Montag, 19. Februar 2024

Helsinki - zu Fuß über die Ostsee…


Kurzes Update zu unserer Unterkunft in Helsinki. Es ist ein riesiges Gebäude mit unzähligen Studios, die man tageweise oder über Monate buchen kann. Rein kommt man nur mit einer Chipkarte. Und was man drinnen findet, ist genial. Im Keller gibt es Räume für Fahrräder und Waschmaschinen. Im Erdgeschoss sind neben einer großen Küche, Arbeitsplätze und ein Spieleraum mit PlayStations. Im obersten Stockwerk gibt es eine Sauna. Jede Etage verfügt über einen Hauswirtschaftsraum, wo man sich mit der Chipkarte Zugang zu Staubsauger, einem Föhn oder anderen Putzartikeln verschaffen kann. 





Zutritt nur mit Kreditkarte 


 

Wir stiefelten los. Die Temperaturen waren mäßig und mit -2 Grad Celsius nicht so kalt. Helsinki hat einige Markthallen, die erlesene Lebensmittel verkaufen. So besuchten wir eine im nördlichen Teil der Stadt. Köstlicher Lachs, eingelegter Hering und finnischer Käse. Im obersten Stockwerk finden sich Stände mit Stoffen oder ein Schuhmacher. 



Praktisch!




Irgendwie hatte man gar nicht auf dem Schirm wie hügelig Helsinki ist. Bei der Glätte hat man ziemlich zu tun, nicht wieder rückwärts die Steigung runterzurutschen. Während wir also auf den Gehwegen schlitterten, versuchten sich Familien mit Schlittschuhen auf den vielen Eislaufflächen der Stadt. Viele Menschen haben übrigens auch irgendwelche Plastikteile um ihre Schuhe geschnallt, damit sie einen sicheren Tritt haben. 





Wir liefen durch den Park am Freizeitpark entlang. Komisch, wie eine Achterbahn im Schnee steht und die stets tiefstehende Sonne schafft im Winter noch dazu eine magische Atmosphäre. Besonders schön war es im Wohngebiet des Stadtteils Pasila. In jedem unterirdischen Hauseingang waren Murals gesät wie Pilze. Fantastisch. Insgesamt fühlt man sich in manchen Ecken der hier zurückversetzt in die Ostblockromantik zwischen Erzbaureliefs an Fassaden und Wohnblöcken. Der graue Winter tut sein Übriges. 

 






Wir nahmen die alte Straßenbahn mit nostalgischen Fahrzeugen aus den 70er Jahren und fuhren zurück in die Innenstadt. Wir hatten eine Verabredung. Finnen lieben Buffetessen und in der Woche sind die Preise durchaus erschwinglich. So nahmen wir also Platz im Restaurant Caverna, was seinem Namen alle Ehre machte – eine Höhle eben. 

 





Markthalle am Hafen 


Wer denkt, dass es in Helsinki hauptsächlich Rentier und Preiselbeeren gibt, der täuscht. Hier dominiert die asiatische Küche. Und so verbrachten wir fast zwei Stunden mit allem, was Vietnam und Japan zu bieten hat. Natürlich auch Pizza, Finnisches und Desserts. Fehlen darf hier nie Kaffee, im Verbrauch ist Finnland Spitzenreiter. Nur die Milchtrinker haben gefehlt. Bei unserer letzten Reise haben sie sich gläserweise damit den Durst gestillt. Dieses Restaurant war aber nicht nur wegen des Essens interessant, vor allem aber wegen der Gäste, die aßen. Essen ist nicht gleich essen. Jede Kultur hat seine eigenen Rituale. 

 





Wir waren müde. Nach sechs Gängen kein Wunder. Deswegen mussten wir zusehen wieder raus an die frische Luft zu kommen. Wir entschieden uns zu einer großen Runde entlang der Ostsee. Verrückt, dass man hier drauf auch laufen, hüpfen und natürlich auch stehen kann. Sie ist nämlich zugefroren. Manch einer schlägt sich ein Loch hinein und geht Eisbaden. Ich würde erfrieren. Als die Sonne sich verzog wurde es auch ziemlich kalt. Aber die Ausblicke auf das Binnenmeer waren fantastisch. Wir spazierten an kleinen Stränden vorbei. Hier lagen lauter Steine, die von Eis umhüllt waren. 

 





Bargeld kann man hier übrigens zu Hause lassen. Kreditkarten oder eben Handys sind das Zahlungsmittel Nummer 1. Es hat fast den ganzen Tag gedauert, ehe uns mal irgendjemand einen 100€ Schein abgenommen hat. Wo man ihn vielleicht noch genommen hätte, wäre in der zentralen Markthalle gewesen, wenn man für das 38-fache ein halbes Pfund Beluga Kavier gekauft hätte. 

 



Gar nicht glatt. 

verrückte Finnen

In der Innenstadt wunderten wir uns schon gestern über die Häuserfassaden, wo Tafeln mit Einhörnern, Hamster oder anderen Tieren angebracht sind. In einem Blog haben wir gelesen, dass Gebäude nach Funktion benannt werden. Wenn es keine gibt, ist es eben dann das Einhornhaus. Übrigens die Einwohner sind sehr drauf bedacht, ihre Stadt ordentlich zu halten. Sehr oft sieht man Menschen herumliegenden Müll aufheben und in den nächsten Papierkorb bringen. 

 







Nach 17km im teilweisen Eiertanz sich nicht hinzupacken, brauchten wir dringend Pause und suchten bei Einbruch der Dunkelheit unsere Unterkunft auf. Schließlich verlassen wir heute Nacht noch Helsinki und müssen noch etwas packen und vor allem aufwärmen und ausruhen. 

 









Gegen 22 Uhr liefen wir die 1.7 km Richtung Bahnhof. Alles war so friedlich und kaum Menschen unterwegs. Voller Aufregung kamen wir am Bahnhof an und mussten gar nicht mehr lange warten bis der InterCity 273 auf dem Gleis 8 einfuhr. 





Dieser Zug ist nicht irgendein Zug, sondern der Santa Claus Express, der Nachtzug, welcher eine Distanz von über 800 km in 12 Stunden einmal quer durch Finnland zurücklegt. Ziel ist Rovaniemi, die Hauptstadt finnisch Lapplands. 





Wir bezogen unser kleines Hotelzimmer auf Gleisen, indem wir sogar eine Dusche haben und sind gespannt, was uns bis morgen Mittag um 11 Uhr erwartet. Die nächsten Stunden zumindest erstmal nichts außer Dunkelheit.