Donnerstag, 18. Juli 2024

Von Gletschereis und Blechlawinen …

km 9.958 – Jasper, AB bis Kootenay Nationalparks, BC


Bezüglich Kriminalität muss man sich in diesem Teil der Erde keine Sorgen machen. Im Waschraum des Campingplatzes hangen die ganze Nacht Handys und E-Bike Akkus an der Steckdose. Autos bleiben ja so und so offen und insgesamt war es eine gute Nacht. Wir haben uns sogar getraut die Fensterscheiben einen Spalt offen zu lassen, obwohl wir ausdrücklich auf Bären hier hingewiesen wurden.






Heute stand der Icefields Parkway auf dem Programm – über 280 km Kilometer auf einer der berühmtesten Straßen der Erde. Warum? Weil durch die sie zwei der bekanntesten Nationalparks Kanadas verlaufen, der Jasper und der Banff Nationalpark. Der Sehnsuchtsort für jeden, der einmal nach Kanada möchte.






Wir steuerten zuerst die Athabasca Falls an. Obwohl es 7:30 Uhr noch ziemlich kalt war, waren sogar schon Reisebusse unterwegs und schütteten die Touristen an den Wasserfällen aus. Wir fühlten uns mittendrin in der us-amerikanischen Reisegruppe. Kaum fuhr der Bus wieder ab – völlige Stille.






Hin und wieder kamen wir durch Wildlife-Zonen, wo Anhalten verboten war. Bis auf ein paar kleinen Squirrels sahen wir heute den ganzen Tag kein einziges Tier. Wen wundert es? Die Parks sind voll mit Menschenmassen. Uns kam eine richtige Blechlawine entgegen. Wir fuhren in die andere Richtung. Deutlich besser ist es aber wie der Rest nach Norden zu fahren. Der Stand der Sonne, direkt auf uns gerichtet, ließ die Berge nur noch grau erscheinen. Wenigstens war es ruhig und wir hatten das Gefühl alleine Richtung Banff zu fahren.






Wir passierten weitere Wasserfälle, tausend Meter hohe Berge, Seen und türkisfarbene Gletscherflüsse. Es war wie immer traumhaft. Am Athabasca Gletscher quälten wir uns die ganze ursprüngliche Gletscherzunge zu Fuß nach oben. Anhand der Zeitmarker konnte man sehen, dass sich der Gletscher seit 100 Jahren ca. 1,5 km zurückgezogen hat. Naja, solange man immer noch mit großen Raupenfahrzeugen Touristen auf das Eis karrt, wird es nicht besser.







Wir fuhren auf den Sunwapta Pass mit seinen über 2000 Metern Höhe. Im uns herum die Berge waren nochmal so hoch. Es ist erschreckend, wie trocken es hier überall ist. Die Flüsse sind teilweise ausgetrocknet und die Bäume sehen auch nicht besser aus. Nicht auszudenken, wenn es hier anfängt zu brennen (Nachtrag: eine Woche später steht Jasper in Flammen). Es ist ja auch Wahnsinn wie warm es ist. Wir hatten heute 34 Grad Celsius. 30 Grad mehr als am kältesten Ort unserer Reise.






Wir kamen zum Peyto Lake. Wie wir finden ein Diamant der Bergseen des Parkways. Erstaunlicherweise bekamen wir auf Anhieb einen Parkplatz. Fährt man beispielsweise nach 6 Uhr zum Lake Louise hat man keine Chance mehr einen zu bekommen. Der Weg zum Morraine Lake wurde nun gänzlich gesperrt. Für diesen kann man an einer Lotterie teilnehmen, die es einen ermöglicht mit dem Bus hochzufahren. Wahnsinn, was Tourismus alles schafft. Aber so wird wenigstens die Besucherzahl minimiert.






Den Peyto Lake kann man nicht einfach vom Parkplatz aus ansehen. Nein, den muss man sich erarbeiten. Zur Aussichtsplattform, wo alle sind, geht es steil bergauf. Wir bogen sofort nach links ab in den Wald und eroberten uns unseren eigenen Aussichtspunkt, der wesentlich höher und ruhiger liegt. Was für ein Panorama.






Richtung Banff wurde die Sicht zunehmend schlechter, als ob Rauch in der Luft liegt. Ein Blick in die Waldbrand App zeigte, dass alles ok ist. Es reichte schon, dass der Denali Nationalpark gebrannt hat. Dennoch ist die Trockenheit echt ein Pulverfass. Alle Gasgrills in BC sind wohl ausverkauft, weil keine mehr Feuer machen darf.




Wir bogen in den alten Highway, dem Bow Valley Parkway ab, anstatt der große Highway auf dem letzten Stück nach Banff zu nehmen. Hier sind eigentlich gute Chancen Tiere zu sehen. Letztes Mal sahen wir hier unsere ersten Grizzlys. Aber heute war tatsächlich nichts los. Wahrscheinlich verkriechen sich alle bei der Hitze in den Wald.





Wir erreichten Banff und steckten im Stau. Meine Güte war das voll hier. Aber es gibt ein perfektes Parkleitsystem und Shuttlebusse, um den Verkehr in der Kleinstadt zu minimieren. Wir mussten allerdings durch, weil wir uns noch ein paar Aussichtspunkte ansehen wollten. Banff ist sehr hübsch. Es wird immer schöner. Allerdings verzichten wir, wie auch das letzte Mal, hier anzuhalten. Es sind einfach viel zu viele Menschen unterwegs.



Die perfekte Abkühlung bekommt man übrigens bei einem Spaziergang am Fluss. Es ist beachtlich wieviel kälter die Umgebung wird, wenn sich in der unmittelbaren Umgebung Gletscherwasser befindet. Es war Zeit sich in das Auto zu verziehen. Wir hatten schließlich noch eine Stunde in den Kootenay Nationalpark zu fahren. Wir verabschieden uns von der grandiosen Bergwelt von Banff und bogen nach Westen ab.




Schlagartig war Ruhe und kaum noch Verkehr. Obwohl wir immer noch in einem Nationalpark sind, hören wir außer dem Rauschen des Flusses, an dem wir stehen, höchstens noch ein paar Vögel. Es ist beachtlich, wie sehr sich der Tourismus auf die Strecke von Jasper nach Banff konzentriert. Ein paar Meter weiter – Frieden.