Sonntag, 7. Juli 2024

Ohne Wasser dem Paradies entgegen …

km 4.946 – Sterling, AK bis Homer, AK


Wieder kein Tag zum Ausschlafen, denn wir mussten 10 Uhr im 2 Stunden entfernten Homer ankommen. Es war kalt und regnerisch heute Morgen. Man muss schon sehr tapfer sein, seinen Schlafsack zu verlassen und sich mit eiskaltem Wasser zu waschen. Wenigstens wird man dadurch wach. 





Es war so finster heute. Aber nicht durch die fehlende Sonne, die geht hier immer noch sehr spät unter und bleibt nicht weit vom Horizont entfernt Es war Sprühregen angesagt. Bei 10 Grad ein besonders Erlebnis.






Wir passierten ein Elchwarnschild nach dem anderen. Die Kenai Halbinsel ist voll mit den majestätischen Tieren. Umso näher wir Homer kamen, umso weniger regnete es. Es war gewaltig die Kachemak Bay aus der erhöhten Anfahrt zu sehen mit ihren umliegenden schneebedeckten Bergen. Was für ein Anblick. Und dazu kommt der Homer Spit, eine 7 Kilometer lange Landzunge auf dem Ozean. Ihre Einfahrt war ein Boulevard aus Lupinen. Fantastisch!





Wie erkennt man Menschen aus Alaska? Wir liegen zitternd abends im Auto, während die Leute 22:30 Uhr und bei 11 Grad Celsius draußen in kurzen Hosen Ballspielen. Auch heute während der Bootstour haben manche viel zu wenig angehabt für unsere Verhältnisse. Aber vielleicht gewöhnt man sich an die sommerlichen Temperaturen, die für uns wie Winter erscheinen.






Wir nutzen die Zeit am Spit, um Tiere zu suchen. Der Wasserstand am Morgen war unter Ozeanniveau, also im Minusbereich. Das heißt, dass alle Docks freiliegen. Und was kam zum Vorschein? Seesterne, die am Boden lagen oder sich an das Holz der Stege klammerten. Über dem Meer lag noch Nebel, Schilfgras wedelte im Wind und Möwen behüteten ihre Jungen. Was für ein schöner Ort auf unserer Erde.






Wir machten uns auf zum Schiff. Was die Crew bei so einer Tour ausmacht, ist gewaltig. Gestern war es wirklich nicht besonders gut. Dafür heute umso schöner und familiär. Wir waren gerade mal 20 Menschen auf der Discovery und unsere Kapitänin ist vor 30 Jahren aus England eingewandert. Sie war wirklich super.





Wir schipperten los und fuhren zu Gull Island, einem Vogelfelsen, der nur zur Brutzeit von bis zu 16.000 Möwen, Trottellummen und Papageientauchern besiedelt war. Was für ein Spektakel. Erinnerte uns irgendwie an Hornøya in Norwegen, wo wir auf so einer Insel ausgesetzt wurden, und dachten wir werden am Ende des Tages Opfer der Ausscheidungen der Vögel. Wie durch ein Wunder – nichts.






Wir überfuhren eine Wasserlinie, die auch als solche ersichtlich war. Hier speist sich Eiswasser ins Meer und der vorhanden unterirdische Gletscher tut sein Übriges. Es wurde sofort merklich kälter. In den nächsten Minuten sahen wir chillende Seeotter und Robben bis wir später wieder einmal umzingelt von Orcas waren. Wir genossen nur noch, machten hin und wieder ein paar Bilder, aber hörten vor allem gespannt auf das Geräusch, wenn sie ausatmen. Ein magischer Moment.






Das Ziel dieser Tour war Seldovia, ein 230 Einwohner großer Ort, der nur über den Luftweg oder zu Wasser erreichbar ist. Erbaut wurde er im 18. Jahrhundert durch russische Pelzhändler. Es ist traumhaft hier mit Häusern auf Stelzen und einer ganz entspannten Atmosphäre, vor allem viel Ruhe. Wenn nicht gerade wieder ein Flugzeug auf das Festland startet.






Es gibt hier sogar eine Post, superschnelles Mobilfunknetz und komischerweise einige Autos. Obwohl man hier gar nicht so weit kommt und wenn dann nur ins Niemandsland. Dafür fahren hier 10-jährige ATV, obwohl wir auch ein Polizeiauto gesehen haben. Wozu eigentlich?






Wir liefen zum Strand am Rande der Ortschaft und sahen Quallen in den Tidepools. Als wir einen riesigen Knochen entdeckt haben, sind wir dann aber doch wieder umgekehrt. Regel Nummer 5 im Bären Business – ist irgendwo ein totes Tier, dann sieh zu, dass 
du wegkommst. Der Bär ist nicht weit.





Nach wundervollen zwei Stunden in Seldovia fuhren wir zurück nach Homer, wo uns im Hafenbecken und dieses Mal ganz nah, ein Seeotter begrüßte. Wir erinnerten uns, wie wir uns morgens noch die steilen Rampen zu den Bootsstegen runterhangeln mussten. Jetzt bei Flut war es ein Spaziergang mit geringer Steigung.



Homer ist die Hauptstadt des Heilbutts, der hier in Dimensionen geangelt wird und wo es vor allem viel davon gibt. Also los, nichts wie in den nächsten Laden. Fish und Chips am Fenster mit dieser Kulisse zu essen, erlebt man bestimmt auch kein zweites Mal. Es war köstlich.





Wir fuhren auf das Festland und bezogen unseren gebuchten Campingplatz, der genau auf einer Klippe über dem Meer liegt und mussten mal wieder waschen. Mittlerweile verzog sich auch das Wasser wieder und wir nutzten die Gelegenheit am Strand noch auf eine weitere Entdeckungsreise zu gehen.