Samstag, 23. Juli 2022

Nach Russland geht die Sonne auf...

 km 3.092 🇫🇮 - Koli bis Suomussalmi


Nachdem es die ganze Nacht um uns geblitzt und im drei Minutentakt gedonnert hat und der Regen wie aus Gießkannen über uns geschüttet wurde, musste wir um 5 Uhr morgens das kurze Zeitfenster nutzen, um duschen zu gehen. Eigentlich war der Plan dann noch im Bett liegen zu bleiben, aber das war nicht lange möglich. Es donnerten erneut wie verrückt. Also nutzte es nichts schnell raus zu kriechen, Kaffee zu kochen, alles umzubauen und los zu machen.


 


Soldatenfriedhof 



Wir fuhren nur 5 Kilometer dann wurde es so dunkel, wie wir es seit Deutschland nicht mehr erlebt haben. Dieses Mal wurden aus Gießkannen Badewannen mit Wasser. Es half nichts. Wir fuhren rechts ran und wurden eine Stunde später wieder aus unserem Halbschlaf wach. Übrigens fuhren die ganze Zeit nur drei Autos an uns vorbei. So einsam ist es hier.

 

Finnisches Buffet 

Bomba Haus 


Schützengraben


Wir fuhren über sumpfiges Land. Aussteigen wäre wahrscheinlich der Mückentod gewesen. Aufgrund des andauernden Regens war es so und so kaum möglich. Also entschieden wir uns einfach weiter zu fahren auf unserer Route. Denn wir wussten, was uns in Nurmes erwarten würde: das Bomba Haus. Dieses traditionelle karelische Haus hat eine lange Geschichte, die wieder etwas mit dem Nachbarland zu tun hat.

 


Kuhmo 





Zumindest ist das Bomba Haus nun ein Restaurant und wenn man in Karelien landestypisch essen will, dann hier. Für, naja schon sehr viel Geld, gibt’s hier wie oftmals Buffet. Ich glaube, ich habe meinen Teil nur in Lachs investiert. Das Essen war eine Symphonie der finnischen Natur: Waldpilzsalat, rote Beete mit Feta, Wildschweinpastete, Lammbraten, Lachs, Kürbissalat, karelische Pies mit Eierbutter und und und. Es war köstlich. Zum Nachtisch gab es Apfelkuchen, der zumindest auf meinem Teller in Vanillesoße schwamm. Die Finnen kippten sich Malzbier rein mit extra viel Zucker, damit sie den harten Winter überleben.

 

Elch und Rentier 

Frischkäse




Besucherzentrum Kuhmo 


Spätestens dann, wenn du in 60 km als nächsten Punkt in deiner Karte einen Picknickplatz eingezeichnet hast, weißt du, dass du langsam im Norden angekommen bist. Autos Fehlanzeige, Ortschaften Fehlanzeige. Diese liegen ab nun immer ca. 1 Stunde weit entfernt. Worauf aber Verlass war, waren die Elchschilder mit denen der Straßenrand gespickt war.

 

noch 1km

Wachturm


🇫🇮➡️🇷🇺

Kurz vor Kuhmo wichen Elche den Rentieren. Also auf den Schildern. Nur kurze Zeit später gab es dann auch die ersten auf der Straße. Wir fuhren weiter die Via Karelia und landeten auf einem Kriegsschauplatz von 1940. Hier zogen die sowjetischen Truppen ein und wollten ganz Finnland erobern. Wie bizarr dies zu lesen und 40 km weiter befindet sich derjenige, der dies auch heute noch weiterführen möchte. Eben nur an anderer Stelle.

 

Ukrainisches Denkmal 

erstes Rentier 


Kuhmo selbst war sehr schön. Unten am Fluss wird geangelt und entlang der Stromschnellen gibt es einen kleinen Holzplankenweg, den man entlang laufen kann. Im liebevollen Besucherzentrum, was wirklich toll die Raubtiere Finnlands näher brachte, konnte man sogar Bärenkot bestaunen. Naja ein Original wird es nicht gewesen sein.

 



Kriegsdenkmal


Tun wir es oder nicht? Wir tun es! Und die Entscheidung dauerte nur 2 min. Blinker nach rechts und ab durch den Wald an die russische Grenze. Es war komisch. Sehr komisch. Hier waren wir gleich mehreren Gefahren ausgesetzt: Elche, Rentiere, Bären und Russen. Nach dem obligatorischen Grenzfoto sahen wir zu das Weite zu suchen. Dennoch war es sehr ruhig hier. Irgendwie haben wir Militär erwartet.

 

Schlafplatz für heute.



Für uns ging es nun nur noch 50km weiter nach Norden. Sobald wir Russland des Rücken kehrten, riss der Himmel auf, der Regen verschwand und färbte die Landschaft in ein warmes Orange. Es war eine fantastische Fahrt bis in die Nähe der Stadt Suomussalmi. Hier schlafen wir heute direkt am Kiantajärvi und während wir fast schon bibbernd die Abendsonne genießen, zieht es die Finnen ins Wasser.