Donnerstag, 1. August 2019

Auf Safari in den Yukon...

Elch Kuh am Wegesrand 
Als wir morgens in Fort Nelson erwachten, konnten wir noch nicht erahnen, was das für ein grandioser Tag werden würde. Ehrlich gesagt graute uns etwas vor dieser langen Tour. Irgendwie muss ich mich verrechnet haben und ganz schnell wurde die Strecke um 100 km erweitert.






Hinter dem Ortsausgangsschild war sie wieder da, die unendliche Weite Kanadas. Bereits nach wenigen Kilometern sahen wir unseren ersten Bären. Am Morgen sind wir besonders wachsam Tiere zu sehen. Wer weiß, an wieviele Elchen, Bären und Co. wir schon vorbei gefahren waren.



Nichts ahnend fahren wir die verlassene Straße, wo links und rechts ein Grünstreifen war, bevor es in den tiefen Wald hinein ging. Und wer stand da? Unser erster Elch! Richtig, unser erster. Es war eine kleine Böschung und als wir auf Höhe des Tieres waren, sahen wir ihn nicht mehr ohne auszusteigen. Also los - Risiko. Auto konnte uns keines überfahren. Die ersten 50 km konnte man die Fahrzeuge an einer Hand abzählen.


Da stand er, okay es war eine sie. Die ganze Zeit Gras futternd mit dem Rücken zu uns. Als sie uns bemerkte, drehte sie sich um (das Gras hang ihr immer noch aus dem Mund), guckte doof und rannte mit einer enormen Kraft in den Wald hinein. Wir waren glücklich und mussten feststellen, dass ein Elch ein bißchen einfältig aussieht. Wenig später trafen wir noch auf Cariboos, die Rentiere Amerikas.



Die weite Straße verengte sich zunehmend und es wurde bergig. Oh Gott und jetzt mit 60-70 km/h noch 400 km nach Watson Lake? Ich hatte etwas Panik. Aber es war traumhaft. Und da wir bereits 7:00 Uhr los fuhren auch machbar. Es ging vorbei an kristallklaren Bergeseen, grandiosen Ausblicken, über Stahlbrücken und ungewöhnlichen Felsformationen.



Auch hier und da waren kleine Baustellen, wo mal irgendein Abhang etwas abgesackt ist und der wieder frei geräumt wurde. Selbst hier stehen zwei Menschen mit Schild in der Hand für "Stop" und "langsam". Mitten in der Wildnis, alle 10 min ein Auto und der nächste Ort 200 km entfernt. Verrückt! Wir haben aber festgestellt, dass viele Baustellenmitarbeiter dann eben im Wohnwagen wohnen. Hier oben interessiert es auch niemanden mehr, dass man eigentlich nicht, wie in Skandinavien, einfach in der Natur übernachten darf.
Mucho Lake 




Ab und zu begegnete uns erneut ein Bär. Einer größer wie der andere. Auch sahen wir noch zwei weitere Elche, dieses Mal junge Bullen mit einem kleinen Geweih. Die Strecke wurde wieder flacher. Hier und da stand eine kleine Holzlodge mitten im Nirgendwo an einem See. Es war fantastisch idyllisch. Zwischendurch mussten wir mal tanken und hielten an einer uralten Zapfsäule an, wie man sie aus Westernfilmen kennt. 1,98 kanadische Dollar = 1,34€. Im Gegensatz zu den Städten ein Aufschlag von fast 80%. Ihr lacht sicherlich, schließlich sind wir in Deutschland bei 1,62€. Aber wir tanken jeden Tag. 



Smith Lake Waterfall 


Nachdem wir wieder zwei Bären begegnet sind, machten wir Rast an einem Fluss und aßen Mittag. Mein Blick schweifte ständig durch die Gegend und ich hatte keine Ruhe. Kein Grizzly, das war das beruhigende an der Sache. Geschirr im Fluss abgewaschen und weiter ging es.
Genau gegenüber verwies ein altes Schild auf einen Wasserfall, den ich in meiner Karte gar nicht eingetragen hatte. Als wir die enge Buckelpistenschotterstraße hinein fuhren, hatten wir es schon fast bereut. Nur mit gekonnten Ausweichmanövern blieb das Auto heil. Umdrehen war nicht möglich. Die "Straße" war schlichtweg zu schmal. Nach endlosen Minuten über Stock und Stein, wurde der Blick auf den riesigen Wasserfall frei. Okay, die Mühe war also nicht umsonst.




Zurück auf dem Alaska Highway angekommen, waren die ersten Bison Schilder am Straßenrand zu finden. Aber leider sahen wir nichts. Die haben uns in unserer Sammlung noch gefehlt. Doch wir hatten Glück insgesamt zwei Herden grasten später neben der Straße und auf der Straße. Wir bleiben stehen und es war schon ziemlich beängstigend, wenn neben deinem Auto ein großer Bulle schnaufend mit den Hufen scharrt.





Nach 10 abenteuerlichen Stunden, die wie eine Safari erschienen, insgesamt 80 Bisons, 5 Bären, 4 Cariboos, 3 Elchen, 2 Rehen und einem Fuchs kamen wir glücklich und erschöpft im Yukon Territorium an - die dritte und letzte Provinz, die wir auf unserem Roadtrip überqueren werden. Naja, zumindest anschneiden. Yukon ist riesig und reicht bis zum arktischen Meer.
Whirlpool Canyon 



18 Uhr fuhren wir in Watson Lake ein, ein Ort genau auf der Hälfte von Fort Nelson nach Whitehorse. Außer drei Tankstellen, zwei Motels und einem Campingplatz gibt es hier nicht viel. Und der letztere war nicht mal schön. So fuhren wir noch 6 km bis tief in den Wald und schlafen auf einem staatlichen Campingplatz in der Nähe des gleichnamigen Sees, wo alle paar Minuten Wasserflugzeuge starten.
Hier ist es ziemlich leer. Einen Zeltwart gibt es nicht. Man füllt einfach einen Zettel mit seinen Daten aus, packt 12$ (8€) in einen Briefumschlag, hat 4 Plumps-Wcs (sehr sauber) und kostenloses Feuerholz. Den Nachbarn sieht man nur aus der Ferne, weil hier so viel Platz ist.