Freitag, 29. Juli 2022

Bird Island oder die Schattenseite des Papageientauchers...

 km 5.136 🇳🇴 Hamningberg bis Lakselv 

Hamningberg 


Heute mussten wir uns erstmals den Wecker stellen, obwohl wir lange vor der Zeit wach waren. Wir hatten schließlich Großes vor. Allerdings wussten wir vorher wirklich nicht was uns erwartet und das, was kam, war überwältigend. Es war ein schöner Morgen ohne Wind und bei nie untergehender Sonne bleibt es auch 10 Grad und wird nicht noch kälter.






Wir packten zusammen und fuhren die gruselige Straße zurück. Da das Meer wesentlich sanfter war, war sie auch weniger furchteinflößend und wir waren schnell wieder in Vardø. Unterwegs trafen wir auf Füchse, die gerade Beute ergatterten und einen Hasen. Naja wir sind im Niemandsland. Dann passt das irgendwie. Allerdings war der Hase fast größer als der Fuchs.

 





Vardø 

Wir kletterten auf einen Aussichtspunkt nah der Wetterstationen von wo man einen fantastischen Blick auf den alten Fischerort hatte. Die Möwen hatten heute irgendwie eine „überschissige“ Energie, aber nichts dagegen was uns in einer halben Stunde begegnen sollte.

 







Wir fuhren zum kleinen Touristenbüro und holten uns unser Eintrittskarte zur Insel Hornøya. Während wir im Hafen auf die Fähre warteten, schwammen riesige Quallen im Wasser. Wir wunderten uns, dass kein Schiff kam. Dabei war es längst da – ein Zodiak. Dieses brachte uns in 10 min auf die Insel.






Bereits die Ankunft war spektakulär und übertraf alles, was wir uns vorher ausgemalt und jemals erlebt haben. Hornøya ist eine Vogelinsel. Naja wir dachten „Ach so eine kleine Insel zum Wandern mit ein paar Vögeln drauf“. Aber was da auf uns zu kam, war mehr Vogel als Insel. Hier ist nämlich die größte Seevogelkolonie Norwegens mit bis zu 40.000 Tieren. Die Geräuschkulisse war ohrenbetäubend. Nicht zuletzt, weil jeder seine Babyvögel vor Angreifern (zum Beispiel Seeadler) schützen musste.







Es schwammen tausende Vögel bereits im Wasser und es schossen weitere Tausend von den Felsen ins Wasser. Die erst Amtshandlung: abwaschbare Jacken über alles und Kapuze auf. Aber gaaaaaanz schnell. Wir liefen auf der Insel umher, durch eher unwegsames Gelände. Vögel so weit das Auge reicht. Und natürlich Vogelkacke. Wenn man einmal einen Papageientaucher dabei sieht, fand man ihn wohl das letzte Mal niedlich. Wie aus einem Feuerwehrschlauch katapultiert dieser sein Inneres nach außen.

 






Wir sind ohne Vogelschiss von diesem Felsen wieder runter gekommen. Das zeugt von Glück – verdammt viel Glück. Es war wirklich ein einmaliges Erlebnis, was auch echt kostspielig ist (heute war 50% Rabatt wegen einem Festival) und das zu Recht. Undenkbar, wenn dort große Boote Touristenmassen auskippen. Vardø liegt nämlich auch auf der Route der Hurtigruten Schiffe mit vielen Tagesbesuchern. So kommen eben nur 10 Menschen 5x am Tag auf die Insel.

 






Diese 1,5 Stunden haben uns echt geschafft, sodass wir am nächsten Strand erstmal einen Mittagsschlaf halten mussten bevor es überhaupt erst richtig los ging auf unserer 330 km Strecke für heute. Aber auch danach kamen wir nur sehr langsam voran. Das Meer war glatt und die besten Bedingungen für Walsichtungen. Und genau zwei schwammen entlang der Küste. Wahrscheinlich mini Zwergwale. Also die, die es im Discounter in Tana bru in Folie verschweißt zu kaufen gab.

 





Wir fuhren entlang einer Fjordlandschaft. Überall grasten Rentiere mit stattlichem Geweih. Da sie ja nur auf der Straße laufen und dann auch genau vor dir, ist das schönste die Scheibe runter zu kurbeln und dem Klacken ihrer Hufen auf dem Asphalt zu lauschen. Fantastisch! Unterwegs gab es wieder eine Menge Schafe. Die Lämmer liegen angekuschelt bei Mutti. Zwar nicht direkt auf der Straße, aber immer mit einer Pfote über der Seitenmarkierung.

 







Wir steuerten über unendliche Weite einer Hochebene mit fantastischem Weitblick. Naja unser Blick ging leider nicht so weit. Ein „Kühlschrank“ verdeckte uns komplett die Sicht und es war kein vorbeikommen. Nachdem wir es doch geschafft haben, ging es noch durch das australische Outback von Norwegen. Weit und breit nichts. Keine Autos, keine Häuser. Einfach Ruhe. Völlig verlassen oder eben nie da gewesen.

 



Es war Zeit für einen Übernachtungsort und heute haben wir uns mal wieder selbst übertroffen. Wir stehen hoch über dem Porsangerfjord und können nach Walen Ausschau halten. Es sind 19 Grad. Wir Sonnen uns und haben dazu noch fast die ganze Nacht Zeit. Nur für 60 min verschwindet sie kurz bis sie 0:53 Uhr wieder ins Auto scheint. Ein toller Ort.