Mittwoch, 11. August 2021

Rumänien/Ungarn - Klöster und die ungarische Pampa...

km 6.865 - Rumänien und Ungarn


Irgendjemand hat uns in der Nacht besucht. Was es war, können wir zu unserem Glück nicht sagen. Wir hatten einen Müllhaufen neben einem Baum auf unserem Platz. Dieser war morgens total zerwült. Ein Bär? Wir räumten nur das Bett zusammen und suchten uns eine aufgeräumtere Stelle, wo es vor allem wärmer ist (11,5°C) zum Frühstück.




Wärmer wars, auch anfangs schön ruhig bis wieder irgendwelche ignoranten Leute kamen, die sich einbildeten mit mit ihrem Auto neben uns zu fahren, alle Türen aufzureißen und den ganzen Klostervorplatz mit ihrer Musik zu beschallen. Ich hasse Menschen, die denken, dass sie alleine auf der Welt sind. Genau das sind auch solche Leute, die einfach ihren Müll überall abladen.



Nachdem wir die idyllischen Bergstraßen verlassen hatten, ging es über kleine Dörfer weiter. Irgendwie war das heute ein schwieriges Fahren. Ständig musste man Fußgängern, Radfahrern, Baufahrzeugen, Gespannen und anderen Tieren ausweichen. Die Gegend war sehr geschäftig.




Die Gegend im Norden Rumäniens ist bekannt für seine Klöster. Alle paar Kilometer thront so ein Meisterwerk, vor allem aus Holz, auf einem Hügel. Sie sind wunderschön anzusehen und sehr gut gepflegt. Aber wie an allem hat man sich irgendwann auch satt gesehen.



An Häusern kann man sich jedoch hier nie satt sehen. Sie sind von Region zu Region so unterschiedlich und oft kleine Kunstwerke. Hier zum Beispiel haben sie prunkvolle hölzerne Eingangsportale zum Grundstück.



Wir kamen nach Sighetu Marmatiei, der kleinen Provinzhauptstadt. Genau hier befindet sich die Grenze zur Ukraine. Würden wir rüber dürfen, hätten wir auch das gemacht. Aber erstens benötigt man so und so ein Visum und zweitens sind Einreisen derzeit auf dem Landweg untersagt. Dafür haben wir hier ein letztes Mal die rumänische Küche probiert in einer wunderschönen traditionellen Gaststätte. Die Portionen waren wie immer riesig.



Wir fuhren weiter entlang des Grenzflusses Tisa und die Ukraine war tatsächlich, im wahrsten Sinne des Wortes, nur noch ein Steinwurf entfernt. Dann kamen wir nach Sapanta. Hier befindet sich wieder eine Touristenattraktion. Ein "fröhlicher Friedhof". Auf handgeschnitzten blauen Kreuzen findet sich malerisch die Lebensgeschichte oder die Todesursache der Verstorbenen. Etwas makaber, aber schön anzusehen. Vor allem die große blaue Kirche des Friedhofs.




Wir kamen in einen Vorort der Stadt Satu Mara, genauer nach Certeze. Sofort fielen uns die die unzähligen pompösen Villen entlang der Dorfstraße auf. Ein Haus sah aus wie das Schloss Sanssouci mit großem Park und Springbrunnen. Das Verrückte: die Häuser schienen leer zu stehen. Und tatsächlich waren sie das.

Ukraine 

Grenze zur Ukraine 


Durch die lange Wartezeit an der rumänisch-ungarischen Grenze blieb Zeit über Certeze zu recherchieren. Die Häuser wurden als Statussymbol durch Rumänen gebaut, die in Frankreich, Italien oder Belgien arbeiten. Sie sind wirklich nur für 3 Wochen Urlaub im Jahr hier und bewohnen ihre Paläste. Es ist verrückt und was für eine Verschwendung, aber auch ein Armutszeugnis, wenn man zu solchen Mitteln greifen muss, um zu zeigen, dass man den Ausbruch aus diesem Land geschafft hat.



Auch die Erwähnung gestern, dass hauptsächlich alte Menschen hier zu sehen sind, war korrekt. Rumänien ist und bleibt ein Auswandererland. Laut des Online Magazins Brand Eins sogar 10% der Bevölkerung: "Rumänien ist ein Land der Zurückgelassen. Wer jetzt noch da ist, ist oft zu alt für die Reise."




Wir standen ewig an der Grenze, ganze 105 min. Es war so ätzend und nichts ging vorwärts. Wir allerdings brauchten nur ca. 30 Sekunden für beide Grenzübergange "Germania?" "Jo!" und weiter. Wir befinden uns nun wieder im Schengenraum. Die Straßen in Ungarn waren allerdings eine Katastrophe, geflickt und runtergebrochen.


Fröhlicher Friedhof 



So überraschend wie Rumänien war, so überraschend ist dieser Moment hier als man über die Grenze fuhr. Man denkt, ja Ungarn lange EU, bisl rechts orientiert vielleicht, aber aufgeräumt. Und da kommt man hier an und denkt man ist im Tschechien vor 20 Jahren gelandet. Der einzige Unterschied, was die Straßen zum Nachbarland betreffen, dass jetzt angekündigt wird, dass sie Löcher und 15 cm hohe Absätze haben. 

Haus in Certeze 


Wir entschieden heute die Grenze zu nehmen, so dass es morgen in unser letztes Land nicht mehr ganz so weit ist. Campingplätze gab es laut Google auf dem Weg. Allerdings war in dieser Pampa alles tot. Bloß gut haben wir noch einen kleinen Platz gefunden, den wir uns jetzt mit einem Kanu Verein teilen.

Satu Mare 
Grenze zu Ungarn