Dienstag, 13. August 2019

Steveston - Home is where ever I'm with you...


Steveston 
Lachend sind wir heute nicht aufgewacht. Es war kalt und hatte die ganze Nacht geregnet. Wenn das mal der einzige Grund wäre, traurig zu sein. Unsere letzten Stunden brechen an. Wir packten alles zusammen, was hier bleiben muss, brachten es dort hin, wo es mit Sicherheit jemand gebrauchen konnte und verließen Vancouver in südliche Richtung.




Wir fuhren nach Richmond, genauer nach Steveston. Was für eine tolle Gegend. Der Stadtteil ist direkt eingerahmt vom Meer mit kleinen hübschen Häuschen und einer friedlichen, fast schon nostalgischen Marina.


Hier ist auch Vancouver Whale Watch, die älteste Firma, die Walbeobachtungen rund um Vancouver anbietet. Der Inhaber ist auch der Vorsitzende der Whale Watch Association. Die Organisation wurde zum Schutz der Tiere gegründet und gibt Verhaltensrichtlinien auf dem Meer vor, da rund um Vancouver Island viele Wale heimisch sind. Andere wiederum wandern von den Geburtsorten in der Karibik bzw. Mexiko ins planktonreiche Alaska und durchschwimmen diese Passage. Es werden klar Abstände von Booten zu den Tieren festgelegt. An die man sich halten muss. 



Wir bekamen dicke rote Anzüge, in denen man sich irgendwie wie ein Michelin Männchen vor kam. Aber egal. Es hält warm und falls wir unter gehen, wovon wir nun ein Lied singen können, ertrinken wir nicht. Die meisten fuhren mit einem mittelgroßem komfortablen Schiff, wir aber mit einem Zodiac. Dies ist eine Art Schlauchboot mit mächtig viel PC unter der Haube. Die Fahrt über das Wasser war rasant. Aber eigentlich bietet so ein Boot ein ganz anderen Vorteil.



Man ist mitten drin. Also mit den Walen auf Augenhöhe. Natürlich sollte man dabei nie vergessen, dass man in dem Boot für die Tiere nur eine Nussschale darstellt. Um 9 Uhr gings los. Raus aus dem hübschen Steveston Hafen und rauf aufs Meer Richtung Vancouver Island. Irgendwann machten wir kehrt und fuhren auf das Hoheitsgewässer der USA zu. Vor Saturna Island war es dann zu sehen, das erste Blas.





Hoch stieg die Fontäne in den sonnigen Morgenhimmel. Und wir trafen auf ein Buckelwalweibchen und ihr Junges. Noch waren sie in angewiesener Entfernung von ca. 100-200 Metern. Und dann passierte etwas, was selbst unser Captain das letzte Mal vor 3 Jahren erlebt hat. Die Wale tauchten direkt neben unserem kleinen Boot auf, peitschten mit ihren gewaltigen Brustflossen und der Fluke aufs Wasser, drehten sich auf den Rücken und schienen mit den "Händen zu klatschen".



Es war überwältigend. Sie schwammen so nah neben uns und dabei war eine Totenstille auf dem Meer. Nur das Ausatmen der Blaslöcher war zu hören, dann wieder ein Freundenschrei oder die pure Verwunderung über ihr unbekümmertes Treiben. Orcas habe ich auch mal so nah gesehen, aber spielende Buckelwale waren echt ein Highlight. Somit wären wir beim Thema. Eigentlich freute ich mich auf Orcas. Derzeit scheinen sie sich aber im Norden der Strait of Georgia aufzuhalten. Die Buckelwal Population ist hier übrigens stetig steigend. 




Wir schauten uns und noch ein paar Robben am, die faul auf den Felsen saßen und fuhren nach 4 Stunden zurück zum Hafen. Wir waren laut Vorschrift viel zu lange auf dem Meer bei den Walen , konnten jedoch aufgrund der Nähe zu den Tieren nicht eher fahren, um sie nicht zu verletzen.



Auf dem Parkplatz zurück war es Zeit jede Ritze des Autos nach unserem Hab und Gut abzusuchen und wieder alles in unsere Rucksäcke zu verstauen. Dann fuhren wir ein letztes Mal zu Save on Foods und holten uns ein Lumberjack Sandwich. Ein letzter schöner Ort zum Essen war auch gefunden, der Terra Nueva Rual Park, direkt gegenüber dem Flughafen und genau am Meer gelegen. Wir aßen, weinten, guckten und weinten wieder. 


Noch schlimmer wurde es, als wir unser geliebtes Auto am Flughafen abgegeben mussten. Wir sahen die Passagiere aus der ankommenden Maschine steigen und wünschten insgeheim genauso tolle Erlebnisse, Begegnungen und Momente, wie wir sie in den 22 Tagen in Kanada und Alaska erlebt haben. 


Wir fuhren 8094.9 km durch die unendliche Weite, liefen 201,16 km über Stock und Stein, fuhren 16 km mit dem Rad durch Vancouver, schipperten ca. 110 km auf dem Pazifik. Dabei haben wir 24 Mal eine Tankstelle aufgesucht und 716,45 Liter Benzin und 4400 ml Kaffee getankt. 
Unser Boot 


In den drei Wochen verbrauchten wir 4 Gaskartuschen mit denen wir 16x Campbell's Dosen erwärmten und 16 Packungen Porridge bereiteten. Außerdem begleiteten uns 8 Tüten Reiscracker und 3 Tüten Chips. Uns zog es durch 7 National Parks, verteilt auf 3 kanadische Provinzen. Geschlafen haben wir an 19 Orten in 2 verschiedenen Ländern, wobei wir insgesamt 8 Mal die Zeitzone wechselten und wir drei verschiedene bereisten. 
Lumberjack Sandwich 


Auf unser Reise hatten wir das Glück 80 Bisons, 53 Robben, 35 Schwarzbären, 22 Whapitis, 12 Weißkopfseeadler, 10 Steinböcke, 8 Weißwedelhirsche, 5 Elche, 5 Rehe, 4 Cariboos, 4 Dickhornschafe, 3 Grizzlys, 2 Stachelschweine, 2 Buckelwale, 1 Wildpferd, 1 Koyote, 1 Fuchs, 1 Murmeltier, viele Streifenhörnchen, Eichhörnchen und Squirrels und 10000000 Moskitos gesehen zu haben. 

Tschau bis bald! 

Und wissen, dass wir oft viel Glück hatten und oft das richtige Gespür.
Aber es war wieder eine Reise der kleinen, aber vor allem vielen großen Momente. Wir werden die Zeit minimal zu leben, morgens nicht wissen wo wir abends schlafen werden und nur uns und die Wildnis zu haben sehr vermissen. Uns wird es fehlen jeden Morgen das Auto zu entrümpeln und die beschlagenen Scheiben trocken zu bekommen. Wir werden jedes Schlagloch vermissen und jede gruselige Nacht im Nirgendwo. Eines wissen wir jetzt zumindest. Die Natur ist das größte Geschenk unserer Erde.