Mittwoch, 4. Oktober 2023

Batumi - Wo bitte gehts zur Sonne?

Tbilisi bis Batumi

Liberty Square Metro


Während wir gestern über drei Regentropfen traurig waren, war und nicht bewusst, was uns eigentlich bevorgestanden hätte. Nur deswegen, weil die Airline ständig unseren Flug geändert hat, sind wir nicht nach New York City geflogen. Wir waren einfach genervt und haben uns unentschieden. Bloß gut, können wir heute sagen. Ansonsten hätten wir nicht nur Regenrinnen ausweichen müssen. 


 

Tbilisi 





Für uns ging es heute bereits früh los zur Metrostation, um zum Bahnhof zu kommen. Als wir auf dem Gehweg unterwegs waren, sprangen genau vor uns auf einmal drei Männer aus einem Transporter mit Säcken und einer großen Schusswaffe. Es sah aus und fühlte sich an wie ein Bankraub. Zwei Männer waren jedoch die Geldtransporter und der Mann mit der Waffe im Anschlag war die Polizei. 

 



das Schwarze Meer 

Muschelsammler


Skyline von Batumi












Die Metrostation wirkte, wie eine in Moskau. Das liegt vor allem daran, dass dich eine steile Rolltreppe erstmal gefühlt hunderte Meter in die Tiefe befördert. Man hat richtig zu tun nicht abzusegeln, so steil geht es nach unten. Die Fahrt mit der U-Bahn an sich war ähnlich spektakulär. Es rumpelte und holperte, als ob die Bahn jeden Moment aus den Gleisen springt. 

 


Unser Zug 




Wir kamen heil am Bahnhof an. Dort suchten wir uns den Weg zum Gleis, fanden es nur durch Fragen und liefen zu unserem Wagon. Gebucht haben wir die Tickets über das Internet. Man zeigt es auf dem Handy und die Dame am Wagon gleicht deinen Namen auf einer Passagierliste ab. Dann darfst du Platz nehmen. Wir sitzen im Obergeschoss in der 1. Klasse für 20€ bei 5.5 Stunden Fahrt (2. Klasse ca. 12€, aber sehr laut). Bei uns kommt man da gerade mal 15-30% der Strecke für den Preis. 

 






Pünktlich 8 Uhr fuhren wir los. Tbilisi sieht heute grau aus. Die alten Gebäude und der Müll entlang der Bahnstrecke machen das Bild noch düsterer. Aber es bleibt faszinierend. Wir waren schnell aus der Stadt raus. Der Zug bummelte mit 80 km/h durch Berge, Dörfer, steppenähnliche Landschaft und Kühe, begleitet durch einen breiten Fluss. 

 


Unser Hotel 




Es schüttete die ganze Zeit und wir zuckelten teilweise mit nur 30 km/h durch die Landschaft. Mit dem Shinkansen hätten wir für die gleiche Strecke nicht mal eine Stunde benötigt. Dafür hatte es Flair. Laut plaudernder Männer, neben laut telefonierenden Menschen und jede Pause des Zuges wurde zum Rauchen genutzt. Dabei hielt der manchmal nur ganz kurz, aber eben selten. Auch den Sitz musste ich mir erstmal reparieren, damit er in einer Stellung blieb. Werkzeugkasten raus und los geht es. Die Schaffner erfreuten sich derzeit an Fischkonserven und eingelegtem Gemüse. 

 





Wir kamen am Meer an und nahmen eine scharfe Linkskurve entlang der Küste. Da standen Palmen und sogar Bambushaine. Der Ozean war jedoch wenig idyllisch anzusehen. Die Wellen türmten sich meterhoch. Auch hier hat es in den letzten Tagen hunderte Liter geregnet, sodass vieles überschwemmt ist. Aber die Straßen sind passierbar.

 






Gegen 13:15 Uhr kamen wir in Batumi an. Eigentlich wollten wir den Bus in die Stadt nehmen, aber der Regen legte eine Pause ein und die Skyline des Las Vegas von Georgien blickte uns so verlockend über dem Meer entgegen, dass wir uns für einen 5 Kilometer langen Spaziergang entschieden. Dabei ging es immer am Wasser entlang, über den Fischmarkt hinein in die Stadt. 

 

Alphabetical Tower




Als ersten brauchten wir einen Kaffee. Davon gab es heute viel zu wenig. Kaum saßen wir unter einem schützenden Dach, schüttete es erneut. Wir packten uns mit Regenjacken zusammen und liefen die restlichen paar hundert Meter zum Hotel. Nur die Schuhe vergisst man etwas. Die waren durch, weil das Wasser überall steht und manche Senken sich schlecht ausmachen lassen. 

 






Dennoch waren wir glücklich. Batumi ist schön. Noch schöner ist es von oben. Wir waren begeistert, dass wir das billigste Zimmer mit 50% Frühbucherrabatt gebucht haben und eines der teuersten bekommen haben. 2/3 mehr kostet das Superior Kingsize Zimmer mit Balkon, Meerblick und einer verglasten Badewanne im neunten Stock. Wir sind Glücksschweine. Obwohl wir mit unseren Rucksäcken hier überhaupt nicht her passen. Batumi ist fest in russischer Hand, in reicher und schönheitsoperierter russischer Hand. 

 




Ali & Nino


Nach einer Schuhföhnung, um die Dinger halbwegs trocken zu bekommen, weil wir nur ein Paar mithaben, sind wir wieder losgemacht die hohen modernen Gebäude am Boulevard zu bestaunen und natürlich Hunde zu streicheln. Wir versorgen gerade alle mit Dental Kausticks. Das blöde ist nur, dass viele nicht ordentlich kauen können. Naja, wenigstens versuchen sie etwas für ihre Zahngesundheit zu tun. 

 




Und am Abend das gleiche Spiel. Wir saßen gemütlich draußen und haben uns eine Seebrasse gegönnt, da bricht über uns der Himmel zusammen und es hört nicht mehr auf zu schütten. Die Straßen waren geflutet und wir nahmen jede Pfütze mit. Voller Verzweiflung mussten wir in einem russischen Laden einkehren und Küchenrolle zum Ausstopfen der Schuhe holen. Ok, so verzweifelnd war der Laden dann doch nicht. Es gab Plombireis und Waffeln mit karamellisierter Kondensmilch gefüllt.