Dienstag, 26. Juli 2022

Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist grün...

km 4.009 - Rovaniemi bis Kittilä

Meine Güte hat das die Nacht geschüttet. Aber auch leider heute Morgen als wir gegen 7:45 Uhr mal aufstehen mussten. Bloß gut, hat das Auto so viel Platz, dass man sein Bad auch nach innen verlegen kann. Und wir erst wieder zum Kaffee kochen rauskommen mussten. Nichts wie weg hier - besseres Wetter suchen.



Pyhä-Luosto Besucherzentrum 

schöne Wc Beschäftigung 


Die Suche dauerte heute allerdings lange und erst Nachmittag haben wir Sonne gefunden, während wir sie abends sich schon wieder verloren haben. Wir fuhren nach Norden. Wohin auch sonst?! Im strömenden Regen hatte jemand unterschätzt, dass sich doch das ein oder andere Rentier aus dem Wald traut – unser erster wahrgenommener Wildunfall. Das Ren lief humpelnd im Graben. Hier ist man übrigens verpflichtet die Polizei zu rufen bei einem Unfall mit diesen Tieren.

 

Sodankylä



Ab da fuhren wir vorsichtiger. Wir hatten so und so genug Zeit. An Aussteigen war nicht zu denken. Was immer geht, also bei jedem Wetter, ist einkaufen gehen. Einen frischen Orangensaft zapfen, wegen der Vitamine, schien allerdings gefährlicher als die Straße als die Dinger mir aus der Maschine auf den Kopf fielen.











Wir kamen zum ersten Visitor Center im Pyhä-Luosto Nationalpark. Hier war es mega voll, weil man davor Reisebusse ausgekippt hat. Alle saßen sie in der Cafeteria und schnapperten finnisches Buffet. Wir sahen uns die liebevolle Ausstellung der Flora und Fauna des Parks an und freuten uns aufgrund des Gedränges wieder in unserem Caddy zu sein. Erstaunlich, dass das so voll hier im Norden ist. Zumindest punktuell.




der Übeltäter 



















Wir kamen nach Sodankylä, ein hübscher kleiner Ort mit einer hundealten Holzkirche und einer schönen Statue eines Samen mit Rentier. Endlich hörte auch der Regen etwas auf. Unterwegs trafen wir noch auf ein schneeweißes Rentier mit rosa Geweih.

 



Pallas-Yllästunturi Nationalpark Zentrum 

Nun lagen 80 km ohne Ortschaft vor uns. Man fährt schnurgeradeaus durch Wald, Wald und Wald. Hin und wieder fährt man auf eine Kuppe zu und ist ernüchternd, wenn nach der Kuppe wieder eine laaaaange Gerade kommt. Wir waren schon drauf und dran „ich sehe was, was du nicht siehst“ zu spielen. Spätestens bei „... und das ist grün“ wären wir wahrscheinlich ausgestiegen. Aber das ist eben Lappland. Wenigstens haben sich die Rentiere wieder raus getraut, so hatten wir viel zu gucken bei den großen Herden heute. 

 

Rentier Burger 


Bowls im Supermarkt 






















Auffällig sind übrigens kleine Stromkästen, die vor jedem einzelnen Parkplatz stehen. Finnische Autos besitzen Motorvorwärmer. Die Besitzer stecken abends ihr Auto an den Kasten mit Timerfunktion und können morgens ohne Probleme los fahren. Amüsant sind auch die vielen Stoppschilder links und rechts auf kleinen Pfaden im Gebüsch der großen Straßen. Diese gelten den Schneemobilen als Verkehrszeichen. Und noch ein Fakt: auf 100 km hatten wir heute Benzinpreis Unterschiede von sage und schreibe 0,30€. Da lohnt sich die Fahrt ins entfernte Nachbardorf.

 




Am Abzweig in den Pallas-Yllästunturi Nationalpark fuhr die ganze Zeit ein großer Holzlaster mit ordentlich Abstand vor uns. Plötzlich krachte etwas volle Kanone gegen unsere Windschutzscheibe. Wir haben schon das Schlimmste erwartet. Aber siehe da – die Scheibe ist ganz. Glück gehabt.



Der Park selbst erstreckt sich auf über 1000 Quadratkilometern. Wir haben also nur einen winzigen Teil gesehen. Auch hier haben wir wieder das Nationalparkzentrum besucht und endlich meinen langersehnten Rentier-Burger gegessen. Hat sehr gut geschmeckt. Man darf nur diese niedlichen tapsigen Tiere dabei nicht vor Augen haben. Für die Samen sind es aber eben nun mal Nutztiere. 

 

Wir genossen die Sonne bei heute nochmal 20 Grad, fuhren einen Loop zurück zur großen Ausfallstraße in den Norden und schlafen heute wieder einmal bei strömenden Regen im Levi Ski Areal. Im Auto stört dies aber nicht sonderlich. So ist es wenigstens etwas finsterer draußen.