Dienstag, 2. Juli 2024

Valdez - ein kleines Paradies …

km 3.899 – Cooper Center, AK bis Valdez, AK


Als wir heute Morgen das Bett verließen, flogen die Weißkopfseeadler im Sturzflug knapp über unsere Köpfe mit einem Fisch im Maul. Da gönnte wohl der eine dem anderen nichts. Ein tolles Naturschauspiel. Wir verließen den Campground zügig, denn die Mücken waren auch morgens die Hölle. Unser bester Freund auf Reisen ist unser elektrischer Stichheiler, den wir aus Deutschland mitgebracht haben.





Wir fuhren an der Transalaska Erdölpipeline entlang, die von Valdez bis in die Prudhoe Bay am arktischen Ozean reicht. Die Berge wurden hier immer höher und wir waren umgeben von Gletschern. Außerdem wichen die sommerlichen Temperaturen nach und nach dorthin, wie man sich Alaska vorstellt – kalt.

Pipeline




Auf dem Thompson Pass tat sich eine gewaltige Wolke auf, die am Fuß frei war und die hohen Berggipfel auch nicht in sich verschlang. Eine tolle Szenerie. Wir kamen an den Worthington Gletscher, wo man eigentlich 5$ Parkgebühr bezahlen muss. Da kam eine Frau und sagte uns, dass wir bei diesem Nebel wohl nichts sehen werden und riet uns dazu weiterzufahren. Würde es bei uns nicht geben.

6 Meilen lang




Und tatsächlich standen wir wenige Minuten späte eingehüllt von Wolken und sahen kaum noch die Hand vor Augen. Wir steuerten auf Valdez zu. Das Wetter war genauso, wie man sich Küstenorte im hohen Norden vorstellt: wolkenverhangen und kalt mit 13 Grad Celsius.






Wir fuhren zuerst auf die gegenüberliegende Seite der Bucht zur Fischfarm, wo zu Lachszeiten Seelöwen zu sehen sein sollen. Ohne Lachs keine Tiere. Dafür sollte eine Bärenmutter mit zwei Kindern unterwegs sein, wie uns eine Frau aus Oregon erzählte. Aber auch die sahen wir nicht. Dennoch war es wunderschön hier am Pazifik.





Gegen Mittag kamen  wir in der 3.800 Einwohner großen Kleinstadt an und mussten ins einmal um unser Auto kümmern. Die Anzeige der Haltbarkeit des Öls zeigt nur noch 20% und wir wollten nachfüllen. Wir suchten einen Laden auf, der in Deutschland mit ATU zu vergleichen ist. Ein junger Kerl nahm sich dem Problem an und schaute erstmal den Ölstand an. Der war mehr als genug und das Öl schien neu. Er meinte beim letzten Ölwechsel wurde anscheinend die Anzeige nicht zurückgesetzt. Wir schrieben eine E-Mail an den Vermieter. Jedoch blieb eine Antwort bisher aus. Ok, wir kontrollieren einfach weiter und sitzen das wahrscheinlich aus.





Man kommt hier ständig mit Menschen ins Gespräch. Nicht nur die Kanadier sprechen uns häufig an, auch die US-Amerikaner verwickeln dich ständig in ein Gespräch. Wenn man sich irgendwo begegnet, folgt mindestens eine Begrüßung. Übrigens sind sehr viele aus den USA hier. So sind hier einige Wohnmobile aus Kalifornien, aber auch viele von der Ostküste. Und wir dachten schon, dass es irrsinnig ist von Vancouver nach Alaska zu fahren.





Wir parkten das Auto an unserem Campingplatz ab und machten uns auf den Weg Valdez zu erkunden. Als erstes trauten wir uns auf den Dock Point Trail, wo Bären durchaus vorkommen können, wie überall hier. Man hatte super Ausblicke auf die Stadt und die umliegenden Feuchtgebiete. Wir haben die ganze Zeit überlegt, wie wir an Größe gewinnen und einem Bär Angst machen könnten. Am besten wir klettern aufeinander. Aber es kam keiner. Bloß gut.




Am Hafen sahen wir einen Stein- und Weißkopfseeadler aus nächster Nähe wie sie Fische am Kai verschlangen. Gewaltig große Tiere sind das. Hier kannst du übrigens eine Angeltour buchen und der Fisch wird dir dann mit FedEx nach Hause geliefert.




Wir schlenderten weiter durch den Ort. An jeder Laterne waren die diesjährigen Highschool Absolventen mit Foto und Namen auf Wimpeln aufgehangen. In Deutschland und Europa würde dies wegen der sinnvollen Datenschutzverordnung nie funktionieren. Manch einer hätte sich das sicher auch hier gewünscht, wenn man sich die Fotos anschaut, wie unglücklich einige aussahen jetzt mitten im Stadtzentrum zu flattern.




Wir besuchten einen wunderschönen großen Outdoorladen – ein Paradies. So wie hier waren auch die Preise im Supermarkt paradiesisch. Es ist Wahnsinn, was man hier bezahlt. Kein Wunder, dass sich einige keine Wohnung mehr leisten können und im Auto wohnen. Für 4-5 Wochen ist da super. Aber für immer?



Und kam ein Flyer der Schiffstour für morgen in die Hände. Wir haben die etwas kürzere Tour gebucht mit 6 Stunden. In dem Prospekt stand aber eindeutig geschrieben, dass viele Tiere auf der längeren Tour zu sehen sind. Also versuchten wir umzubuchen und das ist geglückt. Während wir im Büro warteten, hörten wir einer Unterhaltung zu, die uns ein nächstes Problem eröffnete.


Nationalfeiertagkuchen

In 6 Tagen sind wir im Denali National Park, der große Wildnispark mit dem höchsten Berg Nordamerikas, dem Mount McKinley mit 6.190 Metern. Er gehört zu den Seven Summits, die größten Berge eines jeden Kontinents. Seit gestern wütet am Parkeingang ein Waldbrand. Wir wollte dort schlafen und eine Wildnistour machen. Heute wurde der Campground evakuiert. Wir mussten schweren Herzens stornieren. Heute war die letzte Möglichkeit das Geld für die Tour zurückzubekommen. Wir wissen nicht, ob wir bei höherer Gewalt etwas machen hätten können. Nun mussten wir dieses Vorhaben zum zweiten Mal begraben. So auch 2020, wo wir bereits Buchungen dafür hatten.