Samstag, 8. August 2020

Mittagessen unter Walen und angekommen in der Taiga Finnlands...


Hinfahrt zum Nordkap 

Um 1 Uhr klingelte der Wecker. Draußen war Dämmerung, es wehte ein böiger Wind, der kalte Luft ins Gesicht peitschte. Wir fuhren los - ans Nordkap. Die 20km durch unendliches, düsteres und gespennstisches Land wollten scheinbar nie enden. Zudem regnete es und der Salzgehalt verklebte die komplette Scheibe und die Fahrt glich teilweise einem Blindflug.



Rückfahrt 2:15 Uhr 


Flugplatz am Nordkap 




Nach nunmehr 5124 km am Ende Europas angekommen, wurde das Wetter noch mieser. Die Böen waren so stark, dass wir zu tun hatten gegen sie anzukämpfen. Aber das Gefühl, was wir in uns trugen, nachts 2 Uhr alleine am Globus des Nordkap zu stehen, war unbezahlbar.


Honningsvåg 


Spitzbergen Brot 


Die Rückfahrt war wesentlich entspannter. Es wurde heller und der Nebel verzog sich. Wir krochen sofort zurück ins warme Bett und schliefen bis 8:45 Uhr. Den Morgen ließen wir langsam angehen und machten uns erst 10:30 Uhr auf den Weg bei herrlichem Sonnenschein und molliger Wärme.



Rentiere am Strand 





Wir hielten in Honningsvåg, der wohl nördlichsten Stadt der Welt. 
Wunderbare kleine Häfen und bunte Holzhäuser reihten sich aneinander. Allerdings ist hier auch sehr viel Leerstand. Wenn man den Winter bedenkt auch kein Wunder. 





Wir kamen nicht weit. Ein Blick reichte, um Rückenfinnen auf dem glatten Meer auszumachen. Wir nutzten die nächste Ausbuchtung der Straße, setzten uns auf die Böschung und lauschten dem Ausatmen der Wale, die sich im Wasser vor uns tummelten. Es war eine eindrückliche Stille. Nur wir und die Natur.


Wale 


Nach 45min ging es für uns weiter. In der nächsten Bucht das gleiche Spektakel. So haben wir den perfekten Mittagessenplatz gefunden. Insgesamt waren es 10 Wale. Die Art war schwierig ausmachen. Einer müsste ein Pilotwal gewesen sein, der Rest Schweinswale.




Wenn man eine Landschaft bei zwei unterschiedlichen Wetterlagen fährt, denkt man nie vorher hier gewesen zu sein. Die Küstenstraße, die bei schlechtem Wetter gestern noch bedrohlich wirkte, war heute wunderschön und friedlich.




Wir bogen ab Richtung finnische Grenze. Die Landschaft änderte sich schlagartig. Wir fuhren lange an einem Fjord entlang, der herrlich weißte Sandestrände mit sich führte, bis wir uns in tiefen Wäldern wiederfanden. Die Siedlungen wurden noch weniger, Autos fuhren kaum noch. Größere Ortschaften lagen unzählige Kilometer weit entfernt.


Sami Parlament 


In Lakselv hat man sich überhaupt nicht mehr vorstellen können, noch in Norwegen zu sein. Hier sah es aus wie in einer amerikanischen Kleinstadt. Dies ist übrigens ziemlich oft der Fall, dass man sich in Nordamerika wägt. Das war dann auch erstmal für lange Zeit die letzte Tankmöglichkeit.




finnische Grenze 


Nach 75km kamen wir in Karasjok an. Dies ist das Zentrum der Samen, wo sich sogar der Sitz des autonomen Parlamentes befindet. Von dort erreichten wir in ein paar Kilometern die finnische Grenze. Dort besuchten wir, in dem drei Seelenort, erstmal den Dorfladen und holten uns "two kikiriki", wie der Finne sagte (gebratene Hähnchenschenkel). 
Rentier Blut und Leber 


Taiga 

ie weitere Stunde Fahrt führte durch Wald, Wald, Wald. Jede Erhebung, die wir ansteuern, tat eine neue weitläufige Taiga Landschaft mit unzähligen Seen auf, die scheinbar nie enden wollte. In den 75km begneten uns vielleicht 10 Autos. Es war so wunderschön, wenn draußen nicht der Mückentod warten würde. Bloß gut konnten wir im Dorfladen was dagegen kaufen. Pilze standen wie gesäht am Straßenrand und man hätte sie nur einsammeln brauchen und hätte den Kofferraum voll damit.






Erst als sich unser Mobilfunknetz in das finnische einwählte, wurde uns wieder bewusst, dass ja hier eine Stunde Zeitverschiebung ist. Aber keine Panik. Es ist ja die ganze Nacht hell. So kamen wir 19:15 Uhr mitten im Nirgendwo an einem Fluss mit gemütlichen Hütten an, wo wir heute die Nacht verbringen.