naja, das Verhältnis zu Tieren ist in Sri Lanka einfach ein ganz anderes.




Wir trafen noch einen weiteren Elefanten, bevor wir schließlich am Parkeingang ankamen. Dort saßen zwei unglaublich niedliche Weißbartlanguren auf dem Boden und begutachteten ganz konzentriert ihre Füße. Mit ihren viel zu langen Armen und Beinen war das ein ziemliches Durcheinander, so sehr, dass ich später auf dem Foto nicht mehr wusste, welches Bein und welcher Fuß eigentlich zu welchem Affen gehörte.



Wir haben wahnsinnig viele Tiere gesehen, vor allem Vögel. Um nur einige zu nennen: weiß gepunktete Hirsche, marabuartige, etwas seltsam aussehende Vögel, viele grüne, gelbe und blaue Bienenfresser, sehr viele Greifvögel, wunderschöne Pfauen, dazu Krokodile, Affen, Echsen und natürlich Elefanten.




Am beeindruckendsten war das Tröten des Anführers der Elefantenherde, tief aus dem Wald heraus. Plötzlich wurde alles still. Kein Motorengeräusch, kein Vogelruf, nur dieses eine, gewaltige Geräusch, das durch den Nationalpark hallte. Ein Moment, der hängen bleibt.




Der Yala-Nationalpark, egal in welchem Block, ist landschaftlich einfach atemberaubend. Am großen Reservoir stehen abgestorbene Bäume, weil es eigentlich ein Überflutungsgebiet ist, als hätte jemand die Stämme einfach in den See gesteckt. Im Hintergrund zeichnen sich die hohen Berge des Hochlandes bei Ella ab, wo wir Silvester und Neujahr verbringen werden.



Je weiter die Sonne Richtung Horizont wanderte, desto intensiver wurde die Stimmung. Es war schon fast 17 Uhr, und hier, nahe am Äquator, verschwindet die Sonne innerhalb kürzester Zeit. Genau dann passiert noch etwas Besonderes: Die Bienenfresser sitzen nicht mehr in den Bäumen, sondern lassen sich auf den sandigen Fahrstraßen nieder.



Dort baden sie regelrecht im Sand. Sie werfen sich mit dem Bauch in kleine Mulden, schlagen mit den Flügeln und schleudern den warmen Sand über ihre Körper. Es sieht völlig verrückt aus und soll gegen Insekten helfen.



Wir glauben ja, dass es bei so einer Safari fast schon erwartet wird, einen Leoparden zu sehen. Zumindest wurden wir im Gästehaus sofort gefragt, ob wir das majestätische Tier vor Augen bekommen hätten. Uns war das ehrlich gesagt völlig egal. Einen Leoparden haben wir vor sieben Jahren schon gesehen. Die Vögel waren für uns viel spannender.



Und eigentlich hätten wir dafür nicht einmal in den Nationalpark fahren müssen. Fast alles, was wir dort gesehen haben, ist uns in den letzten Tagen ohnehin schon begegnet. Sri Lanka ist ein Zoo ohne Zäune.



Die Heimfahrt, zumindest solange es noch ein wenig hell war, war wunderschön und irgendwie ein kleines Highlight des Tages. Alles am Straßenrand erwacht zum Leben. Überall blinkt und leuchtet es aus Obstständen und kleinen Restaurants. Sri Lanka ist wahrscheinlich der Lichterkettenkönig.



Ein Bäcker-Tuk-Tuk fährt mit der Melodie von „Für Elise“ durch die Ortschaften und macht auf sich aufmerksam. Menschen sitzen draußen zusammen, Hunde laufen über die Straße, Frauen stehen an Obstständen. Langsam geht die Sonne unter. Und wir sitzen oben in diesem Jeep, fahren vorbei an Kindern, die lachen. Hören das Bellen der Hunde, das Rufen der Pfauen, sri-lankische Beatmusik aus unzähligen Boxen. So viele Sinne werden gleichzeitig bedient. Einmal zieht Knoblauch durch die Nase, dann der Duft von köstlichem Curry, dann wieder Rauch, weil irgendwo Müll verbrannt wird.



Die Fahrt war so lange wunderschön, wie man noch irgendetwas erkennen konnte. Sobald es richtig dunkel wurde, kippte die Stimmung. Es wurde gefährlich. Die Straßen sind hier ständig voll – Hunde, Menschen, Mopeds. Und wenn dann kaum jemand ein funktionierendes Licht hat, wird es brenzlig.



Das Abblendlicht unseres Jeeps reichte kaum aus, um irgendwen am Straßenrand rechtzeitig zu sehen. Beim Aufblendlicht bekamen wir ständig Lichthupe, aber eigentlich hatte der Fahrer keine Wahl. Ohne hätten wir Menschen oder Hunde einfach umgefahren. Dazu kamen Rollerfahrer, die komplett ohne Licht unterwegs waren. Du kannst hier wirklich froh sein, wenn ein Zweirad vorne und hinten überhaupt beleuchtet ist.



Wir kamen zurück in unser kleines sri-lankisches Paradies. Im Dunkeln ist diese Anlage noch einmal tausendmal schöner. Der blaue Pool leuchtet, überall hängen Lichterketten und weiße Laternen. Wir waren ziemlich ausgehungert. schließlich war das Frühstück das Letzte gewesen. Das Ei- beziehungsweise Garnelen-Curry war richtig, richtig spitze. Noch besser war aber die Freundlichkeit des Personals. Das ist wirklich eine der besten Unterkünfte, in denen wir je gewesen sind.




Um die Moskitos fernzuhalten, wird hier in einem kleinen Tiegel etwas verbrannt, das fantastisch riecht, fast wie Räucherstäbchen. Damit laufen sie zwischen den Tischen entlang und vertreiben ganz nebenbei die Moskitos von den Gästen.