Samstag, 6. Juli 2024

Kenai Fjords National Park oder Wal-Wunder-Land

km 4.785 Seward, AK bis Sterling, AK


Wir mussten heute zeitig raus. Und wenn man doch schon mal kurz eher wach ist, kann man also auch 4:30 Uhr duschen gehen. Das war tatsächlich hier in Seward kein Erlebnis. Der Campingplatz gehört der Stadt, die sich leider wenig um die sanitären Einrichtungen kümmert bei massenweisen Campern, dafür aber mehr als das Doppelte an Gebühr verlangt. Als wir zurück waren, fuhr gerade majestätisch ein Kreuzfahrtschiff ein.




Für fuhren zur Tankstelle, holten einen Kaffee und liefen zu den Docks, wo wir 7 Uhr sein mussten, um 8 Uhr eine Schifffahrt in den Kenai Fjords Nationalpark anzutreten. Als wir ankamen, war der Pier bereits voll mit deutschen Reisebustouristen. Irgendwie hatten wir gar keine richtige Lust heute auf die Tour. Wir waren noch überwältigt von der letzten. Aber sie war nun mal bezahlt und das es gut war mit zu sein, erfuhren wir erst 6 Stunden später.





Wir ergatterten einen Platz an Deck. Die sind meist immer sofort voll. Wenn das Schiff jedoch ablegt und aus dem Hafen raus ist, ist es leer, weil alle sich mit ihren dünnen Jäckchen nach drin verziehen. Es war aber auch kalt heute. Unterwegs sicher nicht mehr als 5 Grad Celsius und eisiger Fahrtwind. Wir hatten also alles an, was wir mithatten und übereinander schichten konnten. Nur Handschuhe hatten wir leider nicht, die aber dringend nötig gewesen wären.




An der langgestreckten Kaimauer lagen bereits die ersten Robben auf den Steinen und ein Weißkopfseeadler thronte majestätisch am Ausgang des Hafens. Wir fuhren sofort mit voller Geschwindigkeit aufs Meer. Leider verstand man an Deck nichts davon, was der Kapitän erklärte. Das war auf dem anderen Schiff besser. Auch war fast niemand der Crew wirklich aus dieser Gegend. Es gibt viele Sommerarbeiter aus den anderen Bundesstaaten.





Bald sahen wir Finnwale, die in der Gegend gar nicht so häufig vorkommen und die zweitgrößte Walart überhaupt sind. Später schwammen Otter wieder entlang unseres Schiffes. Irgendwann kamen wir, wie bei der anderen Tour, an einem Gletscher an, dem Aialik, der umgeben war von Minieisschollen auf denen Robben lagen.




Als wir weiter fuhren, gab es Mittagessen im Innenraum des Schiffes. Während wir so an unserem Burrito knapperen, sprach der Kapitän durch die Lautsprecheranlage. Er möchte uns ja nicht stören, aber draußen ragen auf einmal viele schwarze Rückenfinnen aus dem Ozean empor. Der Burrito flog im hohen Bogen auf den Teller und wir rannten an Deck.




Es waren ca. 8 Orcas, die unser Boot umkreisten. Irgendwann hat man gar nicht mehr zu ordnen können, wo sie sind. Sie waren überall um das Schiff verteilt. Es war ein majestätischer Anblick, die Rückenfinne eines Männchens vor der Kulisse der Gletscher.





Als wir gerade wieder unten waren und mit Essen fertig waren, ertönte erneut eine Durchsage - Buckelwale. Es waren ca. 5, die vor uns lagen. Das war aber noch längst nicht alles. Einer von ihnen war völlig von Sinnen und peitschte die ganze Zeit mit seinen Brustfinnen auf das Wasser bis er zum Sprung ansetze. In der kommenden halben Stunden flog dieser gewaltige Koloss bestimmt zehn Mal durch Luft. Wie eindrucksvoll. Haben wir so noch nie gesehen.




Irgendwann verloren wir völlig den Überblick und die Orientierung. Buckelwale im Norden und zur gleichen Zeit Finnwale im Süden. Zwischendrin zischten Papageietaucher durch die Luft. Was für ein Spektakel. Das war das erste Mal, dass wir mehr als eine Walart während so einer Tour gesehen haben. Grandios.




Wir mussten langsam den Rückweg antreten, hielten aber noch bei einer kleinen Seelöwenkolonie. Darunter hat sich eine Robbe gemischt, die aber ganz schnell vom Felsen aus das Weite suchen musste, ansonsten hätte ihn das 500kg schwere Seelöwenmännchen kaputt gemacht.





14 Uhr waren wir erfroren, aber glücklich zurück. Wir holten Kaffee, gingen einkaufen und machten uns weiter auf den Weg Richtung Homer, wo wir morgen ankommen werden. Die Fahrt ging entlang des Sterling Highways am wunderbar wilden Kenai River. Der ist türkis und voll mit Fisch und deshalb fühlen sich hier Angler und vor allem Bären wohl. Es war wahnsinnig voll hier und jeder Campingplatz restlos ausgebucht.




Wir fuhren noch ein Stück, da wir morgen um 10 Uhr einen Termin in Homer haben. Wir stehen auf einem kleinen idyllischen staatlichen Campingplatz am Zusammenfluss des Kenai und Moose Rivers. Um uns sitzen die Streifenhörnchen in den Bäumen und machen ein furchtbares Geschrei.