Mittwoch, 16. Mai 2018

Tsunami in Sri Lanka - wie ein Sonntag Morgen fast ein ganzes Land auslöschte...


Tsunami Honganji Memorial 
Heute fuhren wir nur wenige Kilometer mit dem Bus zum Tsunami Hoganji Monument. Dies ist eine 18 Meter hohe Buddha Statue. 18 Meter, so hoch wie die zweite Welle, die auf Sri Lankas Küste traf und alles dem Erdboden gleich machte. Wenn man direkt davor steht, wird es einem ziemlich mulmig, wenn man sich diese Monsterwelle vorstellt. Die rechte gehobene Hand des Buddhas steht für Schutz und Furchtlosigkeit.
18 Meter, wie die Welle 

unser buddhistischer Segen 
Ein einbeiniger Mann mit Krücken kam aus dem alten Häuschen vor der Statue und erzählte uns einiges über diesen dramatischen 26.12. Genau an dieser Stelle, ca. 300 Meter vom Meer entfernt, fuhr ein Zug mit 15 Wagons und 1500 Menschen in den Tod. Die Welle hat sie einfach mitgerissen. Die Fotos, die in dem kleinen Häuschen ausgestellt waren, ließen einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Wir hatten so ein nettes Gespräch und erfuhren so viel über diese Katastrophe. Auf einmal holte er zwei weiße Bändchen raus, knüpfte sie um unsere Handgelenke, sprach ein buddhistisches Gebet und nahm unseren Arm und drückte ihn gegen unsere Brust mit dem Worten: God bless you! Dieser Moment war so spirituell, dass einem sofort die Tränen in die Augen schossen.
das Massengrab 

Madu River 
Nur ein paar hundert Meter weiter befand sich das Tsunami Museum. Im ersten Raum wurde veranschaulicht wie Tsunamis (Tsu - Hafen, Nami - Welle) und Erdbeben entstehen, wo sich die tektonischen Platten befinden und mit was für einer rasenden Geschwindigkeit sich die Wassermaßen bewegen. Auf Hochsee nehmen sie 700 km/h auf und sind ganz flach. Stoßen sie jedoch auf flache Küstengebiete werden sie zu Riesenwellen und verlieren an Geschwindigkeit. Und das ist allen hier zum Verhängnis geworden. Eigentlich wäre nur die Südostküste betroffen gewesen, aber durch dieses flache Band um die Insel zog der Tsunami an der Spitze, wie eine Peitsche auf die Westküste zu. Bis zu 10 km ins Landesinnere wurde alles platt gemacht.

Wasserwaran
Eine nette Frau erklärte uns alles bis ins kleinste Detail. Zum Beispiel, wie es sich jetzt mit dem Frühwarnsystem verhält, auf welchen Wegen schnellstmöglich die Information eines drohenden Tsunamis verbreitet wird (was 2004 nicht der Fall war) und das jede Familie ein Notfallpakat mit den wichtigsten Dingen zu Hause hat, um sofort los rennen zu können. 
Weißbartlangur 

Kormoran 
Am bedauerlichsten war für die Menschen hier, dass Hilfe viel zu spät kam und sich sämtliche Hilfsaktionen, die von Europa ausgingen, auf Thailand konzentrierten. Dort starben ca. 5000 Menschen bei 68 Mio. Einwohnern. In Sri Lanka hingegen ca. 35.000 bei 21 Mio. Die ersten Hilfskräfte, die kamen, waren Deutsche. Vielleicht ist dies der Grund, warum sie uns so oft in Gespräche verwickeln. Hier hangen viele Fotos von deutschen Ärzten und Hilfsorganisationen wie Malteser, ASB und so weiter. Sie haben wohl das meiste zum Wiederaufbau beigetragen.
Chin Chin Fische 

Fahrt in die Mangroven 
Schulklassen kommen alle 3 Monate dort hin zur Schulung. Ihnen wird alles beigebracht, was sie für den Ernstfall wissen müssen. Vor allem, wo hin sie rennen sollen. Dafür sollten sie eigenhändig Lagepläne mit Straßenverläufen zeichnen. Wir waren sehr bewegt und in uns gekehrt. Besonders durch die Fotogalerie, die erst mit einer Gardine zugezogen war und auch durch das Wissen, dass wir vor 100 Metern ein Denkmal fotografiert haben, was darunter das Massebgrab von 2000 unschuldigen Menschen darstellt. Egal welcher Herkunft, Religion oder Gesinnung.

Umso wütender machte mich das nächste Ereignis. Wir wollten mit dem Bus in den übernächsten Ort fahren. Der Ticketverkäufer, ein junger Typ mit gegelten Haaren, meinte die Touristen abzocken zu müssen und wollte den 3 fachen Preis im öffentlichen Nahverkehr. Abspringen war keine Option. Und dann dieser Busfahrer. Er hupte im Sekundentakt und ihm war es so was von egal, dass man jetzt nicht einfach von der Straße runter fahren kann, um den Lord durchzulassen. An unserer und drei weiteren Haltestellen fuhr er einfach arrogant vorbei und schaffte es auch nicht auf Aufforderung. 

Schnaufend vor Wut liefen wir den Kilometer zurück zum Madu River. Dieser mündet in einen See, der voll mit Mangroven und 46 Inseln ist. Wir machten eine Bootstour und hatten einen Kahn für uns alleine. Kahn wäre schön gewesen. Nein, es war ein Dieselmotor und verpestet schön die Umwelt. In den Plitvicer Seen hat man das mit den Elektrobooten verstanden. Aber hier und auch in Indien tat man sich auch mit dem Klimaabkommen sehr schwer.
Kingfisher - Eisvogel 

unsere Hütte 
Wir schippteren durch die Mangroven, schauten uns auf einer Insel die "Ernte" und Verarbeitung von Zimt an. In einem Pfahlbau auf dem See waren Becken mit Chin Chin Fischen. Dort konnte man sich die Füße anknappern lassen. Wir zögerte, zumal unser Bootsführer seinen Fuß verbunden hatte. Aber es war sehr witzig. Natürlich auch nicht ökofreundlich. Wir spielten hin und wieder mit  dem Gedanken in eine Meeresschildkröten-Auffangstation zu gehen. Aber wir tun es nicht. Sri Lanka steht nicht für Umweltschutz und Arterhaltung. Dessen muss man sich bewusst sein. Hier spielt das Geld der Touristen eine größer Rolle. Wenn man die Tiere ausblendet, was wir aber nicht können, kann man es aufgrund des noch Dritten-Welt-Status verstehen, obwohl das BIP in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Der neue Präsident muss aber wohl hier einiges kaputt gemacht haben, was die Lebenshaltungskosten anbelangt. 

Duschen im Freien 

Gegen Nachmittag waren wir in unserem Miniresort. 4 Strandhütten und ein paar Hotelzimmer. Und wieder waren wir die einzigen Gäste. Trotzdem springt hier so viel Personal rum. Wie finanziert sich das? Die Hütten und die gesamte Anlage ist wunderschön und ruhig. Wenn man duscht steht man im Freien und schaut direkt auf die Palmen über einem. Abends gab es ein mörderisches Gewitter mit gut 20 Liter Regen pro Quadratmeter. Es blitze und donnerte in einer Tour. Auf einmal: rummmms..... Und das ganze Licht des Ortes war aus. Bloß gut war der  Schaltkasten in Sichtweite. Hier ist alles überschwämmt und keine Wege mehr erkennbar. Aber in unserer Außendusche ist es toll. Kalter Regen und warme Dusche zugleich. 
Land unter!