Dienstag, 6. August 2019

British Columbia - Legendär stachen wir in See und glorreich gingen wir unter...

neue Route 

Leider müssen wir verkünden, dass wir uns ab heute nun wirklich auf dem Rückweg unserer fantastischen Abenteuerreise befinden. Zumindest werden wir in der nächsten Woche mehr und mehr wieder in die Zivilisation übertreten. Aber bevor es so weit ist haben wir noch unzählige Kilometer vor uns. 


Wir bogen eben noch von unserem Schlafplatz auf den Highway und ich rief: "STACH-EL-SCHWEIN!" Vollbremsung! Das Schwein rührte sich nicht von der Stelle. Aber wie aus dem Nichts brauste auf einmal ein großer Pickup auf der Gegenfahrbahn an uns vorbei. Bevor ich irgendeine Chance hatte, das Tier zu fotografieren, verzog es sich in die Büsche. Mist, man fährt 30 km ohne ein anderes Auto und dann das. 

Kurze Zeit später haben wir das wilde und rauhe Yukon Territorium hinter uns gelassen und werden auf dieser Reise auch nicht mehr dahin zurückkehren. Aber sicherlich irgendwann in unserem Leben. Danke für die Wahnsinnszeit! 
gruselig 


Nur wenige Kilometer nach der Stachelschweinsichtung entdeckten wir etwas großes, vom Hintern her zu urteilen eine Kuh, mit glänzendem braunen Fell. Kühe in der Wildnis? Als wir näher kamen stand sie prachtvoll vor uns - eine Elchkuh und ihr Junges im Gebüsch. So nah hatten wir noch keinen Elch gesehen. Und dieses Mal streikt die Kamera, bevor sie sich grazil in den Wald verzogen. Mist! 


Da wir die ganze Strecke von Whitehorse bis Watson Lake bereits zum zweiten Mal fuhren, war es eher ein Durchrauschen. Wir entschieden uns nochmal die 20 km bis Watson Lake weiter zu fahren, bevor wir zurück, etwas weiter östlich, den Highway 37 nach Süden nahmen. Internet des Besucherzentrums für Wetterbeobachtungen und Blog schreiben waren eine gute Abwechslung. 


Außerdem mussten wir wie jeden Tag tanken und versuchten jede Gelegenheit mitzunehmen. Dabei landeten wir auch wieder bei Tempo Tags, der örtlichen Tankstelle, die viel mehr als Benzin zu bieten hat. Sie ist in einer alten Lagerhalle untergebracht. Hier kann man standesgemäß wie ein Trucker essen, sein Trinkwasser auffüllen, Kaffee tanken oder Lebensmittel kaufen. Sobald man ins Freie kommt, zieht man einen Duft von Frittieröl hinter sich her, bevor man vom Schotter eingestaubt in eine Dieselwolke läuft. Fantastisch, Trucker eben. 

Ab dem Abzweig des Highways 37 befuhren wir die bisher irgendwie gruseligste Strecke unserer letzten 5921 km. Die Straße war eng, also für nordamerikanische Verhältnisse, und glich wahrscheinlich eher der polnischen Autobahn zwischen Görlitz und Breslau. Für diese dicken Karren und die ausufernden Wohnmobile aber eben winzig. Zurück zur Strecke. Der Wald lichtete sich. Kilometerlang verbrannte Bäume, die in ihren gruseligen Silhouetten zwischen dunklen Seen empor blitzen. Nichts wie Vollgas und schnell weg. Angehalten hätten wir hier niemals. 


Boya Lake 

Als die Landschaft sich wieder mäßigte uns Angst einzujagen, stand er auf einmal auf der Straße, der größte Bär, den wir jemals gesehen haben. Anscheinend hatte er bisher noch wenig Kontakt zu Menschen. Denn er war nicht bärentypisch scheu und versuchte sofort vor uns zu fliehen. Leider hatte der Griff zur Zoom Kamera zu lange gedauert, so dass ich das dritte Mal Pech mit einem grandiosen Foto hatte. Mist! 

Südsee? 

Immer noch war keine Menschenseele unterwegs. Wir kamen an einen Fluss der als Erholungsbereich ausgeschrieben war. Auf das Eingangsschild war ein Zettel geklebt von Juni 2019, dass sich zwei Jungen mit ihrem Vater treffen wollten, aber nun doch weiter fuhren. Der Zettel war immer noch da. Ist der Vater nie hier angekommen? Wir malen uns oft aus, wie einfach es wäre hier jemanden zu verscharren. 
die haben es geschafft 

wir dann auch irgendwann 

Den Gipfel erreichte dieser Platz noch, als er auf einem großen Schild als Jagdrevier der First Nations auf Elche ausgeschrieben war und die Schießzeiten auf einer Tafel standen. Auf einem Picknickplatz lag obendrein noch ein verlassenen Elchgeweih eines Jungtieres. Wieder einmal: Nichts wie weg! 


Wir fuhren zum Boya Lake und haben für einen kurzen Moment vergessen, dass wir uns in Kanada befinden und nicht in der Südsee. Die Sonne färbte den See in einen kleinen Edelstein. Wir wollten schwimmen gehen. Entdeckten aber, dass man sich hier Kanus oder Kajaks ausleihen kann und nicht für einen Wucherpreis wie in den  Touristen überströmten Seen von Banff. 

Gesagt getan! Wir suchten uns ein Kanu aus. Ich stieg als erstes ein. Einer mussten abschieben und sich rein schwingen. Nur leider war es niemanden vorab bewusst, dass gleich am Ufer eine dicke Lehmschicht beginnt, die einen binnen weniger Zentimeter knietief in den Schlamm zieht. Das Boot kippte, wir kippten, unsere Flip Flops kippten, die Handtücher kippten und zu guter letzt kippte unsere Tasche mit Handy und Autoschlüssel. Ja richtig, ins Wasser.
Geistesgegenwärtig riß ich die Tasche aus dem Wasser. Bloß gut war es ein Packsack, der wie eine Boje schwimmen könnte, also etwas wassertauglich ist. Aber komplett untergetaucht hatte ich ihn auch noch nicht. Das größere Problem war dabei, dass das Kanu zu kentern drohte. Es lief voll mit Wasser.
 
unser Schlafplatz 
Zwei Idioten am Boya Lake mit einem gekenterten Kanu, ohne Handy und Autoschlüssel bzw. einem verlorenen Flip Flop, der irgendwo im Schlig steckte. 

Nachdem wir das Teil an Land gehieft haben, das Wasser raus schöpften und unsere Elektronik auf  Funktion prüften, versuchten wir es erneut. Es war eine wackelige Angelegenheit. Und immer wenn man sich einen Zentimeter bewegte, brach in mir die Panik auf, mitten im See abzusaufen. Aber es war fantastisch durch die Gegend zu paddeln. Irgendwo am Strand fanden wir noch einen herrenlosen Flip Flop und nahmen ihn mit. Auf einem Schuh kann man ja schließlich nicht stehen. 

abwaschen am Fluss 

Die Straße bleib weiter eng. Wir fuhren noch zwei Stunden durch bewaldete Berge und grandiosen Ausblicken auf langgestreckte Bergeseen. Als es gegen 17 Uhr war, fingen wir an eine Bleibe zu suchen. Da die Campingplätze keine schönen Stellplätze mehr hatten und mir die Wildnis am See ohne eine Menschenseele doch zu einsam war, fuhren wir eben weiter und stehen nun auf einer kleinen Lichtung direkt am Tanzilla River, auf einem gemütlichen wilden Campingplatz.