Samstag, 7. Oktober 2023

Kutaisi - Schluchten, Wasserfälle und Geisterorte…

Kutaisi 

Hotel Newport 


Die Nacht war kurz, aber eher unfreiwillig, weil irgendwas die Vierbeiner auf dem Platz vor unserem Hotel aufgescheucht hat, dass diese ab 3 Uhr nur am Bellen waren. Aber gut. Nach einem guten Frühstück machten wir uns erstmal auf, noch zwei Kirchen in unserer Gegend anzuschauen. Morgens ist Kutaisi noch friedlich und die Autos lassen die noch Raum.
 
 







10 Uhr trafen wir uns mit Alex am Kolchibrunnen. Mit ihm haben wir heute eine Tour in die umliegenden Canyons gebucht. Spätestens heute wissen wir auch, warum wir der Meinung sind, dass Kutaisi das Georgien ist, was man sich vorher vorgestellt hat. Die Stadt besteht aus 95% Georgier. Batumi jedoch aus Türken und Russen. Entweder sind es reiche russische Investoren, die dort leben oder seit dem Ukraine Krieg vermehrt Menschen, die nicht in die Armee eingezogen werden wollen. Und Tbilisi als Hauptstadt ist so und so Mischmasch. 

 


Martvili Canyon 





Georgien positioniert sich im Krieg Russlands neutral. Natürlich ist die Bevölkerung auf ukrainischer Seite. Aber nur aus einem Grund: sie selbst waren 2008 im Kaukasuskrieg involviert. Wir erfuhren so viele interessante Dinge, während wir über 100 km unterwegs waren. Die Hundepolitik, der Menge Menge an streunenden Hunden wieder Herr zu werden, gibt es seit zwei Jahren. Man beschloss sie einzufangen, zu sterilisieren und zu impfen und eben nicht zu röten. In 10 Jahren wird es wohl dennoch keine Straßenhunde mehr in Georgien geben. 

 






Unterwegs trafen wir auf freilebende Schweine, Pferde und Kühe, die mitten auf der Straße saßen. Sie gehören immer jemanden, aber wenn man z.B die Pferde gerade nicht zum Reiten benötigt, werden sie freigelassen. Wahrscheinlich bleiben sie in der Umgebung und man findet sie wieder.  

 



auf dem Weg zum Okatse Canyon 




Die Polizeipräsenz ist enorm groß. Auch das erfragten wir. Alles ist auch komplett videoüberwacht, selbst die Wanderwege an den Canyons. Auf unserem Hotelflur hängen drei Kameras pro Etage. Wohl alles für die Sicherheit des Landes. Naja, die Kriminalitätsrate ist nun wirklich sehr niedrig. 

 






Wir kamen zuerst am Martvili Canyon an, gingen über Brücken und Felsen spazieren, fotografierten Wasserfälle und waren jetzt schon begeistert von der Tour. Die Fahrt war rasant im Georgia Style, so wie Alex es selbst betitelte. Autoversicherungen scheint es hier keine zu geben bzw. diese, die man freiwillig abschließen kann, bezahlt vieles nicht oder halten Bauteile wie die Stoßstange nicht für wichtig. Reparaturen sollen hier so billig sein, dass sich eine Versicherung nicht lohnt. Wahrscheinlich hat mir Alex deswegen vorgeschlagen doch mal eine Runde selbst zu fahren. 

 





Wir kamen zum Okatse Canyon Besucherzentrum. Von dort war es noch eine halbstündige Wanderung, vorbei an Kühen und Schweinen, zum bis zu 100 Meter tiefen Canyon. Ab dort begann ein Rundweg auf Metallgitter über der Schlucht. Es war schon arg gruselig den Untergrund sehen zu können. Wir liefern frei hängend entlang des Abgrundes. Aber es war fantastisch. Und so wenig auf Sicherheit wird hier anscheinend doch nicht gelegt. Kleinkinder dürfen da nicht drauf und sobald ein Tropfen Regen fällt, wird der Canyon gesperrt. 

 




Off-road 


Alex empfahl uns den Rückweg mit einem Allradfahrzeug anzutreten. Tatsächlich würde es zum Besucherzentrum nur steil bergauf gehen. Und wir wären traurig gewesen, hätten wir dieses Erlebnis nicht unseres nennen können. Wir rumpelten mit einem dicken Jeep so steile Wege hoch, die voll mit großen Steinen waren, dass selbst das Laufen auf diesem Weg ein Unding gewesen wäre. Es knallte und rumpelte. Und immer wieder drehten auch mit dem Fahrzeug die Räder auf dem losen Boden durch. 

 



Tschurtschchela


Auf dem Rückweg vom Canyon zeigte uns Alex noch eine traditionelle „Fabrik“ für Tschurtschchela, Nüsse ummantelt von eingedicktem Traubenmost. Alex nennt dies das Snickers Georgien. Ich gab mich mit dem köstlichen Rotwein zufrieden und wir haben nun endlich mal eine kleine Flasche mitgenommen, die wir morgen Abend in Tbilisi genüsslich trinken werden. 

 

Prometheus Höhle 



Das vorletzte Ziel war die Prometheus Höhle, die 60-70 Millionen Jahre alt ist. Eher ein Höhlensystem, welches man in den 90er Jahren erst entdeckt hat. Von 22 sind 6 für die Öffentlichkeit zugänglich. Es war so toll darin unterirdische Flüsse und Seen zu entdecken. Den Rückweg von den Höhlen zum Parkplatz fuhren wir mit einem klapprigen Bus und lauter georgischer Musik. 

 

Sanatorium Medea





Da Alex ja mitbekommen hat, dass die Kamera den ganzen Tag nicht stillstand, brachte er uns noch zu einem ganz besonderen Ort: Tskaltubo. Zu Sowjetzeiten war dies der bekannteste Kurort überhaupt. Es wurden prunkvolle Sanatorien gebaut, die nun seit Jahrzehnten sich selbst überlassen sind. Man versucht gerade wieder georgische Investoren zu finden, dieses Ensemble des Neoklassizismus zu restaurieren. Aber man muss wirklich verdammt viel Geld reinstecken, um etwas zu retten. 

 






Wir besuchten das bestzugängliche Sanatorium Medea von 1954. Viele sind mit Waschschutz versehen, sodass du nicht mal in den dazugehörigen Park kommst. Hier war das anders. Wir konnten durch das große Portal aus Säulen gehen. Schauten uns ehemalige Zimmer an, standen auf den Balkonen oder gingen im Treppenhaus umher. Die Granitsäulen im Inneren standen noch wie eine eins. Der Rest, naja reden wir nicht darüber. Aber es war magisch. 

 





Etwas skurril waren die Dinge, die man dort entdeckte. Puppen und Teddys, die schön ewig dort liegen müssen. In einem Torbogen drehten vier Leute gerade einen gruseligen Film mit einer vorgehaltenen Pistole und einem Teddy. Es war, als ob wir gerade ein Teil von der Szene wären. Diese Gegend war der Höhepunkt der Reise für heute.