Sonntag, 4. August 2019

Skagway - Aus einer längst vergangenen Zeit...


Morgens am großen Tutshi Lake aufzuwachen und die Wellen rauschen zu hören, war fantastisch. Auch haben wir das erste Mal länger als 7 Uhr geschlafen. Und da niemand weit und breit zu sehen war, hat das morgendliche Waschen mit unserem Falteimer noch mehr Spaß gemacht. Wir hatten Zeit. In Skagway öffneten die Geschäfte erst um 9 Uhr und da wir wiedermal eine Landesgrenze und Zeitzone überfahren, konnten wir etwas später aufbrechen. 




Die Landschaft wechselte immer mehr zu einer, die eher dem Mond ähnelte. Überall lag Geröll und zwischen ihnen blitzen immer wieder strahlend blaue Seen auf. Es ging steil bergan. Wir befuhren den 1000 Meter hohen White Pass. Nach wenigen Kilometern war die Grenze nach Alaska erreicht. Und wieder einmal ging alles blitzschnell. Ein paar Fragen beantworten und weiter. 

Alaska 2.0


Die Landschaft änderte sich erneut und wir fuhren wie durch eine tiefe Schlucht, eingerahmt in Berge, an denen sogar die Wolken hängen blieben. Am ersten großen Aussichtspunkt standen schon eine ganze Reihe gleich aussehender Jeeps. Machen die eine gemeinsame Selbstfahrer Tour? Später waren wir schlauer. 




Als wir in Skagway ankamen, wollten wir zuerst den Goldrausch Friedhof besichtigen. Hier standen sie bereits - große dicke Reisebusse. Wenn man sich die Fußbänke vor der Bustür ansah, wusste man sofort was einen erwarten würde. Da waren sie, amerikanische Touristengruppen. Ein Reisender älter als der andere. Was vollkommen in Ordnung ist. Jedoch musste, um zum Friedhof und dem Ried Wasserfall zu kommen, einen kleiner Weg über Stock und Stein bezwungen werden. Diese Leute hatten aber teilweise Latschen an oder einen Krückstock und Tablets zum Fotografieren in der Hand. Also ein Ausbalancieren war kaum möglich. Irgendwie sah es gefährlich aus, wie sie wie frisch geschlüpfte Giraffen über die Steine stakten. Wir hielten uns als Krankenschwestern mal in Bereitschaft.

Reid Falls 

ein Bild das Bände spricht 

Skagway

Uns war bewusst, dass Skagway einen Kreuzfahrthafen besitzt, wussten aber nicht, dass gleich vier davon anlanden können. Und genau diese Reisenden waren es, die in ihren schicken Lackschuhen und Designerhandtaschen durch Alaskas Wildnis zogen und uns in unseren staubigen Trekkinghosen verwahrlost aussehen lassen haben. Aber das ist uns wie immer egal. Wir flüchteten, bevor wir wirklich noch Erste Hilfe leisten müssen. 





Popcorn für 8$








Wir fuhren in die Stadt. Touristen auf dem Landweg scheinen sich nicht so oft hier her zu verlaufen. Der große Parkplatz war ziemlich leer. Skagway war die erste Gemeinde Alaskas und hatte seine Boomzeit im Goldrausch. Dieses Ansehen hat sich die kleine Stadt bis heute bewahrt. So ziemlich alle Häuser, sind Nachahmungen und Restaurationen aus der Zeit und der Broadway, der die Hauptstraße bildet, ist so authentisch und hübsch angelegt. 







Wir steuerten  in den ersten riesigen Souvenirladen. Hier gibt es nicht den China Import Mist. Nein, es hat Stil. Ganz viel Dinge aus Holz, Selbsthergestelltes und vieles im Stil der First Nations. Natürlich kamen auch wir nicht drumherum etwas zu kaufen. Zumal es so viele schöne Dinge mit Walen gab. Wir aßen ein Eis und machten es uns vor dem Saloon gemütlich, während wir das bunte Treiben der Kreuzfahrtschiffer beobachteten. 





alte Bahn zum White Pass 







Sei es drum, dass Skagway im Sommer nur von Touristen lebt und diese zu Tausenden aus den Kähnen gekippt werden, es ist eine fantastische Stadt. Und die vielen Touristen verlaufen sich. Hier wird so viel für sie geboten. Entweder macht man eine Zugfahrt für 150€ durch den Whitepass bis Carcross (was bestimmt fantastisch ist), steigt alle 5 min mit einem Helikopter in den Himmel, fährt mit altertümlichen Fahrzeugen die Gegend ab, flaniert zwischen Saloon und eingeschlägigen Can-Can Etablissement, wo junge Frauen in Röcken ihre Beine auf dem Tresen hochwerfen oder man fährt eben wie eine Entenfamilie in Kolonne mit Jeeps durch die Berge nach Kanada. Hier kann man tagelang verbringen. 



Während die Gäste von Bord mit Golfcaddys zu ihrem Schiff gefahren wurden, liefen wir zu den Docks, um uns diese Monster mal von Nahem anzusehen. Nun noch tanken, da der Benzin hier billiger ist wie im Yukon. Und Kaffee gab es sogar für eine kleine Spende umsonst. Eigentlich sollte es jetzt zurück nach Alaska gehen, bis wir eine Straße an der Küste entdeckten.

Robbe 

Weißkopfseeadler 


Die Straße war eng, steil und nur mit Schotter ausgekleidet. Aber sie war traumhaft. Wir fuhren direkt am Fjord entlang und nahe eines auslaufenden Feuchtgebietes, dass einen Abfluss vom Meer umgab. In der Ferne sahen bereits die mächtigen großen Vögel in der Luft - Weißkopfseeadler! Sie flogen, knapperten an einem erlegten Tier oder zankten sich. Was wir hier wirklich nicht erwarteten waren Robben, die im Fluß schwammen. 
unser gestriger Schlafplatz 

Carcross 

Irgendwann landeten wir in einer historischen Besichtigungsstätte, was eigentlich ein Geisterdorf sein sollte. Wir liefen in den Wald. Drei Frauen waren vor uns. Und wieder einmal blitzte in der Hand der einen eine Flasche Bärenspray ans Tageslicht. Oh nein! Wir versuchten einfach ganz nah bei ihnen zu bleiben. Irgendwann schlugen sie eine andere Richtung ein. Ich bin noch nie so laut albern singend und klatschend durch den Wald gelaufen. Abwehrmittel Nummer 1 - Krach machen. 





Wir sind wieder wohlbehalten an unserem Auto angekommen. So, nun verabschiedeten wir uns das vorletzte mal von Alaska. Dem Grenzbeamten mussten wir noch mitteilen, dass er unsere Aufenthaltsgenehmigung aus dem Pass reißen muss. Ansonsten sucht uns Trump vielleicht noch irgendwo als illegale Einwanderer, weil wir immer noch im Land sein müssten. Wir fahren zwar nochmal nach Hyder. Dort gibt es aber keine Grenzkontrolle, weil die Straße wie so oft im Nichts endet. 
Bennett Lake 


Wir hielten im Yukon noch einmal in dem stark Indianer geprägten Ort, Carcross. Hier stehen toll verzierte Holzhäuser und es gab das schnellste WLAN seit dem Süden Kanadas. An der Bahntrasse entlang, wo die historischen Züge aus Skagway entlang fahren, war ein weißer Sandstrand und der Bennett Lake mit seiner türkisen Farbe ließ nicht erahnen, dass man sich irgendwo in der Wildnis des Yukon Territoriums befand. 

Es war bereits später Nachmittag und da wir so lange Skagway genossen haben, hieß es jetzt Meter machen. Und so fuhren wir auch noch einige Zeit. Nach um 18:30 Uhr ist es immer schwer noch irgendwo einen Stellplatz zu bekommen. Und so schnappte uns ein Wohnmobil den letzten weg. Also weitere 30 km und erneut unser Glück probieren. Ortschaften gibt es auf den nächsten 350 km keine. Aber wir wurden fündig. Auf einem Privatgrundstück direkt am Teslin Lake. Man legt 10$ in eine Holzkiste, hat eine Sitzgarnitur, einen Feuerring, Toiletten und Wasser und nicht zu vergessen so viel Ruhe mitten im Wald. Baden waren wir nackig im See. Schließlich waren heute 29 Grad.