Montag, 12. August 2019

Vancouver - Barfuß im Regen...

Community Garten 

Unser Stellplatz war wirklich ziemlich unangemessen. Neben uns war direkt die einzige Laterne des riesigen Grundstückes. Bloß gut hatten wir noch die Flugzeugdecke, um die Scheiben zu zu hängen. Wer hätte gedacht, dass uns Licht jemals stören wird, nachdem wir nächtelang die Hand vor Augen nicht sahen. 

Joe's Grill 

False Creek 

Als wir aufwachten war er wieder da, der Regen. Ekelhaftes Wetter und ziemlich kalt. Also ließen wir uns Zeit mit dem Losmachen. Rein in den Bus und erstmal in die Stadt, ohne konkretes Ziel. Wir liefen durch das Westend, was ziemlich alternativ erschien und das ganze schon wieder etwas sympathischer machte. Hier gab es auch wieder einen tollen wilden Community Garten, der quasi jedem gehört. Leider wird dieser in den nächsten Wochen dem Erdboden gleich gemacht, da ein Wohnkomplex gebaut werden soll. 

hier lässt es sich wohnen 

Grandville Island 








Die Stadt ist ziemlich weltoffen und ebenso dafür offen, dass jeder akzeptiert und vor allem respektiert wird. Überall sind Plakate und Fahnen aufgehangen, die dies offerieren. Leider vergessen sie dabei eben solche Einrichtungen wie den kleinen Garten und schaffen neuen teuren Wohnraum, den sich der Normalsterbliche so und so nicht leisten kann. 

Tränenweintrauben 


Wir gingen erstmal frühstücken, um dem Regen zu entfliehen in einem gemütlichen Diner. Als wir mit Waffeln und French Toast fertig waren, nieselte es unentwegt. Aber was hatten wir für eine Alternative? Also los, Richtung False Creek, der sich um Downtown Vancouver schlängelt. Wir entschieden uns nicht mit der kleinen Fähre zu fahren und nahmen stattdessen den Weg über die niemals endende Burrad Street Bridge und es schüttete weiter. 


Von dort liefen wir entlang eines alten Fabrikgebäudes. Was wir vorfanden war Müll und allerhand Spritzen. Und auch im ganzen restlichen Stadtgebiet war zu sehen, was diese hässlichen Substanzen aus Menschen machen können, die keine Chance mehr haben alleine davon los zu kommen. 
Yaletown 


Wir gingen weiter auf die Halbinsel Granville Island, die mit unzähligen Gallerien, Läden, Restaurants und einer wunderschönen Markthalle das miese Regenwetter vertreiben könnte. Nun ja, wir hatten natürlich nicht an die Massen an Touristen gedacht, die die gleiche Idee hatten, um nicht nass zu werden. Wir hielten es nicht sehr lange aus. Draußen peitschte der Regen und drinnen konnte man zwischen leckeren Pasteten und Torten nur Menschen sehen. 








Hongkong Ice Tea 

Was nun? Zurück zum Zeltplatz und Mittagsschlaf machen, dabei auf besseres Wetter hoffen. Wir saßen bereits im Bus Richtung Norden und kamen kurz zur Vernunft. Wir sind in Vancouver und machen Mittagsschlaf? Ich gehe fast davon aus, dass wir so schnell nicht mehr hier sein werden und dann nutzen wir nicht den Tag? Also quälten wir uns wieder raus in den Regen, der aber binnen der nächsten Stunde nachlies. 
Interessant! 


Wir spazierten durch das aufgeräumte Yaletown mit seinen hübschen feuerleiterbehafteten Backsteinhäusern und bogen dann auf die Robson Street ein. Hier war allerhand los: Geschäfte, Restaurants, Imbisse. Aber waren wir wirklich in Kanada? Es wechselten sich unzählige Bubble Tea Läden mit Ramen Restaurants ab. Asiatisch so weit das Auge reicht. Wir lieben dieses Essen. 








Brockton Point 

Als wir fertig mit unserem Bummel durch die Geschäfte waren, klarte es endlich auf und die Sonne fing an zu scheinen. Nun war er gekommen - der Moment ein Fahrrad auszuleihen und in den Stanley Park zu fahren. Der Küstenweg drumherum, der in Fußgänger und Radfahrer geteilt war, ist 10 km lang. 




Also fuhren wir los. Leider haben nicht viele verstanden, wie die Fahrspurtrennung funktioniert. Das größere Problem war, dass einige wahrscheinlich das erste Mal in ihrem Leben auf einem Fahrrad gesessen haben. So kam es, dass ständig jemand im Weg stand, im Slalom vor uns fuhr oder mit gekonnten Bremsmanövern mitten auf der Spur stehen blieb. 


Lions Gate Bridge 

Das Gute war, dass genau diese Leute nicht die ganze Strecke fahren und man irgendwann nur noch sich, das Fahrrad und das Meer vor sich sah. Am Strand zwischen dem Treibholz waren Spaziergänger, Mütter tobten mit ihren Kindern auf den Spielplätzen und die Väter versuchten sich mit nackten Oberkörper an Klimmzügen. Möwen flogen durch die Lüfte und die verrückten Kanadagänse legten mit ihrer Anwesenheit die ganze Straße lahm. 
Siwash Rock 


der Arme 








Wir gönnten uns noch ein letztes typisches Vancouver Essen, nämlich köstliche Ramen. Dann fuhren wir mit dem Bus zurück zum Auto. Wir sortierten noch ein paar Sachen aus, beobachteten die super Gemeinschaft hier, die sich mit den riesigen Wohnanhängern gegenseitig in die viel zu kleinen Parkbuchten manövrierten und verabschiedeten uns langsam von Kanada. Und wissen, dass wir mit größter Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren zurück sein werden. 
schön in einer Reihe laufen 


Dann aber nicht in Vancouver. Die Stadt hatte für mich vor vielen Jahren noch einen Glanz. Jetzt aber klafft die Lücke zwischen Arm und Reich so sehr, dass es irgendwie geschmacklos erscheint. Morgen früh müssen wir zeitig los. Der Pazifik und die Wale rufen, bevor wir am Abend nach Hause fliegen.


Ramen