km 8.548 – Muncho Lake, BC bis Charlie Lake, BC
Wir sind an diesem Morgen nicht weit gekommen. Bereits wenige Kilometer hinter dem Campground tauchten einsame Cariboos auf, die nordamerikanische Art der Rentiere. Dicht gefolgt von einer Elchkuh mit einem Jungen. Es war zeitig heute. Bereits 6:45 Uhr ging es für uns los. Wenn die Straßen leer sind, hat man gute Chancen. Obwohl hier ja so und so kaum ein Auto entgegen kommt.
Mitten in der wilden Landschaft eröffnete sich ein wunderschöner privater Campingplatz, der an einem kleinen, mit seerosenbedeckten, See lag. In der Ferne konnte man einen Elch ausmachen, der durch das Wasser stapfte, während alle ringsherum noch schliefen. Ein wundervoller Ort, denn gleich dahinter nahm der McDonald Creek seinen Lauf, der uns auf der weiteren Reise begleitete.
Wir bemerkten auf ca. 20 km enorme Temperaturschwankungen, obwohl wir kaum an Höhe gewonnen oder verloren haben. Das Thermometer ging von 12 auf 9, dann auf einmal wieder 16 Grad Celsius. Vielleicht hat das was mit dem Fluss zu tun, der aufgrund seiner Farbe sicher mit Gletscherwasser gespeist wird.
Im Stone Mountain Provincial Park stand auf einmal ein massiver Dall-Schafbock auf der Fahrbahn und hat sich nicht durch uns beirren lassen. Wir konnten auch nicht passieren, da die Straße eng war und durch eine Schlucht führte. Als der Alaska Highway wieder in Wälder und große Wiesen einbog, sahen wir noch zwei einsame Bisons weiden.
Fort Nelson war die nächste und so ziemlich einzige Ortschaft auf dem heutigen Weg. Das heißt das übliche Programm war angesagt: Internet, Wasser auffüllen, einkaufen und tanken. Die Stadt war übrigens vor wenigen Wochen noch evakuiert, aufgrund eines verheerenden Waldbrandes. Der klingt im Nordosten langsam ab, aber Rauchschwaden sind weiterhin zu sehen. Im Supermarkt roch es immer noch so als ob jemand zwischen Brot und Kühltheke ein Lagerfeuer angezündet hat.
Wir sahen das Ausmaß am Highway, der übrigens auch gesperrt war. Es ist die einzige Straße. Wenn hier zu ist, hieß es ca. 2.000 km Umweg fahren. Ist das nicht Wahnsinn? Deswegen checken wir jeden Morgen unzählige Apps, die neue Waldbrände, Straßensperrungen und Rauchvorhersagen wiedergeben. Bis jetzt ging alles gut. Wenn man das Wetter für die nächsten Tage betrachtet, wird es einem allerdings bange. Es hat gerade einen Hitzerekord und uns erwarten in den nächsten Tagen bis zu 38 Grad Celsius. Überall in Alberta und British Columbia sind Lagerfeuer nun strengstens verboten.
Über uns kreisen immer wieder mal Hubschrauber. Sicherlich, um Feuer rechtzeitig zu entdecken. Diese sind ja auch normal. Aber das Ausmaß wird immer größer. Es gibt sogar eine besondere Einheit hier in Nordamerika, die Smokejumper. Das sind Fallschirmspringer, die mit 50 kg Ausrüstung im Brandgebiet landen und Schneisen in den Wald schlagen. Solche Schneisen haben wir entlang es Highways gesehen. Und wahrscheinlich sind diese breiten Rasenflächen vor dem Wald nicht nur als Sichtfenster für Wild, sondern auch als Schutz, dass das Feuer nicht über die Straße übergreift. Wenn man allerdings sieht, wie nah die Häuser an dem verkohlten Wald stehen, gruselt es einen.
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Waldbrände |
Wir fuhren durch Farmland mit ein paar Kuhweiden und eben Landwirtschaft. Als wir vor 5 Jahren diese Strecke gefahren sind, war wesentlich weniger Verkehr. Man merkt auch hier, obwohl Kanada schon immer ein Camperland war, dass die Wohnmobildichte zugenommen hat. Mittlerweile fährt man auch hier neben Reisebuswohnmobilen, europäische Modelle wie umgebaute Sprinter oder ähnliches.
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das blieb übrig |
Wir gaben Gas, denn wir hatten einen Plan, wenn uns eben nicht wieder ein Wohnmobil ausbremste. LKWs sind es hier zumindest nicht. Die feuern mit 115 km/h bei erlaubten 100 durch die Landschaft. Der Alaska Highway lädt auch zum Schnellfahren ein. Vergleichbar ist er an den meisten Stellen mit einer Bundesstraße. Vom Gaspedal runter geht man, wenn man das erste Mal einen „frischen“ kapitalen Elchbullen am Straßenrand auf der Seite liegend sieht.
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Lumberjack Sandwich |
Wir fuhren wieder durch Waldgebiete, wo hin und wieder eine Gasfackel empor stieg. Die Gegend ist bekannt für seine Gasvorkommen. Überall war eine Containerlandschaft für die Mitarbeiter entstanden. Also keine besonders schöne Gegend. Unser Ziel war den Charlie Lake, obwohl wir 150 km weiter mussten als geplant.
Dennoch erreichten wir diesen wunderschönen Campingplatz, den wir vom letzten Mal noch in Erinnerung hatten, mitten in einem riesigen Birkenwald, bereits 15 Uhr. Wir haben uns heute eine kleine Auszeit gegönnt – Mittagsschlaf und lesen. Während wir gemütlich auf der Picknickkbank sitzen, singt die ganze Zeit vermutlich eine Spottdrossel. Ich habe es nicht herausfinden können. Zumindest hört es sich an, wie der Gesang des fiktiven Spotttölpels aus Tribute von Panem. Es klingt so wundervoll.