Heute Morgen hatten wir nichts Großartiges vor. Rein theoretisch hätten wir ausschlafen können. Aber um 5 Uhr waren wir hellwach. Also setzten wir uns mit Kaffee auf die Terrasse und schauten dem Sonnenaufgang zu.
Es war ein kleines Spektakel. Noch bevor die Sonne richtig da war, war schon Leben in der Luft. Vögel überall – in den Bäumen, über den Dächern, im Himmel und irgendwo aus der Ferne dieses unverwechselbare Rufen der Pfauen.
Punkt 7:30 Uhr war es Zeit, noch einmal in den Pool zu springen, bevor wir später an einem riesigen Tisch voller Essen saßen: Pol Sambol, Coconut Rotis, Curry, alle erdenklichen Früchte, Pancakes mit Kokosnuss und Honig gefüllt, Spiegelei, Toast und Marmelade und eine riesige Kanne Kaffee. Besser kann der Tag nicht starten.
Die Unterkunft ist traumhaft, aber einen großen Anteil daran haben die Menschen, die hier arbeiten. Prinzipiell ist der Service in Sri Lanka Wahnsinn. Sie sind so nett, wie man es selten irgendwo erlebt. Du wirst behandelt wie ein König.
Wir packten unseren Rucksack und liefen durch Tissa, entlang ausgewaschener Sandwege, durch ländliches Wohngebiet. Häuser, wie wir sie kennen, gibt es hier kaum. Für uns irgendwie unvorstellbar und gleichzeitig schön zu sehen, dass Menschen auch mit so wenig glücklich sein können.
Während wir beim letzten Mal noch gesagt haben, der meistgefragteste Satz auf Reisen hier sei „Do you need a tuk-tuk?“, ist es heute etwas anderes: das fröhliche „Hallo“ der Kinder, das fast aus jedem Grundstück hallt. Oft rennen sie uns ein Stück hinterher, lachen und versuchen, ihr Englisch auszuprobieren. Selbst die Kleinsten können es schon.
Heute haben wir festgestellt, dass auch fünf Menschen auf einen Roller passen: drei Kinder und zwei Erwachsene. In Tissa geht vieles sehr traditionell und einfach zu. Gebadet wird im Fluss, dort wird auch die Wäsche gewaschen. Manchmal putzt hier sogar jemand seine Zähne. Was für uns kaum vorstellbar ist, ist für die Menschen hier ganz normaler Alltag. Viele haben kein fließendes Wasser und haben ihren eigenen, selbstverständlichen Umgang damit gefunden.
An der großen Tissamaharama Stupa war allerhand los. Zwischen Müll- und Verkaufsständen rannten drei kleine Hundewelpen herum. Meine Güte, waren die niedlich! Wir kamen zum großen See. Links erstreckten sich endlose Reisfelder, rechts schwammen Pelikane im Wasser.
Wir liefen die „Promenade“ entlang. Tatsächlich gibt es hier mal einen Fußweg, der seine besten Zeiten längst hinter sich hat. Hin und wieder standen ein paar Menschen mit Bauchläden oder kleine Stände am Wegesrand, an denen frittierter Fisch verkauft wurde.
Am Ende des Sees stehen große Bäume, die auch nach sieben Jahren noch immer voller Flughunde hängen. Es war mal wieder ein Spektakel, das mit anzusehen. Dort wartete auch Sajith auf uns, der uns anschließend mit seinem Auto nach Udawalawa brachte.
Auf der Strecke kamen wir an unzähligen Obst- und Gemüseständen vorbei. Hauptsächlich wurden gerade Bohnen und Tomaten verkauft und natürlich allerlei Früchte, wie man sie aus der Südfrüchteabteilung im heimischen Supermarkt kennt.
Wir hielten an einem Tempel, der hoch oben auf einem Felsen lag. Von dort hatten wir eine tolle Aussicht über die flache, palmengesäumte Ebene. Als wir wieder unten waren, liefen wir einem Mönch in die Arme. Er wollte unbedingt sehen, was wir fotografiert hatten, nahm ganz selbstverständlich mein Handy und scrollte sich durch alle Bilder. Er wollte die Fotos haben. Warum auch immer.
Was hier auffällig ist: Immer wieder stehen Hirten mit großen Kuhherden am Straßenrand. Viel saftige, grüne Wiesen gibt es hier schließlich nicht. Wir kamen dem Udawalawa Nationalpark immer näher. Vor allem daran zu erkennen, dass plötzlich ein hoher Elektrozaun neben der Straße auftauchte und uns über viele Kilometer begleitete.
Es dauerte nicht lange, bis wir dahinter den ersten Elefanten sahen. Warum er so nah an der Grenze zur Straße stand? Weil es leider immer wieder Menschen gibt, die es nicht lassen können und die Tiere füttern mit allen Konsequenzen, die das nach sich zieht.
Wir kamen in unserem kleinen Resort an, irgendwo an einem Fluss, mitten im Grünen. Es ist eine kleine Anlage mit gerade einmal acht Zelten. Ja, richtig wir wohnen im Zelt. Das Bett ist so groß, dass locker vier Personen darin schlafen können.
Auf Toilette und zum Duschen geht es nach draußen, denn über dem Bad gibt es kein Dach. Zusätzlich zur normalen Terrasse mit Blick Richtung Pool haben wir sogar noch eine Terrasse oben auf dem Zeltdach. Überall flattern Vögel durch die Luft, und aus der Ferne hört man immer wieder Affen rufen.
Wir sprangen in den Pool und zogen ein paar Bahnen bis wir das Fischspa entdeckten. Dort gibt es ein großes Becken, in das man die Füße hält und dann kommen Fische angeschwommen. Alerdings deutlich größer als die, die man sonst von solchen Spas kennt. Teilweise bis zu 15 Zentimeter groß, und sie saugen einem tatsächlich die Hornhaut weg. Was für ein verrücktes Erlebnis.
Zum Sonnenuntergang liefen wir zurück zur Hauptstraße. Begleitet wurden wir von fünf Affen, die sich entlang der Stromleitungen durch die Bäume schwangen. Unser Ziel waren auch hier wieder die Bäume mit tausenden Flughunden, so viele, dass mehr an den Ästen hingen als Blätter.
Ich machte es mir zur kleinen Challenge, sie beim Losflattern zu fotografieren. Ein fast unmögliches Unterfangen. Draußen wurde es immer dunkler, ein Stativ bringt dabei gar nichts, weil man sie wirklich im Flug erwischen muss. Aber ich denke, das Ergebnis ist besser als gar nichts.
Das Beste in diesem Moment waren die Affen, die uns zuvor begleitet hatten. Irgendwo hatten sie Obst geklaut und mischten sich dann unter die Flughunde, die genau in diesem Augenblick in Scharen in die Lüfte stiegen.
Im Internet suchten wir nach etwas zum Abendessen und stießen auf ein kleines Café, das eine wunderschöne, hoch gelegene Terrasse haben sollte. Es war gar nicht so einfach zu finden. Und als wir schließlich saßen, fragten wir uns kurz, ob das hier wirklich der richtige Ort ist. Es gab nicht einmal eine Speisekarte. Naja eigentlich schon, aber die war gerade in Benutzung.
Sobald man verstand, was hier passiert, war das alles egal. Vieles lief noch etwas unorganisiert, sie sind vermutlich neu im Business und es wurde sich tausendmal entschuldigt, weil irgendetwas länger dauerte. Am Ende sind wir sogar noch einmal zurückgegangen, weil man vergessen hatte, uns das Bier zu berechnen.
Es ist ein wunderschöner Ort. Man kann weit über Udawalawa schauen, vor allem in den tiefen Wald, der bei Sonnenuntergang fantastisch aussieht. Das Highlight des Abends war der Start der Flughunde in den Nachthimmel. Zu Tausenden zogen sie am lila-rosa gefärbten Himmel entlang, auf der Suche nach Beute. Magisch.
Neben Geld sind Google-Bewertungen hier so etwas wie die zweite Währung. Überall werden wir gefragt, ob wir für Unterkünfte, Cafés oder andere Einrichtungen eine Rezension hinterlassen können. Die Konkurrenz ist groß, es gibt unzählige Restaurants. Dazu kommen die vielen Resorts, in denen Gäste oft einfach drinnen essen, und in den Nationalparks gefühlt Millionen Jeep-Safari-Anbieter. Es kann hier eigentlich nur so funktionieren und genau so haben auch wir bisher alles organisiert. Am Ende gehen wir selbst nach Google-Rezensionen.
Wenn man abends durch die Straßen geht, ist dieses Gewusel einfach wahnsinnig toll. Überall Marktstände, staubige Straßen, Tuk-Tuks, die sich hupend aneinander vorbeischieben, dazwischen kleine einfache Imbisse. Und genau aus diesem Chaos heraus landet man plötzlich in einem Supermarkt. Auf einmal ist alles geschniegelt, ordentlich, klimatisiert. Regale, Neonlicht, saubere Böden. Dieser Bruch ist so krass, dass man kurz stehen bleibt und sich fragt, ob man sich an einem anderen Ort befindet.
Uns fehlt dieses Gewusel fast jetzt schon. Und wir haben gemerkt, dass wir vor 7 Jahren das volle Potenzial Sri Lankas nicht genutzt haben. Jetzt aber wird es zu einem unserer Lieblingsländer gehören. Es dauert eben sich darauf einzulassen.
Der Weg zurück in unser Resort führte noch etwa einen Kilometer über dunkle Schotterwege Richtung Fluss. Über uns spannte sich wieder ein perfekter Sternenhimmel und darunter leuchteten tausende Glühwürmchen. Es sah aus, als würden die Bäume selbst kleine Lichter tragen. Magisch.
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| die Flughunde ziehen los |






































































