km 10.352 – Kootenay Nationalpark, BC bis Crawford Bay, BC
Heute Morgen mussten wir das Auto mal grundreinigen. Der Staub der Schotterstraßen zieht in jede noch so kleine Ritze. Auch von außen sieht es furchtbar aus. Dass sich eine Wäsche nicht lohnt, da es 15 min später wieder so aussieht, durften wir auch heute erfahren. Es ist also rausgeschmissenes Geld. Spaß machen die vielen Waschanlagen trotzdem. Die Off-road Straßen aber genauso. Heute haben wir auch das erste Mal wirklich den Allradantrieb zum Einsatz gebracht. Sonst wären wir da nicht lang gekommen.
Wir haben es nur 7 km geschafft zu fahren bis wir den ersten Bären entdeckten. Er schlug sich durch die Büsche, war von oben bis unten mit Blüten besät und steuerte auf uns zu. Keine 20 Meter entfernt, blieb er genau neben unserem Auto stehen. Können Bären eigentlich Autoscheiben eindrücken? Er war ziemlich groß, wenn man ihn mit dem Babybären vor ein paar Tagen vergleicht.
Da braucht es schon Überwindung wenige hundert Meter am nächsten Aussichtspunkt aus dem Auto zu steigen. Jedes Mal, wenn man so ein Tier sieht, ist man wieder geerdet. Aber das dauert meist nur eine Stunde.
Wir kamen nach Radium Hot Springs. Dies ist für 5 Dinge bekannt. Erstens die heißen Quellen. Es waren aber bereits 9 Uhr 25 Grad Celsius und es sollte noch bis auf 35 hochgehen, was gleichzeitig zweitens ist. Drittens, der Sinclair Canyon mit seinen steilen Felswänden wodurch die Straße führt. Viertens die vielen Ziesel, die ab und zu aus ihren Höhlen herausschauen und fünftens Dickhornschafe, die auf den Seitenstreifen grasen. Ein toller Ort.
In Radium war Stromausfall, sodass wir nicht tanken konnten. Bloß gut, wird es einem hier nicht Angst und Bange, wenn man nur noch 150 km Restbenzin angezeigt bekommt. Also fuhren wir weiter nach Invermere und genossen dort erstmal im Huckleberry Family Restaurant French Toast mit Blaubeeren. Was sonst? Die Kleinstadt ist sehr hübsch und hat einige Seen, was sie zu einem beliebten Urlaubsziel macht. Nett war auch der Ortskern mit Boutiquen, Gallerien und Cafés. Die älteren Herrschaften aus dem ortsansässigen Pflegeheim werden mit dem Lastenrad und montierten Sitzen an den Strand gefahren. Wirklich toll.
Wir sind in einer Gegend angekommen, die die wärmste Kanadas ist. Man findet nur noch wenig Grün und alles ist staubtrocken. Irgendwie wunderten wir uns, dass keine Zeitumstellung passierte als wir wieder in British Columbia waren. Einige Teile im Osten haben nämlich noch die Mountain Time. Dies brachte irgendwie unseren Tagesablauf durcheinander. Es ist genauso als ob Sachsen zwei unterschiedliche Zeitzonen hat. Verrückt.
Sehr amüsant war unterwegs eine Werbetafel eines Hörgeräteladens mit einem großen blutrünstigen Grizzly darauf: Hör es bevor du es sieht! Hear it before you see it. Wir mussten lachen. Ohnehin war es ein glücklicher Tag. Wir fühlen uns gerade als machen wir noch ein paar Tage Sommerurlaub. Wir haben ja nun quasi alle Jahreszeiten erlebt in diesem Monat Kanada und Alaska.
Die Landschaft änderte sich erneuert. Wir befanden uns nun im kargen Cowboy Kanada mit Weiden und Feldern. Auch kleine ehemalige Minenstädte lagen auf dem Weg, die immer noch sehr gut erhaltende Gebäude aus dieser Zeit aufweisen.
Wir wollten Eis, gingen in den nächsten Dairy Queen und wurden gefragt, welche Größe. Ohne darüber nachzudenken, sagte ich „small“ und jeder von uns musste sich einen viertel Liter Schokokeks und Pfirsich-Streusel Eis genehmigen. Das war viel zu viel. Wie ich später entdeckte, ist die größte Portion ca. 700 ml. Das schafft kein Mensch. Lecker war es aber.
Wir kamen wieder in bewaldetes Bergland und Züge nahmen erneut Dimensionen von einem Kilometer an. Auf einmal tat sich eine riesige Ebene auf. Hier um Creston, was ein malerischer Ort ist, wird Obst abgebaut und auf den nächsten Kilometern gab es einige Stände mit leckeren Kirschen und Pfirsichen.
Wir kamen zu Kootenay Lake und fühlten uns wie an den Oberitalienischen See. Eine schmale Straße windet sich über dem See entlang und die Abendsonne zauberte die Landschaft in ein warmes Licht. Und genau hier schlafen wir heute im Wald. Neben uns rauscht ein kleiner Bach und vor uns liegt der See.