Donnerstag, 11. Juli 2024

Von Goldgräbern und Jingle Bells …

km  6.490 – Nenana, AK bis Tok, AK


Am Morgen wurde wir von der lauten Hupe des Zuges geweckt, der sich am Nenana River entlang schlängelt. Bahngleise haben hier oben nämlich keine Schranken und so muss er auf sich aufmerksam machen.





Wir fuhren weiter nach Norden, Richtung Fairbanks. Als wir durch Zufall in einer scharfen Kurve zurückblickten, trauten wir unseren Augen nicht. Da war er, der majestätische Mount Denali, als gigantischer weißer Kegel in der Landschaft. Wir suchten die nächste Einfahrt und kämpften uns durch das Buschwerk, um freie Sicht zu haben.






Wir fuhren in Fairbanks ein, der nördlichste Punkt unserer Reise. Ab hier geht es nun wirklich auf den Heimweg. Wir fuhren zum Chena River, wo alte Hausboote und der alte Schaufelraddampfer, die Discovery, steht. Am Fluss befanden sich immer wieder wunderschöne Einfamilienhäuser. Toll war auch das riesige Gelände der Universität von Alaska mit weitem Blick über die Landschaft.




Wir fuhren zum Creamers Field Wasservogelschutzgebiet und konnten auf einem Trail kanadische Kraniche aus nächster Nähe beobachten. Fairbanks ist wirklich toll. Es hat so viel Charme des Goldrausches behalten und ist von wunderschöner Natur umgeben. All dies konnte man sich auch nochmal in großen Besucherzentrum anschauen, wo die Gegend in Jahreszeiten unterteilt war. Selbst die Finsternis im Winter wurde simuliert. Fairbanks ist übrigens bekannt für gute Chancen auf die Sichtung von Nordlichtern.




Nach einem letzten Besuch eines Outdoorladens in den USA, fuhren wir in den Pioneer Park. Dies ist ein Gelände mit alten Gebäuden und einem Schaufelraddampfer, was die Geschichte von Fairbanks näher bringt. Obendrein gibt es einen großen Spielplatz. Übrigens alles kostenlos.




Man will es gar nicht glauben, aber an dem nördlichsten Punkt unserer Reise haben wir das erste Mal wieder sommerliche Temperaturen mit 24 Grad Celsius, die einem nun so erscheinen als müsste man sofort in den nächsten See springen. Wir genossen also die Sonne, die sich abends bei 13 Grad Celsius schon wieder hinter dicken Regenwolken versteckte.




Wir verließen das wunderschöne Fairbanks nach Osten Richtung Kanada und kamen nach North Pole. Wie der Name des Ortes es bereits verrät, wohnt hier der amerikanische Weihnachtsmann. Vor 5 Monaten waren wir in tiefen Schnee Lapplands und sahen ihn, heute im Sommer in Nordamerika. Man muss sagen, dass sich die Finnen da aber wirklich mehr Mühe gegeben haben.



Die nächsten 280 km zogen sich wie Gummi. Wir sind erstmal viel zu spät in Fairbanks gestartet, hatten zig Schwerlasttransporte vor uns und dann war noch eine Baustelle nach der anderen, an der man erstmal 15 min auf das Pilotcar warten musste, um weiter zu fahren und zu denken, wie verrückt die Amis sind, selbst an den Baggern die Nationalflagge zu hissen. Die einzige Ablenkung war die Eielson Air Force Basis, wo ständig Kampfjets in die Luft stiegen. Es ist schon Wahnsinn, was hier für Geld in die Armee gepumpt wird. Aber so setzt man Prioritäten. Bildung und Gesundheit gehören leider nicht dazu.




3,5 Stunden heizten wir durch Wald, Wald, Wald. In Delta Junction befuhren wir den Alaska Highway, der ab nun für 2.113 km unser zu Hause sein wird. Über uns flog auf einmal ein Hubschrauber an den Baumwipfeln entlang. An der offenen Tür saß jemand mit Fernglas. Sicher werden Walbrandherde  gesucht.



Es war genug für heute. Wir waren froh irgendwann eine halbe Stunde vor der nächsten Ortschaft das Auto abzustellen. Wir ließen unsere letzten Dollar in der Box am Campground (wird immer so bezahlt – Briefumschlag und gut) und verbringen den Abend bei Regen im Auto an einem kleinen See.