Sonntag, 8. August 2021

Transfăgărășan - Alarmzustand in Rumänien...

km 5.929 Rumänien

Transalpina 


Nachts mussten wir mal raus. Und bloß gut war es so. Es eröffnete sich über unseren Köpfen ein 360°C Himmel, der vollkommen übersät von tausenden Sternen war. Es war stockfinster und so wunderschön. Kein Mond war zu sehen, nur die Milchstraße. So einen freien Blick auf den Himmel hatten wir noch nie. Man konnte sich schlecht trennen, obwohl wir unbedingt noch etwas schlafen mussten.





In hörbare Reichweite binmelten Glocken, Vögel zwitscherten, die Sonne steckte ihre Strahlen über die Bergkuppen. Wir erwachten mitten auf der Transalpina ganz allein, ohne eine Menschenseele weit und breit. Man hätte noch ewig hier sitzen und mit Kaffee in der Hand die Kühe beobachten können.




Erstmal mussten wir jedoch von dem steilen Hügel wieder (Beton-) Boden unter uns gewinnen. Runter war irgendwie weniger schlimm als den steilen Kamm nach oben zu fahren. Tedward ist nämlich mal ganz kurz die Puste ausgegangen.





Die nächsten Kilometer verbrachten wir weiter auf der Panoramastraße Transalpina und fuhren noch auf über 2.100 Meter Höhe. Was für eine wahnsinnige Aussicht hier oben. Wir trafen auf Schafherden und Esel, die einfach frei auf den Bergen rumliefen. Die Esel waren so zutraulich, dass man sie streicheln konnte.




Wir fuhren durch wunderschöne Wintersportorte. Wenn man hier ein Zimmer mit Balkon ergattert, schaut man 2.000 Meter übers Tal. Jetzt im Sommer war eher wenig los hier. Was man dafür viel sieht sind Wildcamper. Rumänien ist ein Paradies dafür. So viel Natur, so viele tolle Plätze und es ist nicht verboten zu stehen wo man will.
Lacul Vidra 



Wir fuhren weiter durch waldreiches Gebiet, immer entlang eines Flusses. Überall wurde gezeltet, geangelt oder beides. Und Müll ist hier tatsächlich kein großes Problem. Dies hätten wir auch etwas anders erwartet. In Rumänien schätzt man seine Natur mehr als anderswo.

Bienen 



Wir trafen auf Unmengen an Bienenwagen, wo davor stets ein kleiner Verkaufstand mit Berg-,  Sonnenblumen- und Rapshonig war. Heute waren die meisten irgendwie im Sonntagsmodus und so gut wie jeder fuhr gemütlich und genoss die Landschaft.

überall Verkaufsstände 




Irgendwann landeten wir auf einer Hauptverkehrsroute. Da war es vorbei mit Idylle. Die Straßen waren dicht mit Autos. Wolltest du mal abfahren, um was anzuschauen, war die einzige Möglichkeit wieder auf die Straße zu kommen einfach drauf zu fahren. Aber es ist uns immer geglückt.


Transfăgărășan 


Gegessen wird hier, zumindest mittags, Eintopf bzw. Suppe. Die gibt es in verschiedenen Varianten: Bohnen, Huhn, Rind, Schwein oder Sauersuppe. Und anscheinend mögen sie Schnitzel und Polenta. Fehlen darf als Nachtisch der Pfannkuchen nicht.

Vidraru Talsperre 

Verkehrschaos


Tanken ist hier nicht für emanzipierte Frauen. In anderen Ländern war es normal, dass jemand betankt. Hier ist es eigentlich nicht so üblich. Als ich den Zapfhahn ins Auto steckte kam ein Angestellter aufgeregt, wieviel Liter wir denn möchten und das ich doch gerade zum Benzinhahn gegriffen habe. "Ja, ich weiß. Wir tanken jetzt Benzin."




Als nächstes haben wir ewig im Stau gestanden. Das nervt echt langsam. Wir dachten diese Epoche hinter uns zu haben. Es ist halt Sommer und Sonntag. Da muss das wahrscheinlich so sein. Nachdem sich der Stau löste, ging es für uns durch kleine Dörfer, wo alle paar Meter Verkaufsstände mit köstlichen Birnen, Bergpfirsichen und Tomaten aufgebaut waren. Da kann man nicht dran vorbei fahren.




Nun näherten wir uns langsam der Transfăgărășan. Eine 115 km lange Hochstraße durch das Făgărășan Gebirge. Sie zählt zu einem Highlight jedes Rumänien Besuches. Wir haben gehofft das größte Highlight wahrhaftig zu erleben, aber die Massen an Autos, abends 17:30 Uhr ließen schnell ahnen, dass wir die Könige der Karpaten nicht zu Gesicht bekommen.





Bereits an der 166 Meter hohen Vidraru Talsperre bildeten sich lange Autoschlangen und jeder wollte noch einen Parkplatz erhaschen. Wir hatten wieder nur Angst um das Auto. Aber auch das hat er überlebt. Wir überlegten irgendwo auf der Strecke zu schlafen, dass wir vielleicht den zweiten Teil, ähnlich heute Morgen, für uns haben.




Nach nur wenigen Kilometern war klar, dass wir heute nicht frei stehen werden. Einfach so, am Straßenrand saß ein junger Bär und schaute seelenruhig in der Gegend umher. Nur wenige Kilometer weiter stand ein ausgewachsenes, wahrscheinlich Männchen direkt neben uns und posierte in die Kamera. Alle guten Dinge sind drei. Und wenig später noch ein junger Bär. Wir waren sehr happy.
Bären Warnung 

Abendbrot 


Nun war klar, dass wir was geschütztes zum Schlafen brauchen. Wir kamen in eine Siedlung, die aus einem Hotel, einem Kiosk und paar Wohnwagen bzw. Zelten besteht und blieben hier. Wir gingen ins Restaurant essen und auf einmal erschallte in allen Handys der Gäste ein Alarmton. Jeder schaute drauf und wir fragten uns was nun passiert? Feuer? Bär?

Schlafplatz 








Irgendwann kamen wir auf die Idee mal in unserem eigenen Telefon zu schauen. Tatsächlich! Man wird hier per GPS geortet und wir haben die Warnung auch bekommen. Mit Google übersetzt steht, dass "Ursi" (Bären) sich in der näheren Umgebung vermehrt aufhalten und man vorsichtig sein soll. Upps, das war irgendwie krass, dass man da eine Notfall Warnung bekommt. Wir hoffen einen einigermaßen sicheren Platz hier zu haben.