Samstag, 19. Februar 2022

Dubai - immer noch eine Stadt ohne Herz...


3,5 Stunden - mehr Schlaf war uns heute nicht vergönnt als wir blinzelnd 7:30 Uhr die goldfunkelnden Sonnenstrahlen an den Wolkenkratzern wahrnahmen. Wow. Abends war der Ausblick ja schon grandios, aber zum Sonnenaufgang noch viel fantastischer. Zumal man ja nicht nur aus dem Zimmer eine Rundumsicht hat. Nein, auch im Bad kann man auf dem WC, beim Zähneputzen und beim Baden durch bodentiefe Fenster den Blick aufs Meer genießen. 







Uns hielt also nichts mehr im Bett und wir gingen frühstücken. So ein Aufgebot ist für uns sehr befremdlich, aber man kann sich das auch mal gönnen. Wenn man bedenkt, dass wir uns in einem muslimischen Land befinden und wie manche hier selbst zum Frühstück angezogen sind, gruselt einen sehr: Minikleid, bodentiefer Ausschnitt, Hosen die gerade mal die Pobacken streifen.




Für uns ging es los in den ältesten Teil von Dubai am Deira Creek. Wir holten uns eine Silvercard, welche als Aufladekarte für öffentliche Verkehrsmittel gilt und befanden uns in wenigen Minuten mit der Schnellbahn im Norden der Stadt, wo das Wort aufgeräumt überhaupt keine Rolle mehr spielt. Hier tobt das Leben, zwischen Märkten, dem Fluss und unzähligen Moscheen. 


Altstadt Dubai 



Die Altstadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen, die zu 85% aus Gastarbeiter, Expats oder Immigranten besteht. Nur ca. 15% sind tatsächlich Bewohner der Emirate. Warum es hier hauptsächlich Männer gibt, dürfte sich anhand der 100 Baukräne, die über die Stadt verstreut stehen, von selbst erklären. Hauptsächlich finden sich hier Inder, Pakistani oder Menschen aus Sri Lanka, Bangladesch und den Philippinen bzw. Sudan, um nur die größten Einzugsgebiete zu nennen. Dies macht Dubai auch aus kulinarischer Sicht total interessant, da man sich durch die Welt futtert kann.



Deira Creek 


Wenn man genauer hinschaut auf die Arbeits- und Wohnbedingungen dieser Menschen bzw. auf die Schändung der Natur, wo Hafenbecken mit Korallen gesichert werden, vergeht diesen Emiraten jeglicher Glanz. Und auch heute wieder bin ich der Meinung, dass Dubai immer noch das wichtigste fehlt - das Herz.


mit Abra unterwegs 



Wir zogen also durch die Souks, die Märkte der Altstadt, in denen man bereits am Eingang am liebsten wieder umdrehen würde, da man pausenlos zum Kaufen verdonnert wird, zur Not in 100 Sprachen. Etwas mehr Zurückhaltung schafft mit Sicherheit mehr Absatz bei Kardamom, Gold und Kaschmir. 


Große Moschee von Dubai 

arabischer Kaffee 


Faszinierend war vor allem die Vielzahl an Kulturen und deren Kleider, die obwohl sie so unterschiedlich diese Stadt mit ihrem Anblick bereicherten, doch stets dasselbe Accessoires mit sich trugen - den Mundschutz. Hier übrigens auch im Freien und dies wird zu 99% auch von allen, im wahrsten Sinne des Wortes, getragen.





Nach zwei Fahrten mit den alten motorisierten Holzbooten über den Deira Creek, ließen wir uns mit einem arabischen Kaffee am Wasser nieder. Dessen Herstellung als Zeremonie aus pfannen-gerösteten Kaffeebohnen, der Zugabe von Muskat, Safran, Kardamom, Rosenwasser und Nelke bzw. die unzähligen Wechsel der Gefäße es auf die UNESCO Liste geschafft hat.




Befremdlich - so kann man es nennen, wenn indische und arabische Männer händchen-haltend auf der Straße laufen, in einem Land, wo noch heute auf Homosexualität die Todesstrafe folgen kann und selbst sexuelle Handlungen vor der Ehe mit einem Jahr Freiheitsentzug geahndet werden. Händchenhalten unter Männern steht tatsächlich für tiefe Freundschaft und völlig legal.



schmutzige Scheiben ;-)

Wir fuhren zurück ins Hotel und stürzten uns auf den fast leeren Hotelpool. Dumm nur, wenn man bereits so konditioniert ist, dass man selbst im Wasser diese blöde Maske vergisst abzulegen. Apropos Maske - eine Stadt zu erleben geht nicht ohne sie zu riechen. Abgase, geratenes Fleisch, Parfüme der Menschen um uns rum, die warme Luft und jeden einzelnen Geruch der durch die Luft schwebt, bleibt nun in einer FFP2 Maske hängen. 





Nach unserer kurzen Pause liefen wir die 4km in die Dubai Mall. Man muss schon sehr genau vorher schauen, ob tatsächlich Fußwege vorhanden sind, ansonsten kann es passieren, dass man auf den großen Straßen keinen Schritt mehr weiter kommt, ohne sich zwischen den Luxus Karossen in Gefahr zu bringen. Es war voll, unerträglich voll. Die Menschen stapelten sich förmlich. Wir aßen etwas und gaben schließlich auf. 3,5 Stunden Schlaf, 39.000 Schritte (25 km) an einem heißen Tag legen auch uns irgendwann lahm.

Dubai Mall 


Aquarium