Sonntag, 1. August 2021

Montenegro/Albanien - Trostlosigkeit und der Teufel steckt im Detail...

km 3.349 - Montenegro und Albanien


Auf schönen Campingplätzen ist es leider so, dass hier schon paar mehr Leute sind und irgendwie alle Dauercamper denken 6 Uhr ist die perfekte Zeit um aufzustehen, an den Strand zu gehen oder Volleyball zu spielen. So auch das Personal, was mit Traktoren Sonnenliegen verteilt. Also war es eine kurze Nacht. Trotzdem war es schön mit dem Rauschen der Wellen einzuschlafen und aufzuwachen.


an der Grenze 




Noch wussten wir nicht wie unser Tag ist und vor allem, wie er endet. Obwohl, geendet ist er, bloß gut, noch hervorragend. Aber die letzte Stunde, bevor wir Tedward abstellten war der Horror, sodass ich gerade so kaputt am Essenstisch sitze, dass ich fast einschlafe. Aber von vorn.


Burg von Shkodër 


Wir brachen auf, räumten noch einen montenegrinischen Supermarkt mit Proviant für unterwegs leer (hier gibt's schöne Sachen in kleinen Abpackungen) und machten uns auf, Richtung Grenze nach Albanien. Wir waren froh in die Richtung zu reisen, wo ein Grenzübertritt wesentlich unkomplizierter ist. Also nicht Montenegro.



Bereits vor der Grenze standen Mädels von Vodafone Albanien, um Simkarten zu verkaufen. Wie praktisch. So haben wir in allen Ländern portables Internet, weil dies eine Roaming Karte ist. 13€ 15GB. Vollkommen ausreichend und sehr praktischer Service.




Wir passieren die Grenze und da läuft tatsächlich ein älterer Herr mit seinen Kühen auf der Straße entlang. Insgesamt findet man hier noch allerhand Traktoren oder Pferdegespanne. Wir fuhren erstmal Richtung Shkodër. Lust auf diese große Stadt hatten wir keine, aber sie war für uns das Tor nach Albanien.




Die nächsten Stunden waren, sagen wir mal, ziemlich eintönig, aber teilweise auch nervenaufreibend. Hätten wir gestern Albanien nicht von einer wunderschönen Seite kennengelernt, hätten wir heute wahrscheinlich Reißaus genommen. Nichts, aber auch gar nichts war schön an dem Teil des Landes.

Lagune Patok 




Große autobahnähnliche Straßen, die mit Fahrradfahrern, Fußgänger, Gespanne, Melonenverkäufer und dem entweder im Schneckentempo oder hupend rasenden Albaner besiedelt. Alle 5 Meter, wie bei uns Straßenlaternen aufgestellt sind, findet man hier Tankstellen und Waschanlage, wo man das Auto von jemanden anderem gereinigt bekommt.




Die Hauptstraße ist so was von hässlich. Überall Industrie, Baugewerbe, Schrotthändler, Abrisshäuser und zwischendrin, mitten in diesem "Ambiente" findet man strahlende Paläste mit Namen wie Orchid Palace oder Royal Castle. Es sind Hochzeitslocations für die Feiern der Albaner mit hunderten Leuten. Die Gebäude sind gigantisch. Aber in der Gegend heiraten? Gruselige Vorstellung. Komischerweise findet man hier auch viele hübsche Hotels.


das nennt sich Klimaanlage 


Autofahren ist wieder ein gutes Thema. Albanien ist das Land des Mercedes. Jedes fünfte Auto, was uns entgegen kommt, ist von dieser Marke. Und wenn nicht, dann eben Audi. Hier fahren Teile rum, die kosten 4x zu viel wie Tedward. Wie können die sich das bloß leisten?


Bunker 


Nachdem wir eine ganze Weile in dieser trostlosen Gegend verbringen mussten, ging es für uns nach Lezhe, einer Küstenstadt. Und wie wir es durch Montenegro gewohnt waren, war auch hier mehr als die Hölle los. Chaos pur!

So sehen die Straßen aus. 

Durrës 



Erstmal Mittagessen. Wieder für wenig Geld. Leider schaffen wir nie aufzuessen, weil die Portionen so riesig sind. Riesig sind auch die Bremsschwellen in den Ortschaften, die weder farblich gekennzeichnet sind, noch angekündigt werden. Die Biberbox hat schon so manchen Salto hinter sich. Und dann die Fußgänger, die Kreuz und quer laufen. Steht man am Fußgängerüberweg und will jemanden rüber lassen, wird man von hinten überholt und angehupt. Fast noch schlimmer sind übrigens die vielen riesigen Löcher in der Straße.


Der wirklich kurze Lichtblick war heute die Lagune von Patok. Eine tolle Stimmung, dabei sah es etwas so aus wie in den Everglades. Fischer holten mit komischen Netzfangkonstruktionen die Fische an Land und die Häuser auf Stelzen bereiteten ihn zu. Ein wirklich schöner Ort und davon gibt es hier noch mehr.

Sesam Eis 



In der Nähe von Tirana waren wir froh auf der Gegenspur zu fahren. Dort entwickelte sich nämlich auf einer stinknormalen Überlandstraße ein ca. 10 km langer Stau. Schön bei 38°C. Das war auch der Moment, wo ein BMW Kombi, der vollbesetzt war vor uns Schlängellinie fuhr. Die Leitplanke und die vorbei fahrenden Autos waren oft nur Zentimeter entfernt. Wir hielten uns im Hintergrund mit genügend Abstand. Wahrscheinlich Alkohol, viel Alkohol.




Wir hielten in der Hafenstadt Durrës, die wie ausgestorben schien. Sie wirkte kalt, hat sie aber doch durch die verschiedenen Baustile durchaus Potenzial und sieht eigentlich sehr hübsch aus. Palmen, herrschaftlichen Häuser, eine Burg und Stadtmauern.



Es war schon spät. Wir brauchten was zum Schlafen. Die Plätze, die wir uns vorher ausgesucht hatten, waren vielleicht was für die Nebensaison ohne Badegäste und ohne Wochenende. Wir hielten an einem Platz unter Pinien, direkt am Meer. Selbst am Abend war es soooo voll hier, dass wir uns doch noch einen richtigen Campingplatz suchten und genau hier begann die Odyssee.



In 24 min sollten wir laut Google Maps da sein. Fehlanzeige. Es war eine Torture. Wir sind nach diesem Ritt so stolz auf unser Auto, dass es noch ganz ist und wir nicht irgendwo mit Achsenbruch oder einer Fahrt in den Fluss stecken geblieben sind.


Wie wir später erfuhren, hat Google viele Straßen nicht und so schickte er uns zuerst auf einer 4 km Buckelpiste, die nur mit Schrittgeschwindigkeit zu bewältigen war. Wir mussten fast da sein. Die Straße wurde immer schlechter und auch Pflanzen um die Straße immer höher. Wir fuhren eine Offroad Straße durch Feld/Wiese. Man kann es nicht beschreiben. Es ging eine kurze Steigung nach oben und aufeinmal Bremsung: ein Fluss.

mega voll hier 


der harmlose Anfang 

Wir konnten unmöglich wieder umdrehen. Wenige Meter davor war eine runtergetrampelte Fahrspur auf Ödland, völlig zerwachsen mit Gestrüpp. Den Untergrund konnte man kaum ausmachen. Einmal knallte es schon arg. Aber außer einer fetten Staubschicht geht es Tedward wahrscheinlich besser wie mir. Wir kamen an einem Hang an, eine steile Stelle, dahinter der Fluss. Anlauf, trotzdem Vorsicht und geschafft.




Jetzt war der Asphalt zum greifen nah. Wir erreichten den Zeltplatz mitten im Nirgendwo. Der Name Sunset Camping machte dem Ort aller Ehren. Hier ist es endlich mal still. Naja bis auf die laute Disco Musik in 5 Kilometer Entfernung.