km 8.991 – Charlie Lake, BC bis Bear Lake, BC
Es war die erste Nacht mal wieder finster und den ersten Morgen so warm, dass man bereits 6 Uhr im T-shirt draußen sitzen konnten. Viel Zeit blieb uns allerdings nicht, denn der Weg ist das Ziel bei einem Roadtrip. 86 km vor dem Ende des Alaska Highways bogen wir nach Süden ab, eine Strecke, die wir vorher noch nicht kannten und uns sehr überrascht hat.
Wir fuhren entlang des Peace Rivers. Die Gegend trug ihrem Namen alle Ehre. Es war wirklich sehr friedlich mit Hügeln und Weideland. Der Raps steht hier erst in voller Blüte. Man könnte fast meinen sich an der Donau in Rumänien zu befinden. Wir fanden einen tollen Platz für ein Frühstück hoch über dem Fluss.
Wenn man hier nicht mindestens 1x am Tag in einer Baustelle landet, ist was verkehrt. Wie bereits erwähnt, kann man bis zu 20 min stehen. Wenn neuer Asphalt gemacht wird, gibt immer ca. 10 Mann mit Schaufel und klopfen das Zeug fest. Immer ist ein Ambulanzfahrzeug anwesend, um Verletzungen sofort zu behandeln. Wenn es nicht jemanden mit Stoppschild gibt, dann sitzt man eben im Fahrzeug, was an der Baustellenampel steht, um alles zu bewachen. Das ist kanadische (In-) Effizienz.
Wir kamen nach Hudson Hope, eine wirklich idyllische kleine Gemeinde. Eben so, wie man sich Kanada im Inland vorstellt. Wir besuchten das kleine Freilichtmuseum und die wunderschönen Campgrounds der Umgebung, die immer an einem Fluss oder See lagen. Am Dinosaur Lake wurden mal Knochen der gleichnamigen Wesen gefunden. Außerdem gibt es hier zwei große Staudämme, auf denen man sogar entlang fahren kann. Allerdings darf man ja nicht anhalten.
Wir fuhren entlang unzähliger Seen, die teilweise tief im Wald versteckt waren, und wunderschöner Picknickplätze. Selbst die Schulen sind hier wieder an wundervollen Orten, direkt am See mit Bootsanleger. Wie toll.
Wir bogen nach Chetwynd ein, eine kleine Industriestadt, wirklich nicht schön. Aber wir mussten Wäsche waschen, leider zum letzten Mal. Das ist das Gute bei dem wenigen Platzangebot im Auto. Wir haben nur für etwas über eine Woche Kleidung mit. Waschsalons gibt es in jeder größeren Ortschaft oder auf privaten Campingplätzen. Innerhalb von einer Stunde bist du wieder mit gewaschenen und getrockneten Klamotten weg. Überwindung kostet es nur, seine Unterwäsche in aller Öffentlichkeit beim Zusammenlegen zu präsentieren.
Wir schauten uns noch die wunderschönen Holzschnittsarbeiten, die mit Kettensägen gefertigt werden und in der gesamten Ortschaft verstreut liegen, an und sahen zu weiter zu kommen. Allerdings war nach 500m Schluss, da ein Zug kam. Hört sich banal an, wenn man die Länge der Züge Kanadas nicht kennt. Fast 10 min standen wir am Bahnübergang. Er war so lang, dass er von 6 Loks gezogen werden musste, also mehr als einen Kilometer.
Die Berge wurden höher und die Wälder dichter und viele wunderschöne, postkartenmotivwürdige Seen wechselten sich ab. Eine große LED Tafel warnte davor Zigaretten aus dem Fenster werfen. Die Waldbrandwarnstufe ist alarmierend hoch. Keine 30 km sahen wir unseren ersten Brand. Er war klein, aber laut App bereits außer Kontrolle. Und das genau neben der Straße. Es qualmte furchtbar und Hubschrauber flogen über uns.
Wir stehen heute am Bear Lake, auf einem der schönsten Plätze dieser Reise, direkt am Ufer mit privaten Strandzugang. Es sind noch 30 Grad Celsius und wir genießen die Sonne. Ein wundervoller Tag geht zu Ende, auf einer Strecke, die wir als so schön gar nicht auf dem Schirm hatten.