km 9.533 – Bear Lake, BC bis Jasper, AB
Nach nunmehr 5 Tagen hatten wir heute erstmals wieder eine Dusche auf dem Campingplatz. Allerdings musste man mindestens einen Loonie (eine 1 Dollar Münze) in einen Automaten stecken. Alleine an die Münzen zu kommen, war umständlich. Man bezahlt hier alles mit Karte und wenn dann bekommt man oft nur 1-Dollar Scheine. Also fragten wir danach beim Einkauf. An der Dusche mit 3 Loonies angekommen, stand ein Hinweisschild, dass nur diese ab 2012 funktionieren. Wir hatten genau einen. Könnt ihr euch vorstellen, wie schnell zwei Personen innerhalb von 2 min fertig geduscht sein können? Wir jetzt ja.
Kaum waren wir zurück an unserem Platz, fraßen uns die Mücken auf und wir mussten, sauber wie wir waren, die Chemikeule von Mückenspray mit 30 % Deet (in Deutschland nicht erhältlich) über uns drüber kippen. Das war es mit Seifenduft. Wir fuhren los Richtung Prince George. Wenige Kilometer weiter lag bereits der zweiten Elch auf der Seite am Fahrbahnrad. So ein gewaltiges Tier möchte man nicht in seiner Windschutzscheibe kleben haben.
Wir machten noch ein paar Erledigungen, wie tanken und einkaufen. Im Supermarkt gab es sogar eine walk-in Klinik, wo eine riesige Schlange stand. Hier gibt es keine Hausärzte. Man geht zu so einem medizinischen Zentrum und stellt sich brav an bis man an der Reihe ist. Nachdem wir fertig mit einkaufen waren, landeten wir in einer Gegend der Stadt, die einen an die Brennpunkte von Anchorage erinnerte – Obdachlosigkeit und Drogen. Allerdings war es minimal gegenüber der East-Hastings Street in Vancouver, wo ganze Bürgersteige voll mit Menschen sind, die sich selbst überlassen sind, obwohl Kanada wirklich viele Hilfsprogramme hat gegenüber den USA.
Wir fuhren durch Wildkorridore, die mit großen gelben Warntafeln Bären, Elche und Rehe angekündigten und das auf den nächsten 180 km. Über uns kreisten erneut Helikopter mit Wasserbehälter, die am angrenzenden See Halt machen, um sich zu beladen. Hier in der Gegend gibt es fernab der Straße viele Brände.
Wir hielten im hübschen Örtchen McBride zum Picknick, genau am kleinen Bahnhof. Der Zug, der an uns vorbeirollte, hatte 60 Wagons mit flüssigem Gas transportiert. Es war sehr idyllisch hier, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Übrigens hat hier jeder noch so kleine Ort einen Park mit Spielplatz, Picknickbänken und eine öffentliche Toilette.
Die Berge um uns wurden höher und hinter ihnen lag weites Farmland mit Kühen und einer Menge Heuballen, die perfekt in die Landschaft passten. Wir besuchten einen Wasserfall und trauten uns, weil einige Menschen unterwegs waren, auch mal etwas weiter weg vom Auto in den Wald. Wir haben natürlich wieder kein Bärenspray gekauft, was dir so und so nur was nutzt, wenn der Bär direkt vor dir steht und du keinen Gegenwind hast, sonst setzt das Zeug dich selbst außer Gefecht.
Mutig, keine 1000 Meter weiter rannte ein Bär in den Graben. Wir waren aber wieder sicher im Auto. Die nächsten Kilometer stand unser Mund wahrscheinlich die ganze Zeit offen. Wir haben den fast 4.000 Meter hohen Mount Robson wahrscheinlich noch nie so majestätisch sehen dürfen wie heute. Er war wie gemalt und hängt oft hinter Wolken. Es war gewaltig. Eingerahmt war die Landschaft von türkisfarbenen Seen und Flussläufen. Perfekt.
Wir hielten am Besucherzentrum und genossen alles, was diese wunderschöne Landschaft zu bieten hatte. Wenig später katapultierte uns die Provinz Alberta in eine andere Zeitzone und uns wurde eine Stunde geklaut, die wir morgen aber schon wieder bekommen werden. Wir befanden uns nun im Jasper Nationalpark. Es ist keine Wunder, dass so viele Millionen Menschen nur diese Gegend von Kanada besuchen wollen. Es ist und bleibt eine Landschaft in Perfektion.
Wir holten uns einen Nationalparkpass, den man zwar nicht zum Befahren der Straße benötigt, aber sobald man irgendwo anhält. Irgendwie muss sich die Instandsetzung der ganzen Einrichtungen, wie Picknickplätze und Besucherzentren ja finanzieren.
Wir ließen die Kleinstadt Jasper links liegen, um die Gegend zu erkunden. Auf einer Insel des Athabasca Rivers lagen Wapitis und erholten sich am Wasser von der Hitze. Tolle Tiere. Nicht so groß wie Elche, aber mindestens genauso majestätisch.
Hier hat es einige interessante Seen, die hin und wieder auf Landschaftskalender zu finden sind. Wenn du dein Boot mitbringen willst, wird dies hier übrigens vorher an einer Station desinfiziert, dass man keine fremden Mikroorganismen einschleppt.
Wir fuhren zum Pyramid Lake, Patricia Lake und zum Maligne Canyon. Nur einige der Highlights des Parks. Uns zog es noch auf die Maligne Lake Road, die 40 km später am gleichnamigen See endet. Hier gibt es einiges an Tieren zu beobachten. Wir sahen noch mehr Wapitis, die jedes Mal die Straße lahm legten, weil jeder anhielt, und sogar brütende Weißkopfseeadler. Leider keinen Bären mehr. Wahrscheinlich ist zu viel los.
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Waldbrand |
Wir fuhren durch Jasper und waren erstaunt, wie schön es hier geworden ist. Eine Holzlodge löst die nächste ab. Die Preise für eine Übernachtung von zwei Tagen sind übrigens so hoch wie 31 Tage campen, also ca. 750€.
Wir schlafen heute am Whistlers Campground. Der ist gewaltig mit fast 800 Stellplätzen und vollkommen ausgebucht. Das heißt, dass locker 2500-3000 Menschen hier wohnen. Man merkt davon wirklich nichts. Es ist so ruhig und privat in einzelne Loops aufgeteilt. Die Buchung ist übrigens abenteuerlich. Punkt 16 Uhr MEZ an einem Tag im März öffnet die Buchungsplattform. Mehr als 10.000 Menschen sind gleichzeitig im System und versuchen ihren Platz zu ergattern. Er ist den gesamten Sommer nicht möglich hier spontan etwas zu finden und bereits Ende September wegen Schnee geschlossen.