km 4.642 Palmer, AK bis Seward, AK
Wir starteten zeitig. Es war uns einfach zu gebügelt neben dem Golfplatz und wir suchten uns den nächsten See zum Frühstück. Übrigens hat hier jeder kostenlose Rettungswesten, die man sich einfach nehmen kann, wenn man mit dem Boot rausfahren möchte.
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Cabela‘s |
Wir nahmen Fahrt Richtung Anchorage auf. Der nun dreispurige Highway war gespickt von Elchwarnschildern. Alaskas Hauptstadt ist ja bekannt dafür, dass die Tiere sogar durch die Stadt laufen. Keine 5 min später ist es passiert. Eine Elchkuh mit zwei jungen mitten auf der riesigen Straße. Wie wundervoll.
Eigentlich wollten wir so schnell wie möglich Anchorage durchfahren. Irgendwie ist uns erst in den letzten Wochen bewusst geworden, dass dies die gefährlichste Stadt der USA ist, gemessen auf die Prokopf-Verbrechen. Und tatsächliche gibt es ständig Schießereien, Einbrüche und Autodiebstähle. Wir markierten uns vorab brenzlige Gebiete, wodurch allerdings zumindest der Highway führte. Es war erschreckend was man da an drogenabhängigen Menschen sah. Da kann der 4. Juli so patriotisch sein, wie er mag. Aber man schafft es nicht, sich um die Schwächsten zu kümmern.
Wir fuhren in eine sichere Gegend und besuchten das grandioseste Outdoorgeschäft in dem wir jemals waren, das Cabela’s. Es war gewaltig groß mit vielen, vielen ausgestopften Tieren der Gegend. Obwohl diese vielleicht genau dafür sterben mussten. Im Laden war sogar ein Aquarium. Wir sind im Paradies angekommen und konnten uns gar nicht sattsehen an dem Angebot.
Wir machten kurzen Prozess, obwohl wir längst davon abgekommen waren. Wir fuhren zurück in die Stadt zum Delaney Park Strip, dem Austragungsort der Feierlichkeiten des 4. Juli, dem Unabhängigkeitstages. Was für ein Spektakel in Alaskas Hauptstadt. Es war voll. Alle trugen Fahnen, Hüte oder sonst etwas mit der US-amerikanischen Flagge und saßen auf den Gehwegen auf Campingstühlen, um dem großen Event entgegen zu fiebern – die Parade des 4. Juli.
Wann wirst du nochmal die Gelegenheit haben in einer Hauptstadt den wichtigsten Tag des Landes bei einer Parade zu feiern? Nie! Das war der Grund es zu wagen. Und es war sicher dort. Wir saßen mit den Menschen auf den Bordsteinen und hörten zum Auftakt den Livegesang der Nationalhymne, was einem einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Es ist nunmal eine melodische Hymne.
Die Parade war toll. Toll war, vor allem glückliche und stolze Menschen zu sehen. Es waren die Feuerwehr, Polizei, sämtliche Vereine, indigene Stämme (davon gibt es 225 hier oben), Organisationen, Angehörige der im Krieg gefallenen Soldaten, Miss Alaska und und und. Unwirklich wird es, wenn man sich dies alles in Schwarz-Rot-Gold vorstellt.
Nach der Parade schauten wir noch auf der Festwiese vorbei, die gespickt war von Menschen und vor allem Foodtrucks. Auf einer großen Bühne spielte Livemusik. Es war wie ein Countryfest in Deutschland. Mit dem Unterschied es war echt und vor allem ohne Alkohol.
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Turnagain Arm |
Einen Outdoorladen später machten wir uns nach 14 Uhr endlich auf dem Weg ins südlich gelegene Seward. Wir fuhren entlang der langen schmalen Bucht des Turnagain Arm, in dem sogar Belugas zu sehen sein können. Bei uns war Ebbe. Dennoch waren die Ausblicke auf den nächsten 200 km gewaltig.
Wir landeten 16:30 Uhr in Seward und ich holte einen Kaffee in der Tankstelle. Als ich ihn bezahlen wollte, sagte der junge Kerl an der Kasse, dass ich ihn nicht bezahlen muss. Warum? Er dachte sich am 4. Juli kann er auch mal eine nette Geste machen.
In der Stadt selbst war die Hölle los – zwei Kreuzfahrtschiffe, die Küste voller Camper und zu guter Letzt die Festlichkeiten vor Ort. Es war total chillig hier mit Livemusik. Sewards 4. Juli wird mit Marathon verbracht. Aber nicht etwa auf gerader Strecke. Nein, hier rennt man den Marathon Mountain auf 906 Meter hoch und wieder runter.
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Aus Walknochen |
Wir bezogen unseren Stellplatz zwischen allen anderen Campingbegeisterten an der Resurrection Bay. Es gibt sogar Leute, die einen 5 Meter hohen Fahnenmast mitgebracht haben. Wir sehen die Kreuzfahrtschiffe entlang fahren, Weißkopfseealder Fische aus den Fluten holen und die Seeotter auf dem Rücken an uns vorbei schwimmen.