Mittwoch, 10. Juli 2024

Into the wild oder wie ein Elch den ganzen Highway lahmlegt …

km 6.061 – Big Lake, AK bis Nenana, AK

Talkeetna 


Wahrscheinlich wären wir heute morgen besser gekommen zum Waschen in den See zu springen. Der war unnormal warm, wie wir später feststellten. Obwohl sich baden täglich lohnen würde, da man bereits am Morgen den Lagerfeuergeruch mit sich zieht. Alle lieben es hier Feuer zu machen, ob abends oder nach dem Aufstehen. Heute haben wir sogar ein Lagerfeuerkuscheltier gesehen. Apropos Wasser. Wir kommen mit 5 Litern pro Person am Tag aus. Zu Hause kaum vorstellbar.





Wir fuhren zurück auf den Highway, zurück in die Einsamkeit. Bis Wasilla war eine Menge los, danach endlose Weite. Wir schauten uns Campgrounds an, tranken Kaffee und landeten irgendwann 30 km von der Hauptstraße entfernt im kleinen Ort Talkeetna. Dieser zählt mit seinen alten Gebäuden zu einer National Historic Site. Hierher fährt übrigens auch die Alaska Railroad. Haben wir gemerkt. Plötzlich war das Dorf voll.




Susitna River


So wohl auch, als das Feuer im Denali Nationalpark ausbrach. Mit der Schließung der Lodgen und den 160 Sites auf den Campingplätzen brach hier das Chaos aus. Jeder suchte eine Unterkunft und Talkeetna ist die einzige Ortschaft innerhalb von 250 km südlich des Parkeinganges.

Wildlachs aus dem Fluss 



Wir befuhren das Terrain des Denali Nationalpark, der 20.000 Quadratkilometer groß ist. Im Vergleich zu Sachsen sind das 2.000 Quadratkilometer mehr. Wahnsinn, was das für Ausmaße sind. Immer links von uns war der höchste Berg des nordamerikanischen Kontinents, der Mount Denali (ehemals Mount McKinley) mit 6.190 Metern Höhe. Ratet mal wieviel wir heute davon gesehen haben. Richtig, nichts. Es regnete und war bewölkt bis ins Tal.





Übrigens, ist der Ort noch so klein und besteht nur aus drei Häuser, gibt es mindestens einen Flughafen. Naja, zumindest eine Start- und Landebahn aus Schotter. Wenn  man hier mal schnell wegwill, ist dies der einzige Weg. Für einen Arztbesuch braucht man einen ganzen Tag, ebenso für Einkäufe. Die werden hier für einen Monat gemacht. Deswegen gibt es auch riesige Abpackungen.






Unterwegs brauchten wir einen Mittagsschlaf. Es war nach 0 Uhr gestern und um 6 Uhr sind wir schon wieder aufgestanden. Dadurch, dass es nie dunkel wird, verliert man völlig das Gefühl für Zeit. Aber wir haben unser Bett ja mit und man kann überall mal spontan anhalten.





Wir fuhren über gewaltige Schluchten und kamen auf einmal bei voller Fahrt zum Stoppen, weil Autos auf dem Seitenstreifen parkten und Menschen aufgeregt zur Böschung rannten. Ein gutes Zeichen, wenn auch nicht ganz ungefährlich. Wir taten es ihnen gleich und konnten zusammen in der Stille des Parks minutenlang einen jungen Elchbullen beobachten, wie er durch das Feuchtgebiet stapfte.


Hier sind man den Brand. 



Wir kamen zum Parkeingang, der tatsächlich heute noch geschlossen ist. Den Hang des Brandes sieht man deutlich. Winzig gegenüber dem Rest des Parks. Aber genau hier liegen alle touristischen Einrichtungen und imposante Holzlodgen. Feuer ist keines mehr da. Wir hätten es sicherlich sehr schön gefunden, wenn wir die Tour 60 km in den Park mitmachen hätten können. Aber wir werden zurückkommen und zum dritten Mal versuchen reinzukommen.


Neben uns erstreckte sich auf dem ganzen Weg die Bahnstrecke. Man kann in jeden entlegensten größeren Ort mit dem Zug fahren. Es ist bestimmt eine tolle Reise Alaska auf den Schienen zu entdecken bei der Landschaft. Selbst die vielen Küstenorte, die wir nur über eine Straße erreicht haben, die wir hunderte Kilometer zurückfahren mussten, sind an das Bahnnetz angeschlossen.


Magic Bus 


Abschiedskarten

Wir hielten in Healy. Dort steht eine Replik des Into the Wild Busses. 1990 hatte sich Chris McCandless entschieden aus der Zivilisation auszusteigen, trampte quer die USA nach Alaska und fand im Denali diesen alten Bus, der für vier Monate sein zu Hause wurde. Hier verhungerte er auch. Der originale Bus ist noch irgendwo in der Wildnis. Jedoch starben auf der Suche nach ihm, der als Sehnsuchtort gilt, auch zwei Wanderer bei einer Flussüberquerung.  



Die nächsten Kilometer auf dem Weg nach Fairbanks waren eintöniges Buschland. Wir suchten uns einen Campingplatz im Dorf Nenana und werden morgen dann den letzten vollen Tag in Alaska verbringen bevor es auf den langen Weg, fast 500 km, durch die einsame Landschaft des Yukon zur nächstgelegenen Ortschaft geht.

riesige Abpackungen